
Neuer Drive fürdie «Hegmatte»-Retter
Gibt die AVA (ehemals WSB) jetzt ihr Depot-/Werkstatt-Projekt «Hegmatte» auf? Die Abwahl von Gemeindeammann Rolf Buchser (FDP) ist ein weiterer Tiefschlag für das Bauvorhaben der Bahn. Es geht nicht darum, ob Buchser ersetzbar ist oder nicht. Es geht darum, dass die Schöftler Bevölkerung innert eines Jahres zum zweiten Mal an der Urne zum Ausdruck gebracht hat, dass sie «Hegmatte», die grosse Wiese zwischen der Suhrentalstrasse und der Suhre, nicht überbauen lassen wollen. Und die Abwahl lässt sich nicht uminterpretieren, wie das bei der Annahme der Initiative im letzten November geschehen ist. Damals sprach sich der Souverän mit 952 zu 221 Stimmen für die Erhaltung der «Hegmatte» aus. Aktuell läuft die Interpretation eines Fachgutachtens zum Optimierungspotenzial bei den Bahnbauten und zur Schutzwürdigkeit von Bauten auf dem Mühleareal (am Alternativstandort in den Augen der Gegner).
«Die Überbauung sollte alternativlos erscheinen»
Dass selbst die AVA Bedenken hat, was die Realisierungschancen des Projektes anbetrifft, ist spätestens seit der Publikation ihres Jahresberichtes Ende Mai bekannt. Dort stand: «Wenn alles rundläuft, wird die Gemeinde Schöftland im Frühling 2022 über die Änderungen der BNO abstimmen. Erst dann besteht die nötige Projektsicherheit, sodass wir mit dem Vorprojekt starten können.» Das heisst nichts anderes, als dass die AVA vorerst keine weiteren Mittel in Planung investiert. Seit der Abwahl von Rolf Buchser gibt es dazu erst recht keine Veranlassung mehr. Sollte die Teilrevision an der Gemeindeversammlung abgelehnt werden, wäre das der entscheidende Fingerzeig für den Grossen Rat, die Richtplananpassung zu verweigern.
Aus Sicht des Vereins «Pro Landwirtschaftszone Hegmatte» ist der Fall ohnehin längst klar: zuerst eine Petition, dann eine erste Initiative, später eine zweite (Durchsetzungs-)Initiative. Dazwischen der Gemeindeversammlungsentscheid, das Gebiet aus der Totalrevision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) auszuklammern und im Rahmen einer Teilrevision mittels einer Landschaftsschutzzone vor der Überbauung zu retten. «Bis heute hat der Gemeinderat weder den Beschluss der Gemeindeversammlung noch die erste Initiative, die mit 81 Prozent angenommen wurde, umgesetzt», schreibt der Verein. «Offensichtlich wird im Hintergrund versucht, die Fakten so zu legen, dass die Überbauung der ‹Hegmatte› als alternativlos erscheint.»
Wälty und Gestmann hirnen über den zweiten Wahlgang
In diesem «Hintergrund» hat der Verein ab Januar 2022 Einsitz. Wenn auch nicht mit zwei Mitgliedern und dem Vorsitzenden, wie der gehofft hatte, aber immerhin mit einem. Vereinspräsident Andres Wälty (55, parteilos) ist am Wochenende mit einem Traumresultat in den Gemeinderat gewählt worden. Er machte 937 Stimmen – am zweitmeisten. Wälty wird den Gemeinderatssitz des abgewählten Rolf Buchser bekommen. Ob er am 28. November nochmals für das Amt des Vizeammanns kandidieren werde, sei noch offen, sagte Wälty gestern Abend.
Der Gemeinderat ist als Kollegialbehörde bisher stets geschlossen für das Bahnprojekt eingestanden. Wo genau Mitglied Anja Gestmann (SP) steht, ist nicht klar. Fest steht, dass sie gegen Ammann Buchser angetreten ist, was dieser als unfreundlichen Akt empfunden hatte. Und fest steht weiter, dass sie im ersten Gemeindeammann-Wahlgang mit 430 Stimmen relativ weit von einer Wahl entfernt war. Wie es mit ihr weitergeht? Gestmann gab dazu am Montag keine Auskünfte, vertröstete auf später («Derzeit laufen interne Abklärungen»).
Andres Wälty (55) ist ein Ur-Schöftler. Bis auf wenige Jahre hat er dort sein ganzes Leben verbracht. Er wohnt mit seiner Frau (zwei erwachsene Kinder) in Sichtweite der «Hegmatte». Wälty ist gelernter Schreiber, arbeitet heute nach Weiterbildungen als Projektleiter im Ladenbau. Politisch war er bisher einzig als Vizepräsident der Ortsbürgerkommission aktiv. Am letzten Freitag hatte er einen grossen Auftritt im «Blick». An die Adresse von Rolf Buchser sagte er: «Schöftland ist kein Königreich. Das Dorf gehört uns allen.»
Jetzt sitzt Wälty dann selber an den Schalthebeln der Macht. Und sein ganz grosses Ziel ist: «Die ‹Hegmatte› als Wiese retten – und das rasch.»