Booster-Impfung für über 65-Jährige kommt ab Mitte November

Was in Israel und den USA schon seit Wochen möglich ist, wird nun ab Mitte November auch in der Schweiz erlaubt. Gestern hat die Arzneimittelbehörde Swissmedic die Zulassung einer Auffrischimpfung mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna für Erwachsene ab zwölf Jahren erteilt. Am gleichen Tag haben die Eidgenössische Impfkommission EKIF und das BAG die Empfehlung für die Booster-Impfungen publiziert.

Das EKIF und das BAG verfolgen damit die gleichen Ziele wie mit den Erstimpfungen, nämlich schwere Erkrankungen und Hospitalisationen zu verhindern, um das Gesundheitswesen nicht zu überlasten wie Christoph Berger, der Chef der Impfkommission, gestern in Bern vor den Medien erklärt hat.

Fokussiert auf Ältere

Während die Swissmedic Booster für alle Erwachsenen ab zwölf Jahren zulässt, fokussiert die EKIF mit ihrer Empfehlung auf jene, welche den grössten Nutzen einer Auffrischimpfung haben. Das sind alle Personen ab 65 Jahren. Begründet wird das mit den vorliegenden wissenschaftlichen Daten, die ETH-Professorin Tanja Stadler, die Leiterin der Covid-19-Taskforce, gestern vorgestellt hat.

Demnach zeigten die Daten noch im September, dass bei den über 80-Jährigen der Impfschutz gegen Hospitalisation bei 90 Prozent lag. Doch nun ist zehn Monate nach den ersten Impfungen die Wirkung bei den Ältesten auf etwa 80 Prozent gefallen. «Man verhindert also immer noch acht von zehn Spitaleinlieferungen», sagte Stadler. Da die Schutzwirkung auch bei jüngeren Seniorinnen und Senioren leicht nachlasse, erhöhe eine dritte Impfung die Schutzwirkung doch deutlich.

Deshalb empfiehlt die Impfkommission nun die Booster-Impfung für alle über 65, insbesondere für besonders gefährdete Personen in Alters- und Pflegeheimen. Wer mindestens seit sechs Monaten geimpft ist, soll gemäss Berger etwa ab Mitte November eine Auffrischimpfung erhalten. Die Booster-Impfungen liegen aber wie die Erstimpfungen in der Hand der Kantone, die sich nun nach dieser Empfehlung darauf einstellen werden.

Geimpft wird einer Person der gleiche Wirkstoff, den sie schon bei den ersten beiden Impfungen erhalten hat. Dabei wird bei Moderna die Dosis der dritten Impfung halbiert, bei Biontech/Pfizer bleibt die Booster-Dosis dagegen gleich.

Keinen Sinn bei gesunder Allgemeinbevölkerung

Berger hielt fest, dass es bis heute keine Hinweise darauf gebe, dass eine Booster-Impfung auch bei unter 65-Jährigen einen Sinn mache. Die Schutzwirkung der doppelten Impfung sei noch genügend, auch wenn Jüngere an einer der vielen möglichen Vorerkrankungen litten.

Wenn man sehe, dass sich das ändere, werden man die Empfehlung dementsprechend anpassen. Da die Swissmedic die Booster-Impfung generell ab zwölf Jahren zulässt, haben jüngere Menschen mit grossem Erkrankungsrisiko die Möglichkeit, die dritte Impfung «off-label», also auch ohne Empfehlung zu erhalten. Einfach nur in Absprache mit dem Arzt.

Dass es in der Schweiz bis zur Zulassung länger gedauert hat, hat nach Claus Bolte von Swissmedic mehrere Gründe. Zum einen hätten die Unterlagen der Pharmafirmen noch nicht genügt und hätten erst noch ein paar Fragen geklärt werden müssen.

Zum anderen sei Swissmedic absolut unabhängig in seiner Entscheidungsfindung und lasse sich nicht wie vielleicht in anderen Ländern durch politischen und gesellschaftlichen Druck zu einer schnellen Entscheidung hinreissen. Zudem sei der Umgang mit Risiken in verschiedenen Ländern kulturell unterschiedlich.

Tanja Stadler, Präsidentin der COVID-19 Science Task Force am Point de Presse in Bern.

Tanja Stadler, Präsidentin der COVID-19 Science Task Force am Point de Presse in Bern.

Peter Schneider / KEYSTONE

Die Booster-Impfung führt gemäss Christoph Berger von der Eidgenössischen Kommission für Impffragen nun doch zu einer Verlängerung des Zertifikats. In der Sendung «10 vor 10» sprach er dabei von weiteren 365 Tagen Gültigkeit. In der Point de Presse vom Dienstagnachmittag hatte Patrick Mathys vom BAG noch erklärt, die Booster-Impfung führe nicht zu einer Verlängerung des Zertifikats. Eine Verlängerung für doppelt Geimpfte sei aber durchaus möglich.

Wichtiger sind die Erstimpfungen

Derweil haben die Experten erklärt, dass die Wirkung der Booster-Impfung nicht überschätzt werden soll. Diese erhöhe zwar den Impfschutz wieder auf das Mass von Jüngeren, auf die epidemiologische Situation habe die Booster-Impfung aber wenig Einfluss.

 

Diese hätten die Erstimpfungen, die im Moment stockten, was angesichts der nun steigenden Fallzahlen eine schlechte Nachricht sei, wie Stadler erklärte. Den Infektionszahlen, die sich nun alle zwei Wochen verdoppeln, folgen verspätet auch die Zunahme der Hospitalisationen. Für das Beenden der Pandemie brauche es nicht Booster-, sondern Erst- und Zweitimpfungen.