
Jugendarbeiter helfen bei Lehrstellensuche: Im Notfall auch als «Blitzableiter»
TOP BERUFE
Frauen
1 Kauffrau
2 Fachfrau Gesundheit
3 Detailhandelsfachfrau
4 Fachfrau Betreuung
5 Coiffeuse
Männer
1 Kaufmann
2 Polymechaniker
3 Elektroninstallateur
4 Detailhandelsfachmann
5 Logistiker
Ob Informatiker, Pflegefachfrau, Kaufmann oder vielleicht doch Gipser, Malerin oder Zugführer – mit der Lehrstellenwahl stellen junge Menschen eine entscheidende Weiche für ihre berufliche Zukunft. Da ist guter Rat wichtig. Ergänzend zu bestehenden Angeboten der Schule bietet die Gemeinde den Oftringer Schülerinnen und Schülern deshalb neu ein Lehrstellenbüro. Der Service der Jugendarbeit ist nicht einfach eine Ergänzung – hier sollen Jugendliche neue und andere Möglichkeiten haben, sich zu informieren, sich auszutauschen und Energie für die Berufswahl zu tanken.
Jugendarbeiter Lukas Brunner erklärt: «Gegen Ende der Schulzeit sind viele Jugendliche ausgelaugt. Das kann sie frustrieren und auch blockieren.» Genau hier setze die niederschwellige Arbeit an. Lukas Brunner, Patrizia Castelli und Nicole Schwegler führen das Lehrstellenbüro im Jugendlokal Neuron, und zwar mittwochund freitagnachmittags.
Aus der Nachfrage geboren
Das Team berät in allen Phasen der Suche nach einer Lehrstelle, weiterführenden Schule oder Zwischenlösung – von der anfänglichen Selbstreflexion bis zum Bewerbungsschreiben und sogar dann noch, wenn in der Ausbildung wieder Fragen auftauchen. «Die Jugendlichen können uns hier genauso vertrauen, wie auch sonst, wenn sie zur Jugendberatung kommen», sagt Brunner, «Deshalb ist ein besonders persönlicher und offener Austausch möglich.» Die Instrumente: Berufswahlkataloge, Broschüren, Websites, Bü- cher. Auch fiktive Bewerbungsgespräche sind möglich. Ausschlaggebend sind gemäss Brunner die individuelle Situation und der Bedarf, den ein Jugendlicher hat. Die Beratung ist freiwillig – und gratis.
Von ungefähr kommt das neue Angebot nicht. «Wir haben im Jugendtreff vermehrt festgestellt, dass ein Bedürfnis besteht», sagt Lukas Brunner. Daniela Arslan, Bereichsleiterin Freiwillige Beratungen, bestätigt diesen Eindruck. «Es gibt einige Jugendliche, welche das Thema Lehrstelle stark belasten kann.» Die Gründe seien nicht eindeutig. «Manchmal geht es darum, dass sie nichts Passendes finden. Oft wird die ganze Situation für die Jugendlichen erst greifbar, wenn die Zeit drängt und sie unter Druck kommen.»
Im Winter wächst der Druck
Geöffnet ist das Lehrstellenbüro seit dem Sommer. Die bisherigen Besuchenden seien interessiert und motiviert gewesen, sagt Lukas Brunner. «Und sie waren happy, weil wir gemeinsam meistens eine gute Lösung gefunden haben.» Es kämen aber auch oft Jugendliche, die sich viel zu spät auf Lehrstellensuche begeben haben; und solche, die durch Familie und Umfeld nicht oder zu wenig unterstützt worden sind. «Für diese jungen Leute sind wir so etwas wie ein Auffangnetz», meint Brunner. «Unser Interesse ist es, wirklich auf die individuellen Bedürfnisse, Fragen und Sorgen einzugehen.» Da dürfe man sich auch «einfach mal auskotzen» und ab und zu sind die Jugendarbeiter auch «Blitzableiter», wenn einem frustrierten Teenager alles über den Kopf zu wachsen droht.
Die Jugendarbeiterinnen Patrizia Castelli und Nicole Schwegler sowie Jugendarbeiter Lukas Brunner würden sich freuen, wenn das neue Angebot noch reger genutzt wird. Der Druck auf die jungen Erwachsenen in Schule und Job sei stark gestiegen. «Wir möchten eine Stütze sein», sagt Brunner. Es gehe darum, Möglichkeiten aufzuzeigen und Perspektiven zu eröffnen, damit die Jugendlichen ihren eigenen Weg finden können. «Den letzten Schritt in die Berufswelt», sagt Brunner, «müssen die Jugendlichen letztlich alleine machen.»
Lehrstellenbüro, ein Angebot der Jugendarbeit Oftringen, Jugendlokal Neuron, Zürichstrasse 39; geöffnet Mittwoch, 14 bis 15 Uhr, Freitag, 16 bis 17 Uhr.