
Eine velofreundliche Stadt Zofingen am Horizont – es werden Premiumrouten eingeführt
«Die Stadt Zofingen will den Anteil des Velos am Gesamtverkehr erhöhen und die Situation für die Velofahrenden verbessern.» Diese Absichtserklärung ist das Fundament eines zukunftsweisenden Projektes, das ein dichtes, attraktives und sicheres Netz für den Veloverkehr schaffen will. Über die Grundlagen (Bestandesaufnahme, Bedarfsabklärung und Umsetzung) wurde am Mittwochabend im Rathaus informiert.
Stadtrat Andreas Rüegger ging einleitend kurz auf die Ausgangslage der Stadt Zofingen ein: Radverkehrskonzept 2000 und Velokonzept Region Zofingen 2012. Bis dato sei daran nur punktuell gearbeitet worden, nun gelte es, ein übergreifendes, koordiniertes und engmaschiges Velonetz aufzubauen. Handlungsbedarf ist vorhanden: Am Bahnhof Zofingen werden an Werktagen über 1000 Velos gezählt und in der Altstadt sind samstags rund 250 parkiert. Als Brennpunkte für Velounfälle (Abbiegen) erfasste das Bundesamt für Strassen die Kreuzung Untere Grabenstrasse/Henzmannstrasse sowie den Kreisel Henzmann, die Strengelbacherstrasse beim BZZ und beim oberen Stadteingang die Ausfahrt der Bottensteinerstrasse. Diese Orte sollen durch Massnahmen im Velonetzplan entschärft werden. Wie das geschieht, erläuterte Daniel Sigrist vom Büro Planum (Biel) in Wort und Bild. Von ihm stammt auch das Konzept, wobei er sich auf die frühere Mitarbeit im Regionalverband zofingenregio stützen konnte.
Einführung von Premiumrouten
Ausgegangen wurde von den bisherigen Grundlagen, den aktuellen Sicherheitsfragen und besseren Bedingungen für den Veloverkehr. Der Mischverkehr stösst an seine Grenzen, das Potenzial des Veloverkehrs liegt brach. Das Linksabbiegen ist auch für geübte Velofahrer ein Risiko. Das Velo ist ein ideales Transportmittel für kurze Distanzen, 10 Prozent der Autofahrten sind kürzer als 1 Kilometer, 36 Prozent kürzer als 3 Kilometer. Das Prinzip «8 bis 80» soll sowohl 8-jährigen Kindern wie 80-jährigen Personen ermöglichen, sich sicher im Velonetz zu bewegen. Vorrang in der Planung haben Routen mit wichtigen Zielen, ein hoher Sicherheitsstand, das Nebeneinanderfahren getrennt von Motorfahrzeugen und wenig Stopps. Solche Strecken werden als «Premiumroute» – Verbindung wichtiger Orte mit hohem Ausbaustandard – bezeichnet.
In die Planung aufgenommen ist die Premiumroute 1 «Ost». Diese soll Mühlethal und das Spital mit dem Bahnhof und den Quartieren östlich der Bahnlinie verbinden. Die Premiumroute 2 «Altstadt» würde Schule, Altstadt und Bahnhof miteinander verknüpfen und weiterführen nach Strengelbach. Als Verbindung zwischen dem Industriegebiet, dem Bahnhof und den südlichen Quartieren gedacht ist die Premiumroute 3 «West», die auch Oftringen und Brittnau einen Anschluss bietet. Die 4 «Sport und Freizeit» erschliesst den Zugang vom Bahnhof zu den regionalen Schulen, dem Schwimmbad und den Sportanlagen sowie den angrenzenden Quartieren.
Eine Massnahmenliste enthält in 30 Positionen die kritischen Stellen auf der Netzstrecke und die dabei zu lösenden Knacknüsse. Vor allem die Premiumrouten benötigen vertiefte Abklärungen über die Linienführung sowie Machbarkeitsstudien und Vorprojekte mit Kostenschätzungen. Die Planungs- und Realisierungskosten müssen frühzeitig in die Budgetplanungen der Stadt Zofingen, des Kantons Aargau und in die Agglomerationsprogramme integriert werden.
Mitwirkungsverfahren bis Ende 2017
Als nächster Schritt läuft ab 2. November ein Mitwirkungsverfahren bis Ende 2017. Die Unterlagen sind auf der Website der Stadt Zofingen unter «Aktuelles» aufgeschaltet. Nach dem Eingang werden die Mitwirkungseingaben ausgewertet, in der ersten Phase bereinigt und in einem zweiten Schritt zu Projekten weiterentwickelt. Das bedeutet dann «grünes Licht» für die Velomassnahmen 2017/18 und die Projektentwicklung der Premiumrouten. In der Diskussion gab es kritische Bemerkungen zur schwierigen Situation der Velofahrer in der neuen Unterführung der Strengelbacherstrasse, beim Befahren der Kreisel sowie ganz allgemein zum Schutz der Fussgänger, besonders wenn sich die Welle der Velo fahrenden Schuljugend nach dem Unterricht in die Gassen der Stadt ergiesst. Aber genau dies sollen der Velonetzplan und die Premiumrouten eindämmen. (KBB)
Die wichtigsten 10 Punkte aus den insgesamt 29 Massnahmen, welche die Stadt und der Regionalverband treffen wollen:
1. Unterführung Henzmannstrasse. Sie ist eine der wenigen Querungsmöglichkeiten der Bahnlinie. Schmale, stark vom motorisierten Verkehr belastet Fahrbahn. Erleichterung soll ab 2019 Tempo 30 und ein Linksabbiegeverbot in und aus der Unterführung schaffen.
2. Die Untere Grabenstrasse. Auch hier hohe Verkehrsbelastung. Für Velofahrer ist es aus Richtung Norden schwierig, in die Altstadt einzubiegen. Erste Verbesserungen soll die Neugestaltung des Bahnhofplatzes bringen. Eine Totalsanierung der Strasse ist jedoch erst für 2028 geplant.
3. General-Guisan-Strasse. Trotz Lichtsignalanlage ist ein Queren schwierig. Diese Veloverbindung wird als Schulweg genutzt. Definitive Lösung nicht vor 2022.
4. Strengelbacherstrasse. Mit dem Kreisel an der Einmündung zur Mühlemattstrasse wurden Abbiegen und Queren massiv verbessert. Eine bereits realisierte Massnahme.
5. Unterführung Strengelbacherstrasse. Obwohl neu, ist sie für den Mischverkehr Fussgänger/Velo zu schmal. Wie eine Lösung aussehen könnte, ist völlig unklar.
6. Junkerbifangstrasse-Bahnhof. Eine solche Veloverbindung gibt es nicht. Wann sie kommen könnte, ist offen.
7. Brittnauer-Strasse-Färbereiweg. In einer engen Kurve gilt es zum Bahnhof abzubiegen. Das Problem ist in Bearbeitung.
8. Mühlethalstrasse-Unterer Stadteingang. Bis zum Spital eine velo-unfreundliche Strecke. Massnahmen im Rahmen der Strassensanierung ab 2018.
9. Aarburgerstrasse. Sie soll zwischen 2019 und 2021 neu konzipiert und velofreundlich gemacht werden.
10. Kreuzung Unterer Stadteingang. Für Velofahrer eine Mutprobe. Ein Kreisel ist geplant. Realisierung nicht vor 2020.