Rentner kämpft gegen revidierte BNO: «Was in Oftringen passiert, ist nicht zu verantworten»

«You can move mountains» (du kannst Berge versetzen) heisst es auf einem bemalten kleinen Stein, den Hubert Eichelsberger auf dem Küchentresen zur Dekoration aufgestellt hat. Berge hat der 79-Jährige zwar noch nicht versetzt, aber wegen ihm ist an der Oftringer Gemeindeversammlung kein Stein auf dem anderen geblieben. Drei Anträge stellte der in Küngoldingen wohnhafte Eichelsberger zur revidierten Bau- und Nutzungsordnung. Der dritte führte dazu, dass die Diskussion zum Geschäft abgebrochen und vertagt werden musste (das ZT berichtete). Von vielen Anwesenden erhielt er für seine Voten Applaus und Zustimmung.

Doch wer ist der Mann, der die Gemeindeversammlung derart aufmischte? Der Mann, der praktisch im Alleingang eine Sammeleinsprache gegen den geplanten Küngoldpark einreichte? Warum setzt er sich vehement gegen das Wachstum der Gemeinde Oftringen ein?

Geboren wurde Hubert Eichelsberger im Jahr 1942 in Wien. Im Alter von sechs Jahren – nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – kam er mit seiner Mutter in die Schweiz, wo diese heiratete. In Buchs bei Aarau liess sich die Familie nieder. Hubert Eichelsberger ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Nach der Bezirksschule folgte die Berufslehre zum Elektromechaniker. Später – inzwischen eingebürgert – leistete er den obligatorischen Militärdienst. Er heiratete früh, zwei Kinder folgten. Der Sohn ist Fluglotse, die Tochter Bäuerin. Eichelsberger arbeitete später bei der Firma Franke, vor allem im Bereich Werkzeugbau. Unter anderem war er als Projektleiter für Bauteile für die Weltraum-Rakete Ariane 4 verantwortlich.

Seit 1999 wohnt er in der Eigentumswohnung im Gilam in Küngoldingen – seine Frau verstarb vor neun Jahren. «Sie war meine Sonne», sagt er. Von seinem Balkon aus schaut er direkt auf die Wiese, wo der Küngoldpark ausgesteckt ist. Damit hat sein Kampf angefangen. Ein Kampf gegen die Überbauung von freien Feldern in Oftringen. Er, der nie im Rampenlicht stehen wollte, erhob seine Stimme an der Infoveranstaltung und an der Gemeindeversammlung.

Die Familie, die nächste Generation, seine Kinder und Grosskinder sind es, die Hubert Eichelsberger dazu veranlassen, sich einerseits gegen die Überbauung Küngoldpark und andererseits gegen die revidierte BNO zu wehren. «Was in Oftringen gerade passiert, ist nicht zu verantworten», verdeutlicht er. «Ich nehme die ehemaligen Landbesitzer, aber auch den Gemeinderat Oftringen in die Pflicht.» Als er nach Küngoldingen gezogen sei, habe er schon gewusst, dass die Parzelle 501, die sich direkt vor seiner Wohnung befindet, dereinst überbaut wird. «Ich ging aber davon aus, dass der damalige Landbesitzer, ein Oftringer, dafür sorgen wird, dass das Land human überbaut wird.»

Ein schlimmer Unfall seines Schwiegersohns, der im Luzerner Hinterland in der Bergzone einen Bauernhof betreibt, rüttelte ihn auf. Passiert sei der Unfall, weil die Bauern immer mehr in unwegsames Gelände getrieben werden. «Und hier in Oftringen soll wunderbares, flaches Land, das ein Bauer problemlos und gefahrlos bestellen könnte, überbaut werden», sagt Eichelsberger. «Ich könnte es ja noch verstehen, wenn der Bedarf an Wohnungen wirklich da wäre.»

«Ich bin kein Grüner, sondern ein klassischer Bünzli»

Im Quartier kam es gut an, dass «endlich einer aktiv wird», sagt Hubert Eichelsberger. Plötzlich sei er mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen. Dabei sei herausgekommen, dass sich viele zu wenig ernst genommen fühlen von der Gemeinde. «Die dominante Politik und die fehlende Kooperation stören», findet Eichelsberger. Was ihn ebenfalls stört: Niemand wolle die Verantwortung übernehmen. «Der aktuelle Gemeinderat verweist auf die Einzonung vor 20 Jahren und auf die Vorgaben des Kantons.» Im Übrigen habe er ein gutes Gespräch geführt mit Gemeindeammann Hanspeter Schläfli. «Ich kann seine Position verstehen.» Und: «Mit meinen Anträgen wollte ich der Gemeinde keinen Schaden zufügen. Im Gegenteil: Sie sollen zur Lösung einer optimalen Gestaltung von Küngoldingen beitragen.»

Er sei gewiss kein Grüner, radikale Forderungen liegen ihm nicht. Ein klassischer Bünzli sei er eigentlich. Einer, der gerne klassische Musik hört, sich auf seinem Rad fit hält und sein Leben in Küngoldingen geniesst. «Aber es ist Zeit, dass unsere Gesellschaft umdenkt und den Ressourcenverbrauch einschränkt», ist Hubert Eichelsberger überzeugt. Daher wünscht er sich mehr Weitsichtigkeit. Denn: «Oftringen soll nicht zu Spreitenbach werden.»