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«Musiker zu sein ist nicht nur ein Job, es ist ein Bedürfnis für mich»

Die Kanti ganz nah

An einem Nachmittag pro Woche liegt der Schwerpunkt an der Kantonsschule Zofingen auf selbst organisiertem Lernen (SOL). Dabei haben die 16- bis 18-jährigen Schüler in Gruppen Portraits verfasst von Personen, die Bezug zur Kantonsschule haben. In loser Folge druckt das ZT eine Auswahl dieser ­Texte ab. (zt)

«Musiker zu sein ist nicht nur ein Job, es ist ein Bedürfnis für mich», sagt Ivan Horvatic, 33, aus Kroatien. Das Unterrichten an der Kantonsschule Zofingen ist für ihn mehr als nur eine Arbeit, um Geld zu verdienen. Seine Leidenschaft für die Musik entdeckte er im Kindesalter. «Klavier war meine erste Liebe», sagt er. Ein anderes Instrument sei für ihn nie in Frage gekommen. «Bekannte hatten ein wunderschönes Klavier und von da an war es mein Traum, Klavier zu spielen», erzählt er. Als er dann als Neunjähriger die ersten Klavierstunden besuchte, machte er sehr rasch Fortschritte. «Für mich war schnell klar, dass ich Musiker werden wollte.» Schon als Kind war Horvatic fasziniert von dem Gedanken, auf der Bühne zu stehen – ein Traum, der in Erfüllung ging.

Mit 15 Jahren spielte er sein erstes Solo

Durch sein aussergewöhnliches Talent, verbunden mit der tiefen Leidenschaft für die Musik, fand man ihn schon bald selbst an internationalen Wettbewerben und Auftritten. «Als ich mit 15 Jahren in einem Orchester als Solist spielte, wusste ich, dass ich damit Karriere machen kann.» Mit 16 Jahren gewann er den nationalen Wettbewerb von Kroatien und erhielt einen Studienplatz an einer kroatischen Kunsthochschule angeboten, parallel dazu besuchte er das Gymnasium. Als 20-Jähriger hatte er seinen Master in der Tasche – die Welt stand ihm offen. Sein Ziel war, sein Studium im Ausland weiterzuführen. Dass er in der Schweiz landete, war reiner Zufall. Hier absolvierte er den Specialized Master und den Master of Pedagogy. Er begann, Klavier zu unterrichten. «Nur als Konzertpianist zu arbeiten, habe ich nie in Betracht gezogen», sagt er. Denn er brauche den Umgang mit Menschen und könne nicht jeden Tag stundenlang allein in seinem Kämmerlein üben. Er brauche die Abwechslung.

Wichtig ist Ivan Horvatic, seine Schülerinnen und Schüler so gut wie möglich zu unterstützen und zu motivieren. Um dieses Ziel zu erreichen, betrachtet Horvatic hauptsächlich einen Punkt als sehr wich-tig: «Um weiterzukommen, muss man sich auf menschlicher, aber auch auf künstlerischer Ebene verstehen.» Die Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern sei das A und O für einen gesunden Fortschritt.

Als Horvatic in die Schweiz kam, sprach er kaum Deutsch. Er besuchte in seiner Heimat zwar noch für kurze Zeit eine Sprachschule, es reichte jedoch nur für die Grundlagen. Da sein Studium hauptsächlich Richtung Praxis ging, waren die Sprachkenntnisse zu Beginn noch nicht so wichtig. «Weil viele Studierende ebenfalls aus einem anderen Land kamen, war die Versuchung gross, Englisch miteinander zu reden.» Deshalb nahm sich Horvatic vor, mehr Zeit mit Schweizern und Deutschen zu verbringen. Zu Beginn war es ihm peinlich, eine Sprache zu sprechen, die er noch nicht richtig beherrschte. Er erkannte aber: «Wenn es mir peinlich ist, lerne ich die Sprache nie. Ich muss einfach beginnen. Einfach reden. Es ist eine mentale Sache.» Sobald er loslassen konnte und nicht mehr auf die Meinung anderer achtete, machte er schnell grosse Fortschritte.

Die Epoche der Klassik faziniert ihn

Horvatic hat sich auf die Klassik spezialisiert. Immer wieder fasziniert ihn die Bandbreite an Stücken dieser Epoche. «Würde ich zehnmal hintereinander leben, könnte ich trotzdem nicht alle Stücke gespielt haben.» Und diese Liebe zur Musik macht das Unterrichten nicht bloss zu einem Job, um Geld zu verdienen, sondern viel mehr zu einem Herzensanliegen.

Die Autorinnen: 

Samira Bachmann, Klasse 2E, Zofingen

Jemina Wittwer, Klasse 2E, Strengelbach

Emeli Buschbaum, Klasse 2E, Strengelbach