
Generationenwechsel in der Inneren Altachen: Kühe weichen Gemüsekulturen
Bauern arbeiten lange und viel: 63-Stunden-Woche
Ein Betriebsleiter arbeitet laut einer Erhebung des Bundesamts für Statistik im Schnitt 63 Stunden die Woche. Der Einsatz weiterer Familienmitglieder ist ebenfalls hoch. Trotzdem ist bei vielen Betrieben die Wahrscheinlichkeit gross, dass ein Familienmitglied den Hof übernehmen wird.
Der Hof der Familie Frei in der Inneren Altachen ist eine landwirtschaftliche Insel – umschlossen vom Berufsbildungszentrum Zofingen und von Wohnquartieren. Vor einigen Tagen hat das Idyll einen kleinen Riss bekommen. Die bisher 14 Milchkühe fehlen den Spaziergängern und den Kundinnen des Biohofladens – sie sind weder auf der Weide noch im Stall. Was ist passiert? Wird der Hof aufgegeben? In Bauland umgewandelt?
«Sicher nicht», sagt Hansueli Frei wie aus der Pistole geschossen. «Aber ich bin nun 65 und Milchwirtschaft ist sehr arbeitsintensiv. Deshalb haben meine Frau Marlen und ich uns schweren Herzens von diesem Betriebszweig getrennt.» Die Zukunft des Hofs sei jedoch gesichert. Eines der drei Kinder, Simon, ist Landwirt und derzeit am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg in der Weiterbildung zum Betriebsleiter. «In drei, vier Jahren wird Simon unseren Hof in Pacht übernehmen», freuen sich Marlen und Hansueli Frei.
25 Fussballfelder
Simon hat bereits klare Vorstellungen, wie er den 18 Hektaren-Hof – das sind rund 25 Fussballfelder – betrieblich gestalten will: «Ich möchte einen Schwerpunkt auf den Anbau von Bio-Gemüse legen.» Weiterhin führt Marlen Frei einen Hofladen. Angeboten wird Saisonales – ab Herbst Randen, Sellerie und Lauch. In der wärmeren Jahreszeit gibt es zudem frischen Salat und frisches Gemüse ab Feld zum Selberschneiden, was bei den Kundinnen und Kunden regen Zuspruch findet.
Grosse Freude macht Hansueli Frei sein Obstgarten mit den Apfel- und Birnbäumen. Bio-Obst zu kultivieren, ist nicht einfach. «Zum Glück gibt es seit 15 Jahren schorfresistente Sorten und biozertifizierte Mittel, mit denen man den Ernteausfall durch Obstmaden um rund 20 Prozent reduzieren kann.» Ein grosses Lob hat die Familie Frei für ihre Kundinnen und Kunden: «Sie kaufen auch Äpfel, die nicht perfekt schön wie beim Grossverteiler sind.»
Acker- und Wiesland
Ackerbau gibt es auch auf dem Frei-Hof – Weizen sowie das Futtergetreide Triticale – und natürlich Wiesland. Gras ohne hungrige Kühe? Und Bio-Gemüseanbau ohne Hofdünger? Dieses Problem ist gelöst. Zum einen wird die heute kleine Rinderaufzucht – die Mütter der Kälber sind die künftigen Kühe eines Milchbauern – vergrössert und zusätzlicher Dünger wird durch Kompostieren gewonnen. In der Inneren Altachen liefern Landschaftsgärtner Gras, Laub, Äste und dergleichen an. Holz wird zu Energie, der Rest für die Kulturen genutzt.
Marlen und Hansueli Frei freuen sich, dass ihr Hof dank ihrem Sohn eine Zukunft hat. «Ich lebe seit 60 Jahren hier», sagt Hansueli. Sein Vater hat den Hof seinerzeit auf den damals weiten Agrarlandflächen vor den Toren des Zofinger Siedlungsgebiets erbaut.