
Abgespeckte Oltner Chilbi? Zumindest in einem Punkt gibt es jetzt Hoffnung
Der Stadtrat hat die für Mitte August geplante Oltner Chilbi auch in diesem Jahr wegen Corona abgesagt. Dies, weil die Oltner Regierung trotz den Lockerungsschritten des Bundes kaum eine Chance für den Grossanlass sieht, der pro Tag mehrere Zehntausend Besucherinnen und Besucher in die Innenstadt zieht. «Mit seinem frühzeitigen Entscheid möchte der Stadtrat verhindern, dass nach der Ausschreibung und der Auswahl der Aussteller weitere Vorbereitungen für die Chilbi getroffen werden», hiess es in der Medienmitteilung von Mitte Mai.
Damit ist die SVP nicht einverstanden. In einem dringlichen Vorstoss, der an der nächsten Gemeindeparlamentssitzung Ende Juni behandelt werden soll, fordert die Volkspartei eine Art «Chilbi light». Der Stadtrat solle prüfen, wie «die abgesagte Chilbi doch noch im Sommer, zu einem späteren Termin im Herbst 2021 oder allenfalls in einer abgespeckten Version durchgeführt werden könnte», heisst es im Auftrag.
Er habe es bedauert, dass «der Stadtrat den einfachsten Weg gewählt und die Chilbi einfach mal abgesagt hat», sagt Erstunterzeichner und Fraktionschef Matthias Borner auf Anfrage. Es gehe ihm einerseits um die einheimischen Vereine, für die jeweils die Chilbi mit ihren Essens- und Getränkeständen eine der Haupteinnahmequellen sei. Zum anderen habe die Chilbi einen integrativen Charakter für die Region.
Nach all den Entbehrungen während der Coronazeit wäre es «ein gutes Zeichen der Stadt Olten, wenn sie einen Anlass für die Menschen organisieren würde», heisst es im Vorstoss weiter. Borner verweist dabei auf die sinkenden Infektionszahlen und zugleich die höhere Impfquote, die bis in den August oder noch später steigen werde. Stand Montag waren im Kanton Solothurn laut dem Bundesamt für Gesundheit knapp 37 Prozent aller Personen mindestens einmal geimpft.
Kommt das Riesenrad trotz Chilbi-Absage nach Olten?
Bei der Stadtverwaltung hat man trotzdem kein Gehör für das Ansinnen. Leiter Franco Giori der Abteilung Ordnung und Sicherheit sagt auf Anfrage, dass im Stadtrat eine Verschiebung kein Thema war. Vergangenes Jahr versuchte man noch, ein Stadtfest mit reduziertem Chilbibetrieb im Herbst auf die Beine zu stellen. Doch die Vereine und Schausteller hätten sich laut Giori nur mässig interessiert gezeigt.
«Knapp die Hälfte der Vereine wollten überhaupt mitmachen.»
Doch nicht nur deswegen sei eine Verschiebung oder eine abgespeckte Version der Chilbi in diesem Jahr kein Thema. Weil einige Veranstaltungen wie der Beachevent oder das Street Food Festival verschoben werden, gebe es Schwierigkeiten, überhaupt einen passenden Termin zu finden. Giori macht allen Chilbi-Fans trotzdem Hoffnung: Das gleiche Riesenrad, das an der Chilbi jeweils auf dem Klosterplatz beim Eingang in die Altstadt steht, soll für zwei bis drei Wochen nach Olten kommen. «Die Chancen sind da, die Abklärungen fast fertig», sagt er.

Kommt das Riesenrad trotz Chilbi-Absage für einige Wochen nach Olten?
Chilbi-Nachholtermin: Nicht alle Vereine sind dafür
Bei den drei angefragten Vereinen gibt es kein einheitliches Bild zu einer möglichen Chilbi zu einem späteren Zeitpunkt respektive einer abgespeckten Version. Der Sportverein Olten sei grundsätzlich daran interessiert, sagt Präsident Luis Geiser auf Anfrage. Der Verein stehe nur dank des Stabilisierungspakets des Bundes finanziell so gut da. Dieses habe die eigenen Verluste abgefedert, sagt Geiser. Zudem seien wegen ausgefallener Events und Meisterschaften auch weniger Ausgaben angefallen.
Auch die Höckeler-Zunft könnte sich vorstellen, bei einer Chilbi Light dabei zu sein, sagt Zunftmeister Thomas A. Müller auf Anfrage, obwohl er von dieser Idee am Telefon das erste Mal hört. «Die Chilbi ist für uns ein Mittel, um Geld zu verdienen.» Die Zunft plant am Wochenende, an dem die Chilbi stattgefunden hätte, einen Anlass in der Schützi – Genaueres ist laut Müller noch nicht bekannt. Er sagt aber: «Wenn dieses Jahr auch die MiO abgesagt wird, wird es sicher finanziell schwierig.»
Eher kritisch äussert sich Rahel Nobs von der Rätschwyber-Zunft zur Verschiebungs-Idee. «Aus meiner Sicht ist das nicht realistisch.» Zudem sei sie nicht mehr gewillt, etwas zu organisieren, um es später doch wieder absagen zu müssen. Aus ihrer Sicht soll die Stadt lieber den «Weg des geringsten Widerstands» gehen und es bei der Absage bleiben lassen. Was natürlich Folgen hätte für die eigene Zunft. Aber wahrscheinlich werde die Oltner Fasnacht 2022 sowieso etwas anders aussehen – wenn sie denn überhaupt stattfinde: Man werde wohl aus finanziellen Gründen Abstriche machen müssen etwa bei den Kostümen und den Wägen.