Frost, Hagel, Frust – drei Bauern aus der Region ziehen nach dem Unwetter Bilanz

 

Das Unwetter vom 8. Juli hat auch in der Landwirtschaft seine Spuren hinterlassen. Obst-, Gemüse- und Ackerbauern haben einen immensen Schaden zu beklagen. Drei Bauern aus der Region ziehen eine erste Bilanz. 

Für manch einen Bauern ist es ein Jahr zum Vergessen. Zuerst sorgte der Frost Ende April für Frust (ZT/LN berichteten). Und nun hat das Unwetter vom vergangenen Samstag seine Spuren an Obst, Gemüse und Getreide hinterlassen. Der Hagel und die Wassermassen richteten immensen Schaden an. Die Schweizer Hagel-Versicherung erwartet gesamthaft bis 800 Schadenmeldungen mit 4 Millionen Franken versicherten Schäden in der Landwirtschaft.

«Es ist schlimm, was das Unwetter angerichtet hat. Wir haben vor allem beim Weizen und Mais einen grossen Ertragsausfall zu beklagen», sagt Fabian Grossenbacher, der mit seinem Vater den Hof der Zofinger Ortsbürger an der Riedtalstrasse führt. Auf den ersten Blick erscheint das Weizenfeld einige hundert Meter oberhalb des Bauernhofes intakt. Doch der 26-Jährige zeigt auf die zerstörten Ähren. Überall liegen Weizenkörner auf dem Boden, die nicht mehr zu retten sind. In den nächsten zwei Wochen hätte das Getreide geerntet und später zu Mehl verarbeitet werden sollen. Grossenbacher rechnet bei seinen 9 Hektaren Getreide mit einem Ernteausfall von rund 50 bis 70 Prozent. Wie gross der finanzielle Schaden sei, könne er noch nicht beziffern. «Es ist gut, dass wir eine Hagelschutzversicherung abgeschlossen haben. Trotzdem ist es schmerzhaft zu sehen, was das Unwetter innerhalb einer Stunde zerstört hat.»

Der Naturgewalt ausgeliefert

Auch das überschwemmte Gras macht dem Landwirt Sorgen. «Wir werden dieses Jahr eventuell nicht genügend Futter für unser Vieh haben und müssen deshalb vielleicht bei anderen Bauern Heu kaufen.» Grossenbacher ist sich sicher: «Der Naturgewalt sind wir ausgeliefert. Wir hätten nichts dagegen unternehmen können und müssen uns wohl künftig auf solche Wetterextreme einstellen.»

Die Hagelzüge, die über die Region fegten, haben ihre Spuren unter anderem auch in Kölliken hinterlassen: «Wir sprechen beim Raps von einem Ertragsausfall von rund 80 Prozent», sagt Christian Hochuli von der Betriebsgemeinschaft Hilfiker & Hochuli in Kölliken. Die filigranen Schoten enthalten üblicherweise bis 20 braun-schwarze, kugelrunde, millimetergrosse Samen, die zur Gewinnung von Öl dienen. Doch nach dem Hagel sind die Schoten zerstört, die Samen zu Boden gefallen. Auch der Mais sei von Hagelkörnern nicht verschont geblieben. Ausgefranste Blätter und umgeknickte Stängel weisen unweigerlich darauf hin. «Der Mais ist im Moment noch nicht ausgereift. Auch wenn die Blätter nun zerstört sind, kann sich der Kern möglicherweise noch gut entwickeln», erklärt der Landwirt. Wie gross die Schadenssumme ist, kann Hochuli im Moment nicht sagen.

Einordnen und beziffern kann auch der Küngoldinger Obstbauer Thomas Widmer den Schaden an seinen Kulturen noch nicht. Sicher ist aber eines: «Jede Zwetschge hat Schlagschäden und oft sogar Risse abbekommen. Tafelfrüchte gibt es dieses Jahr keine, jetzt können wir nur noch hoffen, dass sie nicht alle zu faulen beginnen», sagt Widmer, der das Steinobst an den Bäumen ausreifen lässt. Doch die Gefahr, dass sie zu faulen beginnen, sei gross.

Auf die Frage, was er jetzt mit dem Obst noch machen wird, meint er: «Man kann höchstens noch Schnaps oder Konfitüre herstellen.» Bei den Äpfeln, die nach dem Unwetter braune Flecken aufweisen, sei bereits klar, dass diese zu Most verarbeitet werden. Auch die Kürbisse auf einem Feld in der Nähe weisen Flecken dieser Art auf. «Durch den Frost Ende April war bereits klar, dass es dieses Jahr keine grosse Ernte geben wird. Deshalb ist der Frust jetzt nicht ganz so gross.» Immerhin habe sich die Aktion mit den Frostkerzen bei den Kirschen gelohnt. «Nun müssen wir nach vorne schauen und hoffen, dass nächstes Jahr besser wird.»