Die Wildtierbrücke ist fast fertig – ab Ende Sommer 2021 entsteht eine zweite Brücke über der A2

Nun ist sie fast fertig, die neue Wildtierbrücke über die Autobahn bei Neuenkirch. Mehrere Nächte lang waren die letzten 45 von total 90 riesigen Holzträgern montiert worden, was zu Verkehrsbehinderungen führte. 17,5 Meter lang, 1,24 Meter hoch, 8 Tonnen schwer werden diese Träger das Erdreich und die Bepflanzung tragen, über die dereinst Rehe, Füchse, Hirsche und Kleinsäuger spazieren.
In Neuenkirch entsteht nach Suhr die zweite Wildtierbrücke des Bundesamts für Strassen (Astra), welche mit Holz bebaut wird. Sie ist massiver als die filigrane Konstruktion im Kanton Aargau: Rund 2500 Kubikmeter, grösstenteils Fichtenholz aus dem Entlebuch, werden dafür verbaut. «Bauen mit Holz entspricht dem Zeitgeist», sagt Franz Koch, Projektleiter vom Astra (Filiale Zofingen) an der Besichtigung. «So können mehrere Tonnen CO2 gespeichert werden.»

In Langnau wird Beton verwendet werden

Ausgeführt werden die Arbeiten von derselben Firma, welche voraussichtlich ab Ende Sommer 2021 auch die ähnlich grosse Wildtierbrücke über die A2 in Langnau bei Reiden bauen wird. Dieser Bau ist ganz aus Beton geplant. «So besteht die Möglichkeit, genaue Vergleiche in Bezug auf den Unterhalt und die Dauerhaftigkeit der Materialien anzustellen», sagt Koch.

An und für sich seien die verschiedenen Baustoffe gleichwertig, sagt der Projektleiter. Dennoch hat jedes Material eigene Herausforderungen. Bei Holz denkt man an seine Brennbarkeit. Doch Franz Koch dementiert: «Bei einem Brand ist die Holzbauweise sogar vergleichsweise vorteilhaft.» Die Brücke halte bei einem Grossbrand bis zu zehn Zentimeter verkohltes Trägermaterial aus.

Die grösste Gefahr für die Holzkonstruktion sei nicht das Feuer, sondern das Wasser. «Die Trägerbalken und die Deckschicht aus Holz dürfen auf keinen Fall feucht werden», sagt Koch. Die Träger wurden deshalb extra imprägniert, die Deckschicht wird nur bei trockener Witterung verlegt – und anschliessend mit vier Schichten abgedichtet. Darauf kommt 80 Zentimeter Kies und Erdreich und am Schluss Bepflanzung. «Die Tiere werden nicht gross merken, dass sie über die Autobahn spazieren», sagt Franz Koch. Zumal die 50 Meter breite und 36 Meter lange Passage seitlich durch Blendschutzwände geschützt wird.

Ende Mai soll der Verkehr auf der A2 unter der Wildtierbrücke wieder ungehindert fliessen, im Herbst wird die Brücke fertig sein. Weil sie zwei bestehende Waldstücke verbindet, werde sie wohl auch vom Wild gut angenommen. Wie übrigens auch die vergangenen Herbst fertig gestellte Wildtierunterführung bei der Knutwilerhöhe. Durch diese spazieren mittlerweile fast jede Nacht Rehe und Füchse, wie Aufnahmen von Fotofallen zeigen.

«In Langnau bei Reiden müssen wir erst Hecken pflanzen und den Tieren die Annäherung erleichtern», sagt Koch. Da werde es wohl länger dauern, bis das Wild den althergebrachten Wechsel wieder benützt. Die Wildtierbrücken in Neuenkirch und Langnau kosten je etwa 10 Millionen Franken. Rechtfertigt sich der Aufwand für Rehe, Füchse und Hasen, welche sie benützen? «Angesichts der sonstigen Investitionen zum Erhalt der Biodiversität finde ich es angemessen, auch in diese Infrastrukturen zu investieren», sagt Franz Koch. Zumal die Autobahnen erst in den 1970er Jahren die über Jahrhunderte genutzten Wildkorridore durchschnitten haben. Die Wildtierbrücken würden zudem vollständig durch Treibstoffabgaben finanziert. «Den Steuerzahler kosten sie nichts. Sie werden von den Verkehrsteilnehmern bezahlt.»

Nicht zuletzt führt das Astra damit einen gesetzlichen Auftrag aus. Die drei Luzerner Wildtierpassagen – zwei Brücken in Neuenkirch und Langnau und die Unterführung bei der Knutwilerhöhe – an der A2 sind im kantonalen Richtplan vorgesehen, und der ist rechtsverbindlich.