Ballenberg ist überall

Interviewtermin mit Kurt Schmid, Präsident des Aargauischen Gewerbeverbandes. Schmid wirkt aufgeräumt: Sein Verband hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Doch wenn er auf das kommende Jahr blickt, gibt es nicht nur gute Nachrichten. Schmid spricht Klartext: Im Innern sterben die Stadt und Dorfkerne aus; kleinere Quartierläden haben es immer schwerer – das sei brutal. Und Schmid hat recht, wenn er sagt, dass viele Leute das Gleiche wollten: «Ballenberg. Ja nichts verändern.» Wie drängend das Thema ist, zeigt die Tatsache, dass Schmid im Nu eine Arbeitsgruppe auf die Beine stellen konnte, die sich nächstes Jahr das Thema im ganzen Kanton aufs Tapet hieven will. «Wir haben gemerkt: In jeder Gemeinde ist das ein Thema. In jeder!», sagt Schmid.

Sicher ist: Wenn langfristig wieder Leben in Dörfer und Städte zurückkehren soll, muss das Ballenberg-Denken ein Ende haben; ohne grosszügige Verkaufsflächen wird es nicht funktionieren – was entsprechende bauliche Eingriffe erfordert. Klar ist das einfacher gesagt als umgesetzt; aber es hilft ja kaum, das Rad der Zeit anhalten zu wollen. Und noch weniger hilft, wenn Gewerbler und Ladenbesitzer untereinander Fehden austragen statt am gleichen Strick zu ziehen. Und natürlich bringt die Verteufelung des Autos ganz und gar nichts. Die Leute werden die nächsten paar Jahrzehnte nicht aufhören, samstags da hinzufahren, wo sie alles auf einen Streich finden. Und sie werden sich nicht überreden lassen, mit ihre Einkauftaschen kilometerweit zu schleppen. Sofort was tun können wir allerdings auch: Gehen Sie doch heute wieder mal in einem Stadt- oder Dorfkern einkaufen!