Der frostige Frühling sorgt für grosse Ausfälle beim Steinobst – und schiebt den Erntestart nach hinten

Der kalte Frühling mit einer Serie von Frostnächten liess so manchen Obstbauern zittern. Viele Blüten von Kirschen, Zwetschgen oder Aprikosen fielen den Minusgraden zum Opfer. Die aktuelle Schätzung für Tafelkirschen des Schweizer Obstbauernverbandes geht von einer Erntemenge aus, die 20 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre liegt.

Auch für die Zwetschgen stellt Daniel Schnegg, Obstbau-Spezialist vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, keine gute Prognose. «Wir werden im Aargau weniger Zwetschgen haben als im Frostjahr 2017», sagt er. Und:

«Die Freiland-Aprikosen im Aargau sind gar grösstenteils verfroren.»

Mit Frostkerzen gegen die Kälte angekämpft hat Regina Hort vom Kehrhof in Wittnau – mit Erfolg. So rechnet sie denn immerhin noch mit einem Ertrag von 80 Prozent einer normalen Ernte ihrer Kirschen. Eigentlich verkauft sie die ersten roten Früchte um diese Zeit bereits auf dem Markt in Aarau. Nur: In diesem Jahr sind die Kirschen auf ihrer Plantage derzeit noch grün. «Ich rechne mit dem Erntestart um den 20. Juni», sagt sie.

Bei den Aprikosen muss Hort einen Totalausfall verzeichnen. Grund war hier auch der Mai, in dem schlichtweg die Sonne gefehlt habe. Sie sagt:

«Es konnte keine Fotosynthese stattfinden, und so haben die Bäume die Früchte abgeworfen.»

Der Schupfarter Landwirt André Steinacher weiss Ähnliches zu berichten. Auch er beklagt einen Totalausfall bei den Aprikosen und rechnet mit rund 80 Prozent eines normalen Ertrages seiner Kirschen. Dies habe aber auch einen Vorteil. «Weil weniger Kirschen am Baum hängen, werden diese grösser, und der Baum kann dafür umso mehr Zucker in die einzelnen Früchte abgeben», sagt er.

Nun braucht es viele Sonnenstunden

In den kommenden Tagen bis zum Erntestart etwa um den 20. Juni – rund zwei Wochen später als für gewöhnlich – komme es darauf an, dass ordentlich die Sonne scheine, sodass viel Zucker produziert werde, und es zwischendurch auch mal regne.

Beat Mahrer, Landwirt und Erdbeer-Produzent aus Möhlin, eröffnet die Selbstpflücksaison.

Beat Mahrer, Landwirt und Erdbeer-Produzent aus Möhlin, eröffnet die Selbstpflücksaison.

Dennis Kalt (31. Mai 2019)

Auch die Zwetschgenernte steht hinten an. Während die ersten dunkelblauen Früchte letztes Jahr bereits Mitte Juli gepflückt wurden, geht Christoph Müller, Landwirt aus Schupfart, von einem Erntestart um den
10. August aus. «Ich rechne in etwa mit einem Behang von 60 Prozent der letztjährigen Ernte, die allerdings sehr gut war.»

Das Erdbeerfeld ist für Pflücker eröffnet

Im Gegensatz zum Steinobst sieht es bei den Erdbeeren besser aus. Diese blieben vom Frost und dem garstigen Wetter verschont. Beat Mahrer, der seine 25’000 Stauden in Möhlin in den Frostnächten mit zwei Lagen Vlies bedeckte, hat keine Ausfälle zu beklagen. Er sagt:

«Das sonnige Wetter der letzten Tage hat den Erdbeeren einen Wachstumsschub gegeben, sodass die Selbstpflücksaison nun über die rund nächsten fünf Wochen läuft.»

Die ersten Erdbeeren hat auch Roger Schmid vom Beerenhof von seinen Erdbeerplantagen gepflückt. Die Früchte bietet er in seinem Hofladen in Wölflinswil an. «Für den Start der Selbstpflücksaison reicht die Menge jedoch noch nicht aus», sagt er.

Dies, weil seine Erdbeerfelder auf höheren und in schattigerem Gelände liegen als jene von Mahrer. «In etwa 10 bis 14 Tagen wird es so weit sein», schätzt Schmid.