
Novitex Fashion AG: Ein Eldorado für Fasnächtler
Ein Mannequin in einer dunklen Robe und einem verrückten Zylinder auf dem Kopf begrüsst die Kunden der Novitex Fashion AG in Zofingen. Fein säuberlich reiht sich hier ein Stoff an den anderen. Weiter hinten stehen zwei weitere Mannequins in Fasnachtskostümen und eine Teufelsmaske hängt in einer Ecke. «Fasnacht!», scheint es aus der Textilfirma zu schreien.
Laut Geschäftsführer Andreas Sprecher findet sich hier die grösste Auswahl Textilien für Kostüme. Die Novitex liefert in die ganze Schweiz, aber Luzern und Basel, die beiden Fasnachtshochburgen, seien die Hauptorte, an die sie liefern. Etwas ungewohnt mag sich für Luzerner und Basler die Verbindung von Aargau mit Fasnacht anhören, aber der Standort bietet der Novitex Vorteile. «Es gibt nichts Besseres als Zofingen», sagt Sprecher. Einerseits wegen der zentralen Lage, andererseits, weil das Aargau quasi Fasnachts-neutral sei. Der Standort Luzern brächte nur Luzerner Kunden, Basel nur Basler, ist Sprecher überzeugt.
Rund 200 000 Meter Stoff verkaufte die Firma für die Fasnacht 2018. «Das ist schon verrückt, wenn man darüber nachdenkt», sagt Sprecher.
Das ganze Jahr Fasnacht
Die meisten Guggenmusiken kommen bereits Anfang oder Mitte März in die Novitex. «Dann haben sie noch Ideen», weiss Sprecher. Durch die Kleider anderer Guggenmusiken hätten sie Inspiration sammeln können. Bevor die neuen Eindrücke wieder schwinden, zieht es die Fasnächtler zum Textilhändler. Die Basler Fasnächtler seien aber jeweils erst im Oktober soweit. Deswegen bestellen sie die Stoffe über Ateliers und letztere bei der Novitex. Hin und wieder gibt es auch Frühstarter. Die ersten Stoffe für die Fasnacht 2019 verkaufte die Novitex nämlich bereits im letzten November. «So früh sind in der Regel nur die Guggenmusiken dran, die ein Jubiläum feiern», weiss Sprecher.
Die Beratung für diese Kunden sei sehr unterschiedlich. «Einige kommen mit der Vorstellung ‹Wir wollen ein rot-blaues Kleid machen› und andere kommen mit einem Foto und wollen eins zu eins dasselbe haben», sagt Sprecher. Nicht selten passiert es, dass die Kunden zunächst enttäuscht werden, weil sie nicht exakt denselben Stoff finden, wie auf dem Foto oder nicht exakt das Blau, das sie gerne gehabt hätten. Hier kommen die Musterstoffe zum Einsatz. Über 1 000 hat Andreas Sprecher inzwischen gesammelt. «Im Jahr gehe ich an ungefähr 10 Mode-Messen, dort sammle ich diese Muster», sagt er. Findet nun ein Kunde nicht das passende Blau, holt Sprecher seine Muster hervor. «Wenn sich darunter etwas Passendes findet, bestelle ich das natürlich gerne.» Enttäuscht sei noch niemand aus seinem Laden gegangen.
Das Aussuchen der Stoffe sei immer ein Prozess. Deswegen gleiche der oval förmige, schwarze Tisch in der Mitte des Raumes schnell einem Schlachtfeld. Duzende Stoffmuster lägen jeweils wild verstreut darauf. «So können die Kunden die Stoffe direkt vergleichen», erklärt Sprecher. Ein Dauerrenner ist der besonders sanfte und preiswerte Stoff «Monia Uni», der in allen Farben daher kommt und der an jeder Fasnacht anzutreffen ist. Schon seit 30 Jahren ist der Stoff auf dem Markt und läuft laut Sprecher noch genauso erfolgreich wie zu Beginn. Auch Krawatten-Stoffe, Felle oder Leder tummeln sich unter den zahlreichen Mustern. «Jeder Stoff, der vorne als Muster zu sehen ist, haben wir hinten an Lager.»
Ein Wiedersehen mit den fertigen Produkten gibt es für Sprecher an der Fasnacht. «Manche schicken auch Dankeskarten oder E-Mails mit Fotos, dann sehe ich, was aus den Stoffen geworden ist.»
