
«Wir bauen keine Betten auf Vorrat»
Rund 50 Gäste feierten die Grundsteinlegung für den Millionen-Neubau der Privatklinik Villa im Park. Verwaltungsratspräsidentin und Nationalrätin Ruth Humbel äussert sich im Interview zur Bedeutung des Projekts.
Es ist so weit: Nach langer Vorbereitungsphase haben die Bauarbeiten für den Neubau der «Villa im Park» begonnen. «Dieser Spatenstich ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Klinik und ein klares Bekenntnis zum Standort Rothrist», sagte Ruth Humbel, Verwaltungsratspräsidentin der Privatklinik Villa im Park und Nationalrätin, anlässlich der Grundsteinlegung am Dienstag. Rund 50 Gäste, vorwiegend aus den Bereichen Politik, Medizin und Bau, folgten der Einladung nach Rothrist.
In den nächsten 18 Monaten entsteht hinter dem Altbau an der Bernstrasse ein dreistöckiges Gebäude mit 30 Patientenzimmern mit maximal 56 Betten, vier Operationssälen sowie Neben- und Infrastrukturräumen. Zudem wird ein unterirdisches Parkhaus mit rund 100 Parkplätzen erstellt. Insgesamt 19,5 Millionen Franken investiert Swiss Medical Network, zu welcher die Rothrister Privatklinik gehört, in dieses Projekt (ZT/LN berichteten).
Im Interview äussert sich Ruth Humbel zur Bedeutung des Neubaus, zu aktuellen Herausforderungen und zu steigenden Kosten im Gesundheitswesen.
Als Ex-Leiterin des Krankenkassenverbandes Santésuisse wissen Sie um die Explosion der Kosten im Gesundheitswesen. Wie bekommen wir die Kosten wieder in den Griff?
Ruth Humbel: Wir müssen endlich Transparenz schaffen bezüglich Qualität und Kosteneffizienz. Zudem müssen falsche Anreize abgeschafft werden. Deshalb setze ich mich für eine einheitliche Finanzierung und Tarifierung von ambulanten und stationären Leistungen wie auch für integrierte Versorgung ein.
Nun baut die «Villa im Park» aus. Gibt es auf dem Markt nicht schon genügend Privatkliniken?
Wir bauen keine zusätzliche Klinik, sondern ersetzen die jetzige über 30-jährige Klinik. Die «Villa im Park» ist als «Swiss Leading Hospital» zertifiziert. Dieses Label widerspiegelt den hohen Qualitätsstandard der Privatklinik. Mit dem tiefsten Basispreis im Kanton Aargau von 8930 Franken steht sie auch bei der Kosteneffizienz an der Spitze. Zudem ist die Klinik in Rothrist in einer bevölkerungsstarken Region gut und zentral gelegen.
Den Neubau bezeichnen Sie als klares Bekenntnis zum Standort Rothrist. Inwiefern ist der Neubau eine Investition in die Region?
Die Privatklinik Villa im Park bietet eine hohe Versorgungsqualität für die Bevölkerung und garantiert hochwertige Arbeitsplätze in der Region. So weit möglich werden bei den Aufträgen lokale Anbieter berücksichtigt.
Neu verfügt die Klinik über 5 Zimmer und maximal 17 Betten mehr als heute. Weshalb ist dieser Neubau überhaupt notwendig?
Die Patientenbedürfnisse steigen ebenso wie die Anforderungen an die Infrastruktur. Gesetzliche Vorgaben an die Sicherheit der Infrastruktur in den verschiedensten Bereichen wie der Radiologie, den Operationssälen und des Patientenmonitorings erfordern ständig Investitionen. Ein Neubau ist daher angezeigt. Dieser verbessert generell die Infrastrukturen bis hin zur Verbesserung der Parkplatzsituation.
30 Zimmer und maximal 56 Betten befinden sich im neuen Gebäude. Besteht nicht die Gefahr, dass die Klinik in ein paar Jahren erweitern muss?
Wir bauen keine Betten auf Vorrat. Zudem ermöglichen neue Technologien, dass Eingriffe vermehrt ambulant durchgeführt werden können.
Im Attikabereich stehen Gebärenden Juniorsuiten zur Verfügung. Wird die Klinik je länger, je mehr zum Hotel?
Die Privatklinik Villa im Park ist und bleibt eine Klinik mit hohem Dienstleistungslevel sowohl bei der medizinischen Versorgung wie im Bereich Hotellerie. Für Zusatzversicherte wird ein zusätzlicher Hotelkomfort angeboten.
Rund 650 Kinder erblicken in der «Villa im Park» jährlich das Licht der Welt. Welchen Stellenwert hat die Privatklinik im Kanton Aargau?
Sie hat die viertgrösste Geburtenabteilung im Aargau. Insgesamt machen die Geburten aber nur einen Drittel der Behandlungen der Klinik aus. Wir sind auch eine wichtige Grundversorgerklinik für die Bereiche Chirurgie, Orthopädie, Urologie und Gynäkologie.
Im Mai 2016 haben Sie sich für das Fortpflanzungsmedizingesetz ausgesprochen. Eine Sparte für die «Villa im Park»?
Die Klinik konzentriert sich auf ihre Kompetenzen in den bewährten medizinischen Fachgebieten. Die Sparte Fortpflanzungsmedizin gehört nicht dazu.
Welches ist aktuell die grösste Herausforderung, die die Privatklinik bewältigen muss?
Eine grosse Herausforderung steht während der Bauphase an. Trotz erschwerter Bedingungen wollen wir die Behandlung und Betreuung der Patienten auf dem heutigen guten Niveau aufrechterhalten.
Und wie sehen Sie der Entwicklung der «Villa im Park» entgegen?
Ich bin überzeugt, dass die Klinik mit dem Neubau und dank qualifizierten Belegärzten, guten Pflegefachpersonen und engagiertem Personal ihre Position in der lokalen Gesundheitsversorgung stärken und ausbauen kann.