Stadtammann/Vize-Ammann-Wahl: Was bis zum 28. November alles möglich ist

1.Warum müssen die Stimmberechtigten am 28. November nochmals abstimmen, wer ab Januar 2022 neuer Stadtammann und neuer Vizeammann werden soll?

Nach dem Rücktritt von Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger und Vize Hans-Martin Plüss werden gleich für beide Ämter Nachfolger(innen) gesucht. Beim ersten Wahlgang am 26. September gab es drei Kandidierende für das Ammannamt und drei Kandidierende für das Vizeammannamt. Um gewählt zu werden, brauchte es das absolute Mehr. Doch weder beim Stadtammann noch beim Vizeammann wurde das absolute Mehr erreicht. Christiane Guyer (Grüne) verpasste es bei der Ammannwahl nur ganz knapp, nämlich um neun Stimmen: 2033 Stimmen hätte es gebraucht, Guyer kam auf 2024 Stimmen. Sie liess Dominik Gresch (glp, 1158 Stimmen) und Peter Siegrist (parteilos, 844 Stimmen) deutlich hinter sich. Bei der Vizeammann-Wahl lagen die Resultate näher beieinander. An der Spitze stand mit 1541 Stimmen Rahela Syed von der SP, aber sie verpasste das absolute Mehr damit deutlich, nämlich um 497 Stimmen. Andreas Rüegger (FDP) kam auf 1304 Stimmen, Robert Weishaupt auf 1194 Stimmen.

2.Kann sich jede Bürgerin und jeder Bürger noch um eines der Ämter bewerben?

Nein. Wählbar sind nur sieben Frauen und Männer, nämlich die Stadträtinnen und Stadträte, die in der Legislatur 2022 bis 2025 die Zofinger Stadtregierung bilden werden. Sie wurden im April gewählt. Es sind dies: Christiane Guyer , Dominik Gresch, Andreas Rügger (FDP), Rahela Syed (SP), Peter Siegrist, Robert Weishaupt (Die Mitte) und Lukas Fankhauser (SP).

3.Was müssen Stadtratsmitglieder jetzt tun, um noch Ammann oder Vizeammann zu werden?

Wenn sie sich für eines der Ämter bewerben wollen, müssen sie bis nächsten Mittwoch um 12 Uhr durch mindestens zehn Zofinger Stimmberechtigte bei der Stadtkanzlei angemeldet werden. Im zweiten Wahlgang ist dann gewählt, wer am meisten Stimmen erhält (relatives Mehr).

4.Welche Überraschungen sind möglich?

Einige. Bis zum 6. Oktober – und dann bis zum 28. November – kann noch einiges passieren. Sicher ist: Christiane Guyer tritt erneut bei der Ammannwahl an, Rahela Syed und Andreas Rüegger bei der Vizeammannwahl. Aus letzterer ausgestiegen ist Robert Weishaupt. Besonders unberechenbar ist die Ausgangslage bei der Ammannwahl.

5.Welche Szenarien sind bei der Ammannwahl denkbar?

Ebenfalls einige. Sowohl Dominik Gresch als auch Peter Siegrist könnten sich bis zum 6. Oktober zurückziehen. Wenn sich nur Guyer bis dahin aufstellen lässt, tritt eine fünftägige Nachmeldefrist in Kraft. In dieser Frist könnten dann Syed, Fankhauser, Weishaupt oder Rüegger gegen Guyer antreten. Das ist aber extrem unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass in diesem Fall Guyer in stiller Wahl gewählt würde.

Möglich ist, dass sich Siegrist zurückzieht und Guyer und Gresch im Rennen bleiben. Gresch bräuchte in diesem Fall sicher den Rückenwind – also die offizielle Unterstützung – von SVP und FDP, um den Rückstand aus dem ersten Wahlgang aufzuholen. Beide Parteien gaben im ersten Wahlgang keine offizielle Empfehlung ab.

Eine weitere Variante: Gresch gibt auf, Siegrist und Guyer bleiben im Rennen. Auch Siegrist erhielt im ersten Wahlgang weder von der FDP noch von der SVP offizielle Unterstützung, letztere lud ihn auch nicht zu ihrem Hearing ein. Ohne den Rückenwind von FDP und SVP wäre er gegen Guyer wohl chancenlos.

Und schliesslich: Alle drei bleiben vorerst im Rennen. In diesem Fall hat Christiane Guyer sicher die besten Karten. Ein denkbares Szenario bei dieser Variante ist, dass entweder Gresch oder Siegrist von den bürgerlichen Parteien zur Wahl empfohlen würde – was einen von beiden zur Aufgabe zwingen könnte.

Es sind übrigens 42 Duos aus je einem Ammann und einem Vizeammann möglich (siehe Box).

6.Welche Szenarien sind bei der Vizeammannwahl denkbar?

Robert Weishaupt hat sich am Tag nach dem ersten Wahlgang zurückgezogen. Wahrscheinlich ist deshalb eine Ausmarchung zwischen SP-Frau Rahela Syed und Andreas Rüegger von der FDP. Hier ist das Rennen wohl offener als bei einem möglichen Ammann-Duell Guyer-Gresch. Rüegger lag im ersten Wahlgang 234 Stimmen hinter Syed; Guyer und Gresch trennten 866 Stimmen. Die Frage ist, wohin die Stimmen gehen, die im ersten Wahlgang Weishaupt auf sich vereinen konnte. Rüegger scheint gute Karten zu haben, weil viele bürgerliche Wählerinnen und Wähler ein grün-rotes Duo an der Spitze der Zofinger Stadtregierung werden verhindern wollen.

Sehr unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen ist, dass ein weiterer Kandidat ins Rennen steigt. Beispielsweise könnte Dominik Gresch seiner Kollegin Christiane Guyer das Feld bei der Ammannwahl überlassen und sich den Zofinger Stimmberechtigten als Kompromisskandidat bei der Vizeammannwahl anbieten.

7.Kann sich ein Stadtrat oder eine Stadträtin auch für beide Ämter aufstellen lassen?

Das ist theoretisch denkbar, aber natürlich extrem unwahrscheinlich. Aber tatsächlich wäre es möglich, dass sich in extremis nur noch eine Kandidatin oder ein Kandidat für beide Ämter bewirbt und für beide in stiller Wahl gewählt würde. In diesem Fall müsste sich die Person laut Stadtschreiber Fabian Humbel für eines der Ämter entscheiden, für das andere müsste ein erneuter Wahlgang angesetzt werden.

8.Was passiert, wenn bei einer Wahl zwei Kandidaten gleich viele Stimmen erhalten?

Dieses Szenario ist zwar ebenfalls ­unwahrscheinlich, tritt aber bei ­Wahlen hin und wieder ein. Es kann also auch in Zofingen passieren, auch am 28. November. Bei Stimmengleichheit würde kein neuer Wahlgang angesetzt – entscheiden würde das Los. Glücksfee wäre der Präsident des Wahlbüros, also Hans-Ruedi Hottiger. In diesem Fall würde der scheidende Ammann seine Nachfolgerin oder ­seinen Nachfolger also per Los wählen.

9.Was passiert, wenn es jetzt noch zu einem Rücktritt kommt?

In diesem Fall würde der Stadtrat die Legislatur in Unterzahl antreten, im Frühjahr – voraussichtlich im März – würde ein neuer Stadtrat oder eine neue Stadträtin gewählt. Es wäre also nicht möglich, dass Hansruedi Hauri (SVP) oder André Kirchhofer (FDP) nachrücken könnten, obwohl beide im April bei den Stadtratswahlen das absolute Mehr erreicht haben, aber als Überzählige ausgeschieden sind.