
Oftringer Entsorgungsbetrieb im Bau-Fieber
Dass Bauen mit Stress verbunden ist, sieht man ihm nicht an: Jacques Hartmann, Geschäftsleiter der Entsorgung Region Zofingen (erzo), wirkt völlig entspannt – trotz der drei Baustellen auf dem Areal der erzo. Container und Lastwagen dienen als Übergangslösung während der Bauzeit.
Die Baustelle vor dem Eingang ist bereits von weitem zu sehen. Eine neue Zufahrtsstrasse soll hier entstehen. «Früher waren wir hier hinten ganz alleine», meint Hartmann, aber mit dem Ausbau der Wiggertalstrasse und dem Zuzug weiterer Firmen, wird auch der Verkehr immer dichter. «Jetzt blockieren Lastwagen die kurze Strasse vom Kreisel bis zur erzo», erklärt Hartmann. Deswegen entsteht auf der Wiese neben dem Kreisel eine neue Zufahrtsstrasse. Sie lässt den Verkehr fliessen. Aber nicht nur die Zufahrtsstrasse, sondern auch eine Zutrittskontrolle mit Barrieren und die vom Gesetz vorgeschriebene Radioaktivitätsmessung soll es hier in Zukunft geben. «Im Moment könnten theoretisch einfach irgendwelche Leute auf das Gelände kommen. Das ist gefährlich und wenn etwas passiert, ist es unsere Schuld», gibt Hartmann zu bedenken.
Selbst das alte Waaghaus muss dran glauben. Sanieren hätte aus Kostengründen keinen Sinn gehabt, deshalb wird es komplett ersetzt. «Die Arbeitsbedingungen im Altbau waren durch die schlechte Isolation unzumutbar, im Sommer zu heiss und im Winter zu kalt. Ausserdem hatte der Waagmeister keinen Überblick über das Gelände», erklärt Hartmann. Rund eine Million Franken hoch sind die Kosten für das neue Waaghaus und die Zufahrtsstrasse, welche die erzo alleine zu tragen hat. Subventionen vom Bund gibt es für keine der Baustellen. Voraussichtlich sind die Bauarbeiten auf dieser ersten Baustelle bis Weihnachten abgeschlossen.
Provisorium für 40 Jahre
Weitaus teurer wird es auf Baustelle Nummer zwei. Gut 5,9 Millionen Franken beträgt der Neubau für die Schlammentwässerung. «Die Halle wurde ursprünglich als Provisorium gebaut», sagt Hartmann. Wie das mit Provisorien eben so ist, blieb es gut 40 Jahre stehen. Dementsprechend alt war auch die Elektronik im abgerissenen Provisorium und die Maschinen hatten gut 15 Jahre auf dem Buckel.
Unerwartete Probleme verzögerten den Abriss zunächst. Das Fundament eines Ofens aus den Siebzigerjahren tauchte auf. «Es dauerte fast eine Woche, bis die Arbeiter es schafften, das Fundament abzubrechen», schmunzelt Hartmann. Im neuen Gebäude werden neben der Entwässerungsanlage auch die Werkstatt und die Notentsorgung ihren Platz finden. Bis Mitte 2018, solange der Bau des Neubaus dauert, passiert die Schlammentwässerung in einem Lastwagen. Hartmann bezeichnet diese Übergangslösung als «mobile Entwässerungsanlage». «Und weil Bauen so Spass macht, haben wir auch gleich noch eine dritte Baustelle», scherzt er. Es sei aber wirklich praktisch, dass der Kran gleich für beide Baustellen eingesetzt werden kann. Sorgenkind Nummer drei findet sich bei der biologischen Reinigungsstufe der Kläranlage. Dort ist im Moment die Sanierung der Becken in Arbeit. Erst das fehlende Wasser zeigt, wie tief diese reichen. Dafür muss die erzo kräftig in den Geldbeutel langen: 5,8 Millionen Franken kostet der «Spass».
«Da kommt noch einiges auf uns zu»
Die Bausubstanz der Becken sei in einem sehr schlechten Zustand. «Da müssen wir jetzt einfach etwas machen», erklärt Hartmann. Im Beton der Beckenwände sind überall Risse zu sehen. Durch diese gelangt Wasser bis zu den Drahtseilen, die im Inneren der Betonwände gespannt sind. Diese dürfen auf keinen Fall rosten. «Renovieren würde in dem Fall nicht mehr reichen», weiss Hartmann. Auch die Sicherheit sei nach heutigen Auflagen nicht länger genügend gewährleistet und die Räumer, die auf echten Eisenbahnschienen fahren, veraltet. Lange hätten sie damals nach einem System gesucht, das einwandfrei funktioniere. «Seit wir die Eisenbahnschienen haben, gab es keine Entgleisungen und beidseitig haben wir eine gleiche Abnutzung. Das System macht Freude», erklärt Hartmann.
Leicht bedauernd fügt er an: «Und jetzt reissen wir es ab.» Nur eine bis zwei Beckengruppen auf einmal sanieren die Arbeiter und das auch nur im Sommer, denn bei zu kaltem oder zu feuchtem Wetter könne nicht gebaut werden. Langweilig wird es Geschäftsleiter Hartmann vorerst sicherlich nicht. Bis das letzte Becken fertig saniert ist, dauert es noch bis Mitte 2019. «Da kommt noch einiges auf uns zu.» (Rahel Wirz)