
Unselige Jagd nach Kunden
Auf meinem iPhone sind inzwischen mehrere Dutzend Telefonnummern gesperrt. Ruft mich jemand von diesen Anschlüssen an, bleibt das Handy stumm.
Aber das regelmässige Bannen von neuen Nummern bleibt eine frustrierende Sisyphusarbeit: Immer wieder dringen Anrufer zu mir durch, die mir etwas andrehen wollen.
Am lästigsten sind jene, die jetzt wieder besonders aktiv sind: Vermittler, die mich zu einem Krankenkassenwechsel überreden wollen. Ob ich zufrieden sei mit meiner Kasse? Ob ich wisse, dass ich bei einem Wechsel viel Geld sparen könne? Ich hänge ab, sperre die Nummer – aber ein paar Tage später beginnt das Spiel von vorn.
Bis zu 1500 Franken zahlen Krankenkassen Vermittlern, wenn diese ihnen neue, natürlich möglichst gesunde Kunden bringen, die sich teure Zusatzversicherungen gönnen. Schätzungsweise 100 Millionen Franken geben Schweizer Krankenkassen für Provisionen aus. Geld, das am Schluss wieder die Prämienzahler – also wir alle – aufbringen müssen.
Gut, dass sich im Parlament Widerstand gegen den Vermittlungswildwuchs regt. Zwei breit abgestützte Motionen wollen die Provisionen einschränken, ganz nach dem Motto: Lohnt sich die Jagd nach neuen Kunden nicht mehr, löst sich das Problem von selbst. Dass dieser Fall schnell eintritt, ist jedoch kaum anzunehmen. Die Kassen und ihre Lobby werden sich heftig gegen diese Einschränkungen wehren.
Hoffentlich bleibt das Parlament in dieser Sache unnachgiebig. Das unselige Vermittlungsgeschäft gehört massiv gestutzt. Die Jagd nach «guten» Kunden ist unsolidarisch und findet auf dem Buckel aller Prämienzahlerinnen und -zahler statt. Je schneller damit Schluss ist, umso besser.
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