
«Jeder von uns hat die Chance, sein Leben glücklicher zu gestalten.»
Der Begriff Resilienz ist beliebt und in vieler Munde. Doch was steckt hinter dem Wort, das seinen Ursprung im lateinischen Verb «resilire» hat, was so viel wie «zurückspringen» oder «abprallen» bedeutet? Seit über zwanzig Jahren befasst sich die Theologieprofessorin und Psychologin Christiane Blank mit der psychischen Widerstandsfähigkeit, über die ein Mensch verfügt. «Resiliente Menschen sind eher in der Lage, berufliche Rückschläge, persönliche Veränderungen oder Krisen konstruktiv zu bewältigen und lassen sich dadurch nicht so leicht aus dem Gleichgewicht bringen. Oft gelingt es ihnen sogar, an Krisensituationen zu wachsen», sagt Christiane Blank, die in Zofingen geboren und aufgewachsen ist.
Die feinfühlige, achtsame Fachfrau grenzt aber den Rahmen gleich wieder ein und betont, dass die Widerstandsfähigkeit individuell sei: «Jeder Mensch ist einzigartig und so reagiert jeder unterschiedlich sensibel auf Begebenheiten.» Gerade wir Menschen des 21. Jahrhunderts seien täglich mit Neuerungen und Herausforderungen konfrontiert. «Verglichen mit unseren Grossvätern bleiben wir heute weniger häufig unserem Ursprungsberuf treu. Die Arbeitsstelle wird oder muss öfter gewechselt werden, wir werden immer älter und das Altern bringt nicht nur biologisch bedingte Veränderungen mit sich.» Heute ist gemäss Christiane Blank vieles möglich: mit 50 die erste Vaterschaft, mit 60 ein neues oder erstes Studium. Auch die Ehen und Partnerschaften sind vor Umbrüchen nicht gefeit.
Grosser Leistungsdruck
Es sind aber nicht nur Turbulenzen und äussere Schicksalsschläge, die Menschen aus Altvertrautem herausreissen. Bruchstellen entstehen auch dort, wo ein neuer Anfang angesagt ist, wo Einengendes und Überholtes abgelegt wird, wo sich neue und adäquatere Strukturen aufdrängen – wo eine Veränderung notwendig wird. «Der Leistungsdruck ist gross, nicht nur im Arbeitsalltag, sondern auch im Beziehungsleben. Das Leben ist viel dynamischer geworden und es braucht viel mehr Flexibilität», sagt Blank, die schon unzählige Paare beraten hat, und betont: «Deshalb ist es wichtig, die im Menschen vorhandenen Potenziale besser zu nutzen.»
Was es braucht, um resilienter zu werden, zeigt Christiane Blank regelmässig als Referentin auf. So am Dienstag, 24. Oktober, an dem der Abend im Zofinger Chi-Rho-Saal unter dem Thema «Die Kunst an Krisen zu wachsen» steht. «Jeder von uns hat die Chance, sein Leben glücklicher zu gestalten.» So wie die tägliche Joggingrunde oder der regelmässige Besuch im Fitnesscenter sollte es selbstverständlich sein auch seine psychischen Widerstandskräfte zu stärken, um unbeschadeter schwierige Situationen meistern zu können. «Zu erfahren, etwas aus eigener Kraft gemeistert zu haben, ist ein ungeheures Erfolgserlebnis. Es stärkt den Glauben an sich selber und das Selbstbewusstsein.»
Doch was sind die Faktoren, die helfen auch unter Druck optimistisch, gelassen und zielorientiert zu bleiben? Die eine Lebenseinstellung ermöglichen, welche den Blick zuversichtlich nach vorn lenkt? Unter anderem geht es, um die Fähigkeit, das Geschehene optimistisch, aber realistisch zu sehen und Lösungen anzugehen. Resiliente Menschen wissen, dass sie ihr Leben selber gestalten können und dabei auch aktiv etwas für ihr Wohlbefinden tun müssen, anstatt sich in die Opferrolle zu begeben. «Es geht darum, sich anzunehmen, wie man ist. Fehler machen gehört zum Menschsein.» Als wichtige Stütze sieht Christiane Blank das Beziehungsumfeld, in dem mindestens eine Bezugsperson da sein sollte, die einem Halt und Zuversicht schenkt. «Ob die Grossmutter, ein Lehrer, ein Chef, ein Freund oder Elternteil – es macht Mut und stimmt zuversichtlich, wenn jemand an mich glaubt.» Das bringe mit sich, hilfsbereit zu sein, aber auch jemanden um Hilfe oder um einen Rat bitten zu können. «Was man daraus macht, hat man selber in der Hand.»
Probleme nicht negieren
Christiane Blank ist es wichtig, bewusst zu machen, dass es nicht darum geht, Probleme zu negieren. Sie malt das Leben nicht rosarot, sondern betont, dass es Krisen gibt, die sehr schwierig zu meistern sind. «Gerade heutzutage ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen, um ein Trauma zu verarbeiten, um zu trauern und um Abschied zu nehmen.» Neue Möglichkeiten zu ergreifen und die Resilienz zu trainieren, sei in jedem Alter möglich. «Wenn wir wollen, können wir ein Leben lang dazulernen und unsere Kompetenzen weiterentwickeln. Damit stärken wir das psychische Immunsystem und dies wirkt sich förderlich auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden aus.»
«Die Kunst an Krisen zu wachsen»: Vortrag mit Christine Blank am Dienstag, 24. Oktober, 19:30 Uhr, im Chi-Rho-Saal des katholischen Pfarreizentrums an der Mühlethalstrasse 15 Zofingen.