Zofinger Tagblatt: Das Rätsel um den Fehler mit dem 150. Jahrgang

Liebe Leserin, lieber Leser


Heute muss ich Ihnen etwas gestehen. Es geht um einen Fehler, den wir seit Jahren Tag für Tag immer und immer wieder gedruckt haben. Es geht um eine Information, die wohl die wenigsten von Ihnen zur Kenntnis nehmen, schon gar nicht jeden Tag. Viele von Ihnen werden sie noch gar nie bewusst registriert haben. Es geht um eine Zahl. Genauer genommen: um den Jahrgang. Wenn Sie nach vorne blättern, werden Sie feststellen, dass im Zeitungskopf beim Jahrgang die Ziffer 149 steht. Wenn Sie die Ausgabe von vorgestern hervorkramen, werden Sie bemerken, dass wir da schon im 150. Jahrgang waren. Nanu – das ZT wird jünger? Wie das? Ich erkläre es gleich.

Doch zunächst müssen wir etwas Algebra betreiben. Denn das mit den Jahren und dem Jahrgang kann verwirrend sein. Machen wir ein einfaches Beispiel. Ich bin im Oktober 1963 geboren; 1963 war ich im Jahrgang 1. Mit dem Jahreswechsel 63/64 rutschte ich in den 2. Jahrgang, obwohl mein 1. Geburtstag noch bevorstand.

Mit Zeitungen verhält es sich ganz ähnlich. Die allererste Ausgabe des ZT erschien am 1. Februar 1873. Der 2. Jahrgang begann also mit der ersten Nummer 1874, der 3. Jahrgang mit Nummer 1 des Jahres 1875 – und so fort. Sie können jetzt selbst ausrechnen, wo wir stehen müssen: Im Jahr 2021 steht das Zofinger Tagblatt im Jahrgang 149. Nächstes Jahr beginnt der 150. Jahrgang, bevor das ZT dann am 1. Februar 2023 einen runden Geburtstag feiert und 150 Jahre alt wird.

Links: Zum vorletzten Mal richtig: Ausgabe vom 14. Januar 2012. Rechts: Zum ersten Mal falsch: Ausgabe vom 16. Januar 2012.
Links: Zum vorletzten Mal richtig: Ausgabe vom 14. Januar 2012. Rechts: Zum ersten Mal falsch: Ausgabe vom 16. Januar 2012.

 

Trotzdem stand bis vorgestern im Zeitungskopf, das ZT stehe bereits im 150. Jahrgang – was offensichtlich falsch ist. Letztes Jahr führte das ZT den 149. Jahrgang im Titel – auch falsch. Raten Sie mal, was 2019 war. Genau: 148. Jahrgang. Falsch! Wie wir das herausgefunden haben? In den letzten Tagen haben wir begonnen, uns darüber Gedanken zu machen, wie wir den 150. Geburtstag des ZT feiern können. Erst dabei fiel uns auf, dass mit unserer Jahrgangszählung etwas nicht stimmen kann. Produzent Philipp Muntwiler begann, Nachforschungen anzustellen und alte Ausgaben zu durchforsten. 1993 war die Zählung noch richtig. 2009 ebenfalls. Auch Ende 2011 noch. Dann, im Januar 2012, passierte es. Am Samstag, 14. Januar, erschien das ZT mit dem korrekten Jahrgang 140 im Titelkopf. Am 16. Januar 2012 stand da plötzlich die falsche Zahl 141 – warum, bleibt ein Rätsel. Leider bemerkte das damals niemand. Der Fehler pflanzte sich fort, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Auch die folgenden Jahre fiel es niemandem auf – bis eben vor ein paar Tagen, als das anstehende 150-Jahr-Jubiläum aufs Tapet kam.

Sollten wir den Fehler einfach kommentarlos korrigieren und so tun, als ob nichts gewesen wäre? Eine schlechte Idee, fand ich. ZT-Leserinnen und -Leser nehmen es genau, und sie wollen Transparenz. Deshalb sagen wir besser genau, wie es sich mit diesem seltsamen Fehler verhält, und beichten die Sache. Wir bitten also um Nachsicht. Immerhin wissen Sie schon jetzt, dass 2023 etwas Besonderes auf Sie zukommt. Ich hoffe, Sie bleiben dran.