
Acht Wochen Ferien sind zu viel — wie geht es weiter mit der Stadtbibliothek?
8 Wochen Betriebsferien pro Jahr – davon 6 ausserhalb der Schulferienzeit –, 24 Stunden geöffnet pro Woche: Die Stadtbibliothek Olten ist für die Benutzer zum Teil schwer zugänglich. Die Kritik an den Öffnungszeiten, die gestiegenen Ansprüche der Benutzer und die höheren technischen Anforderungen wie E-Book haben den Stadtrat nun zum Handeln bewegt.
Wie die Stadtkanzlei mitteilt, will die Oltner Regierung die Stadtbibliothek von externer Seite untersuchen lassen und hat dem Institut für Informationswissenschaft der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur einen Auftrag erteilt. Die Betriebs- und Umfeldanalyse wird von Bachelor- und Master-Studenten und einem Dozenten vor allem während einer Projektwoche erarbeitet, welche nächsten Frühling stattfinden soll.
Die grundsätzliche Ausrichtung der Stadtbibliothek soll dabei unter die Lupe genommen werden. Dies auch im Hinblick auf die in einigen Jahren anstehende Pensionierung der derzeitigen Leiterin Sibylle Scherer. Markus Dietler, dem als Direktionsleiter Präsidium die Stadtbibliothek unterstellt ist, sagt dazu: «Mit unserem Vorgehen können wir die künftige Ausrichtung bestimmen, bevor das Stellenprofil für eine neue Anstellung festgelegt wird.»
Die Gesamtkosten der Analyse belaufen sich auf 87’900 Franken. Die Stadt hat allerdings nur die Kosten des Dozenten inklusive Spesen in Höhe von 22’500 Franken zu bezahlen, der Zeitaufwand der Studenten wird nicht verrechnet. Weil der Kredit bisher nicht im Budget 2018 aufgeführt war, hat der Stadtrat dazu einen Nachtragskredit in entsprechender Höhe an seiner Sitzung letzten Montag bewilligt.
Medium Buch rückt in Hintergrund
Bei der Analyse wird es unter anderem um die Fragestellungen gehen, was mit den vorhandenen finanziellen und personellen Ressourcen möglich ist respektive welche Ressourcen nötig wären, damit die Ziele der Stadtbibliothek ohne Betriebsferien erreicht würden.
Mit anderen Worten: Auch eine Erhöhung des Stellenetats von derzeit 300 Prozent ist nicht ausgeschlossen. Das Gemeindeparlament hat Anfang 2015 50 Stellenprozente eingespart. Dies führte auch zu einer Reduktion der Öffnungszeiten von damals 33 zu derzeit noch 24 Wochenstunden. «Wir sind relativ offen, wie die Stadtbibliothek künftig ausgerichtet sein soll», sagt Dietler. Die Analyse sei nicht nur betriebswirtschaftlich ausgerichtet, sondern auch fachlich. Die Master-Studenten sind laut Mitteilung in unterschiedlichen Bibliotheken der gesamten Schweiz tätig und «können so wertvolle Erfahrungen einbringen». Zudem hätte dasselbe Institut bereits ähnliche Analysen in Bibliotheken durchgeführt.
Für Projektleiter Ivo Macek geht es bei der Analyse nicht darum, noch mehr Sparpotenzial auszuloten, sondern Ideen zu generieren, wohin sich die Stadtbibliothek entwickeln könnte. Anhand von Umfragen bei Nutzern und politischen Entscheidungsträgern wolle man herausfinden, welches die Bedürfnisse und Wünsche seien, um daraus Ideen zu entwickeln.
In den Augen des Leiters Weiterbildung am Institut für Informationswissenschaft werden die Bibliotheken immer mehr zu einem sozialen Treffpunkt und zu einem Veranstaltungsort. «Das analoge Medium Buch rückt in den Hintergrund.» In Olten werde es aber darauf hinauslaufen, dass der Stadtbibliothek mehr Geld zur Verfügung gestellt werde. «So wie es derzeit läuft, kann es auf Dauer nicht funktionieren», ist Macek überzeugt. Man wolle Stadtverwaltung und Politik sensibilisieren, dass «Olten eine gut dotierte Stadtbibliothek braucht, wenn sie eine attraktive Wohnstadt sein will».
8 Wochen Ferien sind zu viel
Die Ausrichtung und die Öffnungszeiten der Stadtbibliothek waren schon mehrere Mal Thema im Gemeindeparlament. Zuletzt forderte der Grünliberale-Gemeinderat Simon Haller in einer Motion, die Öffnungszeiten wieder auf den Stand vor der Kürzung des Stellenetats zu erhöhen, ohne dass die Stadt mehr Geld spricht.
Er schlug vor, die Aussengemeinden bei der Finanzierung anzufragen, die Gebühren zu erhöhen oder Freiwillige in den Dienst einzubeziehen. Das Gemeindeparlament lehnte das Ansinnen allerdings ab.
Andere Stimmen wie CVP-Parlamentarierin Heidi Ehrsam wünschten sich, dass das Personal eine Ressourcenverlagerung prüfe, ob wirklich jedes Jahr Tausende von neuen Medien angeschafft werden müssten. Die Kritiker sind sich allerdings darin einig, dass 8 Wochen Betriebsferien pro Jahr zu viel sind.