«Nicht mit uns»: Restaurants und Kinos in der Region wehren sich gegen das Covid-Zertifikat

Am vergangenen Sonntag erklärten Politiker in der Sonntagspresse, dass sie es begrüssen würden, wenn in Restaurants, Bars oder Kinos nur noch Menschen Eintritt finden, die über ein gültiges Covid-Zertifikat verfügen – indem sie geimpft oder getestet wurden oder von Corona genesen sind.

Diese Idee kommt sowohl bei Wirten und Betreibern als auch bei Gästen in der Nordwestschweiz nicht überall gut an. So findet etwa Gastgeber Peter Wirsch (Restaurant Löwen, Boswil), dass unter der Idee vor allem jene leiden würden, die während der beiden Lockdowns und der Corona-Massnahmen schon grosse Einbussen hinnehmen mussten: «Es werden wieder jene gestraft, die schon seit einem Jahr leiden, da eine solche Massnahme wieder einen rechten Einschnitt in die Gastrobranche bedeutet.»

Er gehe davon aus, dass viele Gäste, die etwa nicht geimpft sind, daher auf einen Restaurantbesuch verzichten würden, als sich extra für ein Nachtessen noch impfen zu lassen und auf ein Zertifikat zu warten, so Wirsch. Seine Gäste geben ihm recht. Mehrere von ihnen finden etwa, dass Gäste auch ohne Zertifikat – und damit auch ohne Klarheit über eine mögliche vorliegende Corona-Infektion – Restaurants oder Kinos besuchen dürfen sollen.

«Für irgendetwas haben wir ja dieses Zertifikat»

Ähnlich sieht dies auch der Betreiber des Restaurant Aarhof in Olten. Wirt Thomas Rhiner sagt, er habe keine Lust, bei seinen Gästen den Polizisten spielen zu müssen und vor dem Besuch ein Zertifikat verlangen und kontrollieren zu müssen.

Seine Gäste hingegen scheinen einer möglichen Zertifikatspflicht jedoch nicht ganz abgeneigt zu sein. «Bis anhin musste ich es noch nie irgendwo zeigen, ich wäre eigentlich noch froh, wenn ich es auch irgendwann mal brauchen könnte.» Ein anderer meint: «Sollten die Zahlen wieder stark ansteigen, wäre eine Zertifikatspflicht sinnvoll – für irgendetwas haben wir schlussendlich ja dieses Covid-Zertifikat auch eingeführt.»

BAG begrüsst Diskussion über Zertifikats-Anwendung

Diese Diskussion kommt zu einem Zeitpunkt wo die Corona-Infektionen in der Schweiz seit Tagen wieder drastisch ansteigen. Geschuldet ist dies unter anderem einer gefährlichen Mischung: Noch immer sind viele Menschen nicht geimpft, dazu kommt die hochansteckende Delta-Mutation. Gepaart wird dies alles mit vollumfänglichen Lockerungen und vielen Sommerferien-Rückkehrern. Der Bundesrat rechnet daher mit einem weiteren Anstieg der Neuinfektionen.

Vor diesem Hintergrund haben Politiker der GLP und «Die Mitte» vorgeschlagen, die Anwendung des Covid-Zertifikats und der App «Covid Cert» auszudehnen. Diskutiert wird diese Idee etwa auch beim BAG, wie Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, erklärt: «Es ist gut, bereits jetzt darüber zu diskutieren um zu wissen ob und wann eine solche Massnahme dann auch nötig ist und angewendet werden soll.»

Ob und wann solch eine Massnahme dann auch angewandt und umgesetzt werden soll, wird schlussendlich der Bundesrat entscheiden. Gäste und Betreiber haben sich dem Entscheid dann, wenn auch mit Murren, zu fügen – oder müssen mit den Konsequenzen leben. (kca)