
Nicht nur Frankreich macht das Vakzin zur Pflicht: Diese Länder führen den Impfzwang ein
Es hat alles nichts genützt: Der Brauriese Anheuser-Busch versprach den Amerikanern Gratis- Bier am Nationalfeiertag, der Bundesstaat Ohio verloste Millionenbeträge unter den Immunisierungswilligen und in New York konnten alle Geimpften eine Woche lang gratis U-Bahn fahren. Doch Amerika ist an seinem Impfziel (70 Prozent bis 4. Juli) vorbeigeschrammt. Und was für Amerika gilt, gilt auch für Europa: Nur auf Freiwilligkeit zu setzen, scheint nicht auszureichen, damit sich genügend Menschen impfen lassen und die Pandemie bald vorüber ist.
Deshalb setzen inzwischen mehrere europäische Länder auf Zwangsmassnahmen beim Thema Impfen. Das ist umstritten, weil der Impfzwang nach Ansicht einiger Experten gegen den Schutz auf ein Privatleben verstösst, der in der Europäischen Menschenrechtskonvention verankert ist (Artikel 8). Ein Entscheid des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Strassburg vom April dieses Jahres hält allerdings fest, dass der Schutz des Lebens (verankert im Artikel 2 der Menschenrechtskonvention) in bestimmten Fällen höher zu gewichten sei als die Ansprüche einzelner Individuen.
Wie steht es konkret um den Impfzwang in Europa? Ein Überblick.
Vatikan – der Extremfall

Schon im Februar hat der Vatikan sich auf die Impfpflicht festgelegt.
Der kleinste Staat der Welt hat bereits im Februar klargemacht, dass die Pforten zum Heiligen Stuhl allen versperrt bleiben werden, die sich nicht immunisieren lassen. Neben Tadschikistan und Turkmenistan ist die Heimat von Papst Franziskus das einzige Land der Welt, das eine generelle Impfpflicht für alle Erwachsenen hat.
Griechenland – Bars und Clubs nur noch für Geimpfte

In Griechenland (im Bild die Insel Mykonos) darf ab Freitag nur noch in den Innenbereich der Restaurants und Bars, wer eine vollständige Impfung nachweisen kann.
Ab sofort gilt bei den Hellenen eine Impfpflicht für Beschäftigte in Alters- und Pflegeheimen. «Wer sich nicht daran hält, wird ab 16. August freigestellt», kündigte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Montagabend an. Bei Verstössen drohen den Heimen Bussen von bis zu 200’000 Euro.
Bis zum 1. September müssen sich auch alle Bediensteten im Gesundheitsbereich gegen Covid-19 impfen lassen. Die Massnahme hat auch Auswirkungen für Touristen: Mitsotakis kündigte an, dass ab Freitag der Zutritt zu Restaurants und Clubs, Kinos und Theatern nur Besuchern gestattet wird, die eine Impfung nachweisen können.
Frankreich – das Land der Liberté setzt auf Zwang

Käfele und Shoppen auf den Champs-Elysées wird bald deutlich kostspieliger für Ungeimpfte.
Das Élysée hat am Montag ein Impfobligatorium für das Gesundheitspersonal verkündet. Wenn sich Krankenpfleger, Ärztinnen sowie Angestellte der Spitäler bis zum 15. September nicht geimpft haben, dürfen sie nicht mehr arbeiten. Auch wenn die Impfpflicht noch nicht für alle Franzosen gilt, ist klar, wohin die Reise geht: Wer in Zukunft am öffentlichen Leben teilnehmen will, muss eine Zweifach-Impfung belegen können.
Für ungeimpfte Touristen könnten die Regeln ins Geld gehen. Schon ab 21. Juli ist der Eintritt zu Kulturstätten nicht mehr ohne Nachweis möglich, ab August wird auch der Zugang zu Fernzügen, Restaurants und Cafés ohne den Gesundheitspass verwehrt. Zwar reicht für den Eintritt ein PCR- oder Antigen-Test. Allerdings darf dieser nicht älter als 48 Stunden sein.
Wer sich also ohne Impfung länger als zwei Tage in Frankreich aufhält, wird künftig in die Tasche greifen müssen, weil die Tests neu kostenpflichtig sein werden. Der Appell der Regierung scheint seine Wirkung nicht verfehlt zu haben. Noch während der Fernsehansprache von Präsident Macron ist die Impfregistrations-Website «doctolib» wegen Überlastung zusammengebrochen.
Italien und Grossbritannien – Alles in der Schwebe

Auch er möchte, dass sich das Gesundheitspersonal nicht länger drücken darf: der britische Premier Boris Johnson.
Italien hat die Immunisierung gegen Covid-19 bereits Ende Mai für alle Angestellten im Gesundheitsbereich obligatorisch gemacht. Wer die Impfung verweigert, riskiert den Rauswurf. Gegen die Massnahme sind mehrere hundert Klagen eingereicht worden. Für heute ist eine erste Gerichtsanhörung geplant.
Auch die britische Regierung will die Impfpflicht für alle Altersheimangestellten einführen. Gelten würde sie auch für in den Heimen tätige Dienstleister wie Coiffeure oder Köchinnen. Das Parlament muss die Massnahme aber erst noch absegnen.
Eine besondere Regel hat Lettland: Dort müssen sich alle Berufssoldaten bis zum 1. August impfen lassen, wenn sie ihre Stelle nicht verlieren wollen.