
So viele Flüge wie am Sonntag zählte der Flughafen Zürich seit Monaten nicht mehr – wohin die Schweizer derzeit verreisen

Am Sonntag war am Flughafen Zürich mit 335 Starts und Landungen so viel los wie seit über sieben Monaten nicht mehr. Das zeigt eine Analyse von CH Media. Flughafen-Sprecherin Raffaela Stelzer sagt, der bisherige Jahresrekord dürfte vor allem mit den Frühlingsferien und Auffahrt im Zusammenhang stehen.
Es zeige sich, dass Destinationen und Länder, die nicht auf der Quarantäneliste stünden oder von dieser verschwunden seien, eine hohe Nachfrage verzeichneten. Ausserhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz seien die meisten Flüge in den letzten Wochen nach Mallorca, Istanbul, Madrid, Porto und Amsterdam gegangen.
Dass die Reiselust zurückkehrt, könnte an der Impfkampagne liegen, die Fahrt aufnimmt. Immer mehr Kantone impfen nun auch die breite Bevölkerung. Damit wissen viele, wann sie doppelt geimpft sind und unbeschwerter reisen können. «Das ermöglicht ihnen die Planungssicherheit, die Buchung der Reise jetzt vorzunehmen», sagt Markus Flick vom Reiseanbieter DER Touristik mit Marken wie Kuoni, Helvetic Tours oder Kontiki.
Deutliches Plus bei Reisebüros
«Seit Mitte April verzeichnen wir ein deutliches Nachfrageplus», sagt Flick. «Der positive Trend dürfte sich fortsetzen, nachdem der Bundesrat angekündigt hat, Reisehürden ab dem 31. Mai teilweise abbauen zu wollen. Wir sind zuversichtlich, dass die Talsohle durchschritten ist.» Das Fernweh sei «spürbar gross.»
Dass die Pandemie wohl in absehbarer Zeit eingedämmt werden könne, sei für viele die Gelegenheit, Reisen nachzuholen. Kurzfristig würden derzeit vor allem Reisen in der Schweiz, nach Spanien, Griechenland, in die Dominikanische Republik, nach Mexiko und in die Vereinigten Arabischen Emirate gebucht. Sommerferien werden in der Schweiz, ihren Nachbarländer und im Mittelmeerraum gebucht. Flick sagt:
«Wer eine Auslandsreise im kommenden Herbst oder für das kommende Jahr plant, bucht bereits wieder aus einer sehr grosse Palette an möglichen Ferienzielen.»
Der Reiseveranstalter TUI spürt in den letzten Wochen ebenfalls eine erhöhte Nachfrage, wie Sprecherin Milica Vujcic sagt. Kunden kontaktierten vermehrt das Reisebüro. Auch die Buchungen seien in den letzten Wochen angestiegen – vor allem seit der jüngsten Pressekonferenz des Bundesrats.
Für den Mai seien Destinationen wie Dubai oder Mallorca beliebt, im Sommer die griechischen Inseln Kreta, Rhodos und Kos sowie Mallorca und die Südtürkei. «Es freut uns, dass einige Kundinnen und Kunden zu uns kommen und fragen, wohin sie nun dank der Impfung reisen können», sagt Vujcic.
«Reiselust ist grösser denn je»
Ähnliche Beobachtungen macht Hotelplan. «Die Reiselust bei unseren Kunden ist wahrscheinlich grösser denn je und unsere Kunden möchten wieder ins Ausland in die Ferien», sagt Sprecherin Bianca Gähweiler. «Das zeigt uns zum einen der erhöhte Such-Traffic auf unserer Website in den letzten Tagen und Wochen. Zudem werden wir wieder häufiger von Kunden kontaktiert, die sich für Ferien im Ausland interessieren.»
Trotz leichter Zunahme seien die Buchungen aber im Vergleich zur Zeit vor der Krise noch auf tiefem Niveau. Die beliebteste Destination sei aktuell Spanien mit den kanarischen Inseln und Mallorca, gefolgt von Ferien in der Schweiz, Griechenland und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Mallorca ist diesen Sommer als Feriendestination begehrt.
Einen Trend für die Sommerferien auszumachen, sei noch nicht möglich, weil die Kunden überwiegend sehr kurzfristig buchten. «Wir gehen davon aus, dass in den Sommerferien insbesondere Reisen in Europa und somit auch rund ums Mittelmeer wieder möglich sein werden.» Ein grosser Teil der Kundschaft werde die Sommerferien wohl in Griechenland und dort insbesondere auf den Inseln, auf Zypern, auf Mallorca und Ibiza, den kanarischen Inseln und in der Türkei verbringen.
Der Fortschritt bei den Impfungen trage wahrscheinlich dazu bei, dass sich Kunden wieder vermehrt für Ferien im Ausland interessierten, ergänzt Gähweiler.
Der Weg zur Normalität ist allerdings noch weit. Raffaela Stelzer vom Flughafen Zürich weist darauf hin, dass noch immer nur rund 15 Prozent der Passagiere im Vergleich zum Vorkrisenniveau unterwegs seien. Stelzer sagt:
«Wir stellen fest, dass Feiertage oder Ferien einen deutlichen Einfluss haben. Die Menschen wollen wieder reisen, ihre Familien besuchen oder im Ausland Ferien machen.»
Zurückhaltend äussert sich die Swiss. Die Buchungszahlen lägen «weit unter dem Vorkrisenniveau», sagt Sprecherin Meike Fuhlrott. Eine wirkliche Erholung sei noch nicht spürbar geworden, «dies auch aufgrund der neu aufgetretenen Virus-Varianten sowie zunächst nur langsamer Fortschritte bei den Impfungen».
Bei den nachgefragten Destinationen sieht es bei der Swiss ähnlich aus wie bei den Reisebüros. Stärker nachgefragt seien momentan aber auch klassische Städtedestinationen wie London und Berlin. Im Interkontinentalverkehr gebe es mehr Nachfrage auf den Strecken in die USA wie etwa nach Miami. Das gelte auch für den Sommer. Die neuen Destinationen im Streckennetz Tallinn in Estland und Billund in Dänemark sind laut Fuhrott «gut angelaufen».