
Imame gratis ausbilden
Chefredaktor Philippe Pfister zur Idee, eine Imamausbildung an Schweizer Hochschulen zu entwickeln.
Beinahe täglich sorgen Imame für NegativSchlagzeilen. Aus Biel wurden Äusserungen eines Imams publik, die ihn als Hassprediger entlarvten. Im aargauischen Gebenstorf musste ein muslimischer Prediger abtreten, weil er Kontakte zu Radikalen gepflegt haben soll. Der ehemalige Rektor der Universität Basel, Antonio Loprieno, bringt nun eine Idee aufs Tapet, die zwar nicht neu ist, in den nächsten Monaten aber neuen Schwung erhalten könnte: «Es ist an der Zeit, eine Imamausbildung in der Schweiz zu entwickeln», sagte er vorgestern zu dieser Zeitung. Die Idee scheint in der Bevölkerung Rückhalt zu haben: In einer Umfrage sprachen sich kürzlich 55 Prozent der Befragten dafür aus, muslimische Prediger an Schweizer Hochschulen auszubilden.
Der Vorstoss mag gut gemeint sein – an der Wurzel des Übels wird er nichts ändern. Die muslimischen Gemeinschaften und ihre Chefs müssen ihre Hausaufgaben selbst machen: vorbehaltlos zu akzeptieren lernen, dass Gläubige bei uns immer auch Bürger sind. Ob Katholiken, Juden oder Muslime: Alle sollen ihr Leben so gestalten können, wie es ihr Glaube lehrt – solange sie sich innerhalb der verfassungsmässig abgesteckten Grenzen bewegen. Fängt der Staat an, Imam-Ausbildungen zu finanzieren, mischt er sich nur in Glaubensangelegenheiten ein – die Geschichte hat gelehrt, dass das keine wirklich gute Idee ist. Ganz abgesehen davon, dass radikal gestrickte Muslime solche Ausbildungen sowieso rundweg ablehnen würden. Alles, was Imame in der Schweiz über die Schweiz wissen müssen, brauchen sie nicht an einer Uni zu lernen. Das Material dazu gibts gratis im Internet: Es ist die Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Muslimische Prediger, die damit ein Problem haben, sollen ihre Ansprachen bitte schön anderswo halten.