
«Wir wollen endlich Tempo 30» – jetzt reden die Anwohner
Jeweils am Feierabend kommt es an der Dammstrasse und am Dammrain immer wieder zu heiklen Situationen. Bei Stau auf der Luzernerstrasse nutzen sie Autofahrer als Schleichweg. Sie ist Lieblingszufahrt für Clientis-Bank-Kunden, oder auch von Besuchern des Musikgeschäfts Lüscher. Die Anwohner wollen dem nicht mehr länger untätig zuschauen, denn viele Lenker sind angeblich rücksichtlos und zu schnell unterwegs. Zur Einheit formiert fordern die Anstösser deshalb von der Gemeinde eine Tempo-30-Zone. Igel, Eichhörnchen und Katzen sind schon unter die Räder gekommen, und laut Anwohnerin Christine Jardin ist die Situation «auch für die vielen Kinder zum nicht mehr tragbaren Sicherheitsrisiko geworden».
Jardin forderte in Namen der Anstösser an der letzten Gemeindeversammlung die Behörden öffentlich auf, Tempo 30 einzuführen. Das Anliegen, das nun vom Gemeinderat geprüft wird, untermauerte sie mit weiteren 20 Anwohnerunterschriften. «Es muss endlich etwas geschehen.» Bisherige Vorstösse blieben erfolglos, obwohl eine Tempoanpassung seit über zehn Jahren Thema ist. In den letzten Jahren sind viele junge Familien zugezogen – es kam zum Generationenwechsel. Kinder spielen hier, Familien führen ihre Haustiere aus und die Strasse ist Teil des Schulwegs. Anwohner Franco Castronuovo etwa sagt: «Es braucht dringend eine Temporeduktion.» Nachbarin Karin Obrist, deren Tochter einst nur knapp einem Unfall entging, fragt: «Muss wirklich etwas Schlimmeres passieren, bevor die Gemeinde reagiert?»
Was Anwohner zu Tempo 30 meinen, sehen sie in der Galerie:
«Unser Sohn Gioele wäre fast angefahren worden, als er einen Kollegen abholen wollte. Ich arbeite viel von zu Hause aus und sehe ständig, wie rücksichtslos viele Autofahrer durch die Strasse rasen. In den letzten zehn Jahren hat sich das Quartier zu einem Familienquartier entwickelt. Dem gilt es doch Rechnung zu tragen.» Franco Castronuovo mit Ehefrau Sonja und den beiden Kindern Gioele und Selina «Unser Sohn Gioele wäre fast angefahren worden, als er einen Kollegen abholen wollte. Ich arbeite viel von zu Hause aus und sehe ständig, wie rücksichtslos viele Autofahrer durch die Strasse rasen. In den letzten zehn Jahren hat sich das Quartier zu einem Familienquartier entwickelt. Dem gilt es doch Rechnung zu tragen.» Franco Castronuovo mit Ehefrau Sonja und den beiden Kindern Gioele und Selina «Unser Sohn Gioele wäre fast angefahren worden, als er einen Kollegen abholen wollte. Ich arbeite viel von zu Hause aus und sehe ständig, wie rücksichtslos viele Autofahrer durch die Strasse rasen. In den letzten zehn Jahren hat sich das Quartier zu einem Familienquartier entwickelt. Dem gilt es doch Rechnung zu tragen.» Franco Castronuovo mit Ehefrau Sonja und den beiden Kindern Gioele und Selina
Tempomessung geplant
Die Damm- ist keine Durchfahrtstrasse, sondern kann nur auf der Aarburger Seite des Kreuzplatzes verlassen werden. Eine Frage für die Anwohner war, welche Auswirkungen die neue SBB-Brücke, die nächstes Jahr fertiggestellt werden soll, haben könnte. Gemäss Oftringens Bauverwalter Peter Göldi wird die Brücke nämlich so gebaut, dass später einmal neben den Geleisen eine Durchfahrtsmöglichkeit geschaffen werden kann, welche auch über die Dammstrasse führt; aber erst, wenn die neue Haltestelle Zentrum realisiert wird, was frühestens in 15 bis 20 Jahren der Fall sein dürfte. Göldi kann entwarnen: «Dieses Vorhaben ist für die Einführung von Tempo 30 aber kein Hindernis.» Denn eine spätere Zufahrt zur Bahnhaltestelle könnte genauso als Langsamverkehrszone funktionieren.
Grundsätzlich verfolgt der Gemeinderat den Grundsatz 50/30 – Tempo 50 auf verkehrsorientierten Strassen und Tempo 30 auf siedlungsorientierten Strassen. Die Einführung muss beim kantonalen Tiefbauamt beantragt werden (vgl. Interview unten). Nächster Schritt für die Gemeinde Ende November / Anfang Dezember: eine Situationsanalyse. Läge die Durchschnittsfahrgeschwindigkeit zwischen 30 und 40 Stundenkilometern oder darüber, wären Massnahmen angezeigt.
In letzter Zeit zugespitzt
Die Anwohner werden sich also noch eine Weile gedulden müssen. Christine Jardin und die Anwohner weisen darauf hin, dass die Situation in den letzten Wochen noch gefährlicher geworden sei – weil durch die Neugestaltung des Kreuzplatzes die Wartezeiten an der Kreuzung teilweise verlängert wurden, wurde die Dammstrasse umso mehr als Schleichweg genutzt. Sogar der schmale Weg beim Veloladen Wild wurde mehrfach «missbraucht», obwohl dort ein Fahrverbot herrscht.
Jardin und ihre Mitstreiter wollen weiterhin für Tempo 30 kämpfen. «Wir sind nicht mehr bereit, unsere Kinder, uns selbst und andere Besucher der heutigen Gefahrensituation durch unkontrollierte und überhöhte Geschwindigkeiten der Autofahrer auszusetzen.» Andere Quartierstrassen seien längst zu 30er-Zonen umgewandelt worden. «Wir sehen nicht ein, warum die Dammstrasse da eine Ausnahme sein sollte», sagt Christine Jardin. «Es ist Zeit, für die Sicherheit unserer Quartierstrasse ein Zeichen zu setzen.»