
Die Armee greift dem Spitalpersonal unter die Arme
Zur Person
Alfio Finochiaro arbeitete als Sekundarschullehrer, bis er vor 15 Jahren Berufsoffizier wurde. Der 41-Jährige aus dem Kanton Bern ist bei der Armee in der Sanität tätig und Mitarbeiter des Oberfeldarztes.
Rund 95 Soldatinnen und Soldaten des Spitalbataillons 66 sind diese Woche in den Spitälern Aarau und Zofingen im Einsatz. Sie unterstützen dort im Rahmen ihres Wiederholungskurses das Personal der Spitäler. Das Spitalbataillon 66 ist eines von vier Spitalbataillonen der Schweizer Armee.
Welche Funktion haben die Spitalbataillons der Schweizer Armee?
Alfio Finochiaro: Erstens die Unterstützung von zivilen Spitälern und weiteren Institutionen mit Personal, zweitens das Einrichten und Betreiben einer GOPS, einer geschützten Operationsstelle, unterhalb eines zivilen Spitals. Drittens das Einrichten und Betreiben eines improvisierten Standortes, beispielsweise in einer Turnhalle sowie viertens den Betrieb des unterirdischen Militärspitals in Einsiedeln. Ein Spitalbataillon kann bis zu 200 Betten betreiben und verfügt auch über Spezialisten im Bereich der Hygiene, der Reinigung oder des Labors.
Was ist das Ziel des Einsatzes im Spital?
Die zivilen Spitäler sollen uns kennenlernen und sehen, was wir leisten können. Zweitens lernen auch wir die Institutionen, ihre Arbeitsabläufe und Mitarbeiter kennen – so kann man im Ernstfall auch besser zusammenarbeiten. Drittens sollen die Soldaten ihr Handwerk, das sie in der Rekrutenschule gelernt haben, trainieren können.
Welche Aufgaben müssen die Soldaten dabei erfüllen?
Wir haben verschiedene Spezialisten im Bataillon. Es gibt die Pfleger, die in der RS eine entsprechende Ausbildung im Bereich Pflege absolviert haben. Dabei erlangen auch alle den Pflegehelferausweis des Schweizerischen Roten Kreuzes. Die anderen Spezialisten sind die Techniker: Sie arbeiten in den Bereichen der Reinigung, der Wäscherei, der Hygiene. Wir verfügen hierbei auch über einen eigenen Hygieneanhänger, mit dem wir die Bettwaren aus dem Spital desinfizieren können. Weitere Spezialisten arbeiten im Transportwesen oder im Labor.
Welche Arbeiten dürfen die Soldaten mit dem Pflegehelferausweis übernehmen?
Mit dem Ausweis können sie das ganze Spektrum der Pflege abdecken: Mobilisation von Patienten, Verbandwechsel, Betten bereitstellen und vieles mehr. Die Arbeit geschieht immer unter Anleitung des Spitalpersonals, das vorgibt, was gemacht werden darf.
Sind die Soldaten auch im zivilen Leben in der Medizin tätig?
Sowohl in der Technik als auch in der Pflege gibt es nur einen kleinen Anteil an Leuten, die auch im Zivilleben im Pflege- oder Gesundheitsbereich tätig sind. Das macht rund zehn Prozent aus. Im Bataillon sind alle möglichen Berufe vertreten: Von Anwälten über Handwerker bis zu Lehrern.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Spitals?
Es läuft gut, wir haben eine hervorragende Zusammenarbeit. Es stehen in Zofingen fünf Soldaten im Einsatz, in Aarau gegen 90.
Haben Sie schon Rückmeldungen von Patienten erhalten?
Die meisten Rückmeldungen, die wir bisher bekommen haben, stammen von den Mitarbeitern. Die sind begeistert. Letztes Jahr waren wir in drei Pflegeheimen im Kanton Solothurn unterwegs. Dort haben wir gemerkt, dass es bei den Patienten gut ankommt – besonders bei älteren, die das Militär gemacht haben und von ihren Erfahrungen erzählen können.
Was sind die Herausforderungen eines solchen Einsatzes?
Man muss sich zuerst kennenlernen. Jedes Spital hat eigene Abläufe. Nicht alle kennen uns, und wir kennen die Spitäler nicht. Darum müssen wir im Vorfeld des WKs auch viel planen. Die Menge an Personal ist eine weitere Herausforderung: Wir können erst am ersten Tag des WKs sagen, welche Soldaten definitiv dabei sind. Sie können auch kurzfristig noch ein Dienstverschiebungsgesuch stellen. Dann ist es auch eine Herausforderung, alle Soldaten entsprechend ihren Fähigkeiten und den Wünschen des Spitals zufolge einzuteilen.