Das neue Leitungsgremium des Seniorenzentrums ist eine unausgegorene Scheinlösung

Dies ist nicht mein erster Einwurf zur causa Seniorenzentrum. In einem Punkt wiederhole ich mich gleich zu Beginn. Es geht nicht um die Mitarbeitenden dort. Ich masse mir nicht an, sie zu kritisieren. Sie machen eineb guten Job, das sagen alle, die man fragt. Es geht um die politisch-strategische Führung, ergo um den Stadtrat.

Was dieser aufgegleist und kommuniziert hat, macht ratlos, um es gelinde auszudrücken. Die Fakten sind bekannt. Im März machte der Eklat um den Rausschmiss des designierten neuen Geschäftsleiter Schlagzeilen, im Mai der Abbau von Stellen. Im Juni verlangte eine überparteiliche Motion im Einwohnerrat – zum zweiten Mal nota bene – die Überführung des Zentrums in eine AG. Die Anforderungen an die strategische Führung einer solchen Institution würden immer höher. Am sichersten sei diese in den Händen eines Verwaltungsrats, argumentierten die Parteien.

Wie hat der Stadtrat auf die Forderung reagiert? Er hat vor kurzem ein fünfköpfiges «strategisches Führungsgremium» installiert. Die offizielle Pressemitteilung dazu spricht Bände. Den wichtigsten Job übernimmt Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger – er ist ist zuständig für «Führung/Strategie/Kommunikation». Rahela Syed, die bisherige Verantwortliche fürs Seniorenzentrum im Stadtrat, ist noch für die «Ressortvertretung Alter» zuständig. Ins Gremium berufen wurden zudem der Stadtschreiber und der Verantwortliche der städtischen Finanzabteilung. Der fünfte Sitz ist vakant; ein externer Experte mit dem Profil Medizin/Pflege wird noch gesucht.

Der Stadtrat habe sofort handeln wollen, betont Hottiger. Denn ja, man wolle und müsse die strategische Führung verbessern. Eine AG will der Stadtrat aber partout nicht. Am 22. November will er dem Einwohnerrat beantragen, die Juni-Motion in eine Postulat umzuwandeln. Von einem Auftrag in eine Anregung also: Der Einwohnerrat soll die Forderung nach einer AG fallenlassen und sich mit dem neu geschaffenen Gremium zufriedengeben.

Das alles ginge ja noch, wenn klar wäre, wer darin das Ruder übernimmt, denn Hottiger tritt ja als Ammann Ende Jahr zurück. Klar, er könnte den Job im strategischen Leitungsgremium behalten. Aber will der neu zusammengesetzte Stadtrat das? Wäre es klug? Rahela Syed will den wichtigen Job offenbar nicht. Naheliegend wäre, dass der neue Ammann übernimmt – wer die Nachfolge Hottigers antritt, ist aber erst sechs Tage später, am 28. November, klar.

Fazit: Der Stadtrat hat endlich getan, was er seit Monaten, ja Jahren hätte tun können: Er hat eine interne strategische Gruppe gebildet, die sich den Herausforderungen um die Führung eines Seniorenzentrums annimmt. Im Grunde kündigt er ganz normale Büez an – Büez, die schon längst hätte getan werden müssen. Wer die Büez macht, bleibt unklar – der Einwohnerrat soll jetzt quasi die Katze im Sack kaufen.

Die Umwandlung einer Institution wie das Seniorenzentrum in eine AG muss gut überlegt und gut geplant sein. Stehen die entstehenden Kosten in einem Verhältnis zum Nutzen? Ist das Volk, das das letzte Wort hat, davon zu überzeugen? Das sind in der Tat knifflige Fragen. Damit kann, darf man sich Zeit lassen. Aber in der Frage der strategischen Führung einfach eine gefühlte Ewigkeit quasi nichts zu machen und dann überhastet eine unausgegorene Scheinlösung zu präsentieren – das geht eigentlich nicht.