«Wichtig ist, dass unsere Legislaturziele dem Leitbild nicht widersprechen»

Auszug aus dem Leitbild

Gemeinschaft
■ Wir pflegen ein gemeinschaftliches Zusammenleben über alle Bevölkerungsgruppen und Generationen hinweg.
■ Wir investieren in die Zukunft und schaffen insbesondere für die Kinder und Jugendlichen Angebote sowie Raum für eigene Initiativen.
■ Wir fördern die ehrenamtliche Tätigkeit und die Freiwilligenarbeit.

Bildung und Gesundheit
■ Wir bieten ein umfassendes Bildungsangebot für alle Bevölkerungsgruppen und sorgen für eine ganzheitliche, zukunftsgerichtete Bildung unserer Kinder und Jugendlichen. Kultur und Freizeit
■ Wir erhalten und stärken ein vielfältiges Angebot in Kultur, Sport und Freizeit.
■ Wir finden eine Balance zwischen Tradition und Innovation.

Raum und Umwelt
■ Wir fördern die Entwicklung der Altstadt als Zentrum.
■ Wir achten auf die gestalterische Qualität beim Bau von Wohn- und Arbeitsraum.

Sicherheit und Verkehr
■ Wir sichern die gute Verkehrsanbindung und fördern eine attraktive Erschliessung der Stadt mit dem öffentlichen Verkehr.
■ Wir sorgen für ein zusammenhängendes Netz von sicheren Verbindungen für den Fuss- und Fahrradverkehr.

Wirtschaft und Region
■ Wir sind ein attraktiver Wirtschafts- und Arbeitsstandort.
■ Wir erhalten und fördern das vielfältige Arbeitsplatzangebot.

Behörden und Verwaltung
■ Wir bieten kundenorientierte und effiziente Verwaltungsdienstleistungen von hoher Qualität.
■ Wir setzen uns für einen ausgeglichenen Finanzhaushalt zur langfristigen Sicherung unserer Handlungsfähigkeit ein.

Das vollständige Leitbild finden Sie HIER!

Die Stadt Zofingen will sich gezielt und nachhaltig entwickeln. Deshalb haben über hundert Vertreter aus Bevölkerung, Politik und Verwaltung in verschiedenen Workshops ein Leitbild erarbeitet. 26 Leitsätze umfasst das Papier (siehe Kasten), das der Stadtrat auf Anfang dieses Jahres in Kraft gesetzt hat. «Das Leitbild gilt für Bevölkerung, Politik und Verwaltung als Kompass bei künftigen Planungsprozessen», sagt Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger und fügt an: «Es soll als Wegweiser für die Stadtentwicklung während der nächsten 10 bis 20 Jahre dienen.» Das Leitbild kommt schon zum Einsatz – bei der Erarbeitung des neuen Legislaturprogramms 2018/2021.

Hans-Ruedi Hottiger, die Stadt Zofingen hat nun ein Leitbild. Zwei Workshops hat es dazu gebraucht. Wie sieht Ihr Fazit als Stadtammann aus?
Hans-Ruedi Hottiger: Für uns ist es wichtig, dass wir nun eine konsolidierte Fassung haben. Das Leitbild ist ja mit Vertretungen verschiedenster Interessengruppen und damit auch aus der Bevölkerung heraus entstanden. Im Juni 2017 waren über hundert Frauen und Männer aus verschiedenen Altersund aus diversen Anspruchsgruppen dabei. Bei beiden Workshops waren immer auch Vertretungen aus dem Stadtrat, dem Einwohnerrat sowie der Verwaltung dabei. Im Prozess wurden wir unterstützt durch kompetente Fachleute. Mit dem Leitbild haben wir nun ein taugliches Mittel, das wie ein Dach über allen bereits erarbeiteten und allen künftigen Konzepten und Strategien steht.

Für den zweiten Workshop letzten Herbst haben die Gruppenleiter die knapp hundert Teilnehmer ausgesucht. Gab es wieder Fachsupport?
Ja, und zwar von Martin Hitz. Er ist Geschäftsführer des Gemeindeberatungsbüros UTA Comunova und Geschäftsführer des Gemeindeammännerverbandes. Für die Gruppenmoderation konnten wir wiederum auf Inger Schjold vom Beratungsunternehmen für Organisationsentwicklungen «Frischer Wind» zählen.

Klingt alles schön und gut. 26 Leitsätze – für Aussenstehende sieht dies nach wenig und einem beliebigen Pflichtprogramm aus.
Im und nach dem ersten Workshop wurde das Beliebige auch kritisiert. Im zweiten Workshop haben wir darauf geachtet, welche Dienstleistungsangebote wir besonders fokussieren wollen. Während des Prozesses wurde schnell sichtbar, dass von den Jungen über die Senioren, Familien bis zu den Sportbegeisterten alle Bedürfnisse und Wünsche haben. Dabei wurde klar, dass nicht nur etwas für eine Interessengruppe getan werden kann und das Leitbild allgemeiner Natur bleiben muss. Ein Leitbild befindet sich auf einer «Flughöhe», bei der im Vergleich mit anderen Gemeinden und Städten die Sätze ähnlich klingen. Was wir gemacht haben, ist, dass wir gewisse Punkte geschärft haben. Da unterscheidet sich das Zofinger Leitbild klar von anderen. So ist festgehalten, dass wir ein moderates Wachstum anstreben, bei dem uns aber auch der Erhalt und die Pflege und Aufwertung der Grünflä- chen wichtig sind. Spezifisch «zofingerisch» ist auch der Leitsatz «Wir finden eine Balance zwischen Tradition und Innovation.»

«Die Stadt Zofingen verbindet als regionales Zentrum gelebte Traditionen mit dynamischer Entwicklung» – heisst es in der Vision des Leitbildes. Was ist da das Neue? Vieles wird ja bereits so gemacht.
Absolut, das ist so. Es wäre fatal, wenn es nicht so wäre. Klare Zielsetzungen gab es in Zofingen auch bereits vor dem Leitbild. Bislang war es aber so, dass all diese Leitsätze nur in den Köpfen der Politiker und der Bevölkerung vorhanden, aber nicht schriftlich festgehalten waren. Nun sind die Leitsätze pointiert niedergeschrieben, und sie gelten für Bürger, Politik und Verwaltung. Es ist ja bekannt, dass das, was schriftlich festgehalten ist, mehr gilt. Beim Leitbild geht es auch um das Bewusstmachen, was schon läuft.

Das Leitbild ist voll schöner, plakativer Worte. Wer ist nun verantwortlich, dass das Leitbild nicht in einer Schublade oder auf der Website vor sich hin staubt?
Das ist klar eine Führungsaufgabe des Stadtrates und der Bereichsleitenden. Das Leitbild ist die Richtschnur, die seit diesem Jahr gilt. Es ist ein Rahmen, den es für künftige Konzepte, Projekte und das Legislaturprogramm zu berücksichtigen gilt.

Eine neue Legislatur hat begonnen, das Leitbild ist frisch, wie benutzen Sie es für die Zielfindung konkret?
 Hier sind der Stadtrat und das Parlament gefordert. Sie haben darauf zu achten, dass die ergriffenen Massnahmen dem Leitbild entsprechen. Bei Leitbildern geht es darum, die festgehaltenen Punkte auch zu leben.

Was kann das Leitbild dazu beitragen, damit Zofingen ein attraktiver Wirtschafts- und Arbeitsstandort bleibt?
Wir haben einen Leitsatz, in dem wir festhalten, dass wir eine aktive und nachhaltige Raum- und Siedlungspolitik betreiben wollen. Dazu gehört auch eine aktive Bodenpolitik. Ein Aspekt ist, dass wir Schlüsselgrundstücke kaufen, um die Entwicklung steuern zu können. Dies sind aber Punkte, die in den Massnahmenplan gehören und die in unserem Legislaturprogramm bereits enthalten sind. Als Beispiel ist in der Bau- und Nutzungsordnung seit 2010 festgehalten, dass wir in der Arbeitszone keine Lagerräumlichkeiten ohne dazugehörende Produktionsanlagen, keine Verkaufsflächen über 500 m² und keine Logistiker, sondern eher Firmen mit hoher Wertschöpfung wollen. Wir streben Arbeitsplätze an und nicht Verkehr. Für die Standortpflege und die Firmen-Ansiedlung ist auch die Wirtschaftsförderung sehr wichtig. Dank ihr sind Firmen wie die Miteco und die Metrohm in der Region Zofingen geblieben. Die Miteco hat einen neuen Mietstandort in Zofingen gefunden und die Metrohm baut neu in Zofingen.

Und im Bereich der Bildung?
Wir investieren massiv im Bildungsbereich und stellen eine sehr gute Infrastruktur zur Verfügung. Gemeinsam mit Grossräten haben wir dafür gekämpft, dass die Kantonsschule wie die Berufsschule in Zofingen bestehen blieben. Auch für den Erhalt der Heilpädagogischen Schule haben wir gekämpft.