50 Millionen Impfdosen kommen aus Stein – und es könnten noch deutlich mehr werden

Am Kampf gegen die Coronapandemie ist auch das Fricktal beteiligt: In Stein füllt Novartis seit April den Covid-Impfstoff von Biontech/Pfizer ab, im Juni hat dann Biontech die Zulassung von der Europäischen Arzneimittelbehörde für die Produktionsanlage in Stein erhalten.

Die Frage, wie viele Dosen in Stein seit April abgefüllt wurden, lässt Mediensprecher Satoshi Jean-Paul Sugimoto zwar unbeantwortet, sagt aber:

«Novartis will in diesem Jahr über 50 Millionen Dosen für Biontech produzieren.»

Die Produktion sei dazu in vollem Gange. Die produzierte Menge schwanke dabei im Rahmen der kurz- und mittelfristigen Produktionsplanung sowie der jeweils vom Kunden bestellten Menge.

Dank dem Biontech-Auftrag konnten in Stein zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. «Wir haben rund 70 Personen spezifisch für die Biontech-Produktion eingestellt, in enger Abstimmung mit den anderen Standorten im Rheintal», sagt Sugimoto. Allerdings läuft der Vertrag mit Biontech vorerst nur bis Ende 2022, kann aber verlängert werden.

Neue Aufgabe für Mitarbeitende

Mit den neu geschaffenen Stellen konnte Novartis die Schockmeldung vom September 2018 zumindest etwas abfedern. Damals kündete das Pharmaunternehmen an, schweizweit bis Ende 2022 über 2000 Stellen zu streichen – 700 am Standort Stein. Mit dem Ausbau des Aseptik-Bereiches für die Impfstoffabfüllung fanden zumindest einige der vom Abbau betroffenen Mitarbeitenden innerhalb des Unternehmens eine neue Aufgabe.

Und es könnten noch mehr werden, denn Novartis verhandelt mit weiteren Unternehmen über die Abfüllung ihres Impfstoffes. Die Frage, ob zusätzliche Abfüllaufträge – sollte ein Vertrag zu Stande kommen – ebenfalls in Stein abgefüllt werden, lässt Sugimoto unbeantwortet. Er bestätigt nur, dass sich Novartis in Gesprächen mit weiteren Unternehmen befinde, um Fertigungsaktivitäten zu übernehmen:

«Die Einzelheiten werden bekannt gegeben, sobald diese Diskussionen abgeschlossen sind. Über mögliche Standorte können wir nicht spekulieren.»

Den Biontech-Impfstoff übernimmt Novartis in Grossbehältern und füllt diesen unter aseptischen – also sterilen und keimfreien – Bedingungen in Injektionsflaschen. «Der Impfstoff wird in einem geschlossenen System abgefüllt, das vollständig von der restlichen Umgebung isoliert ist, in einem sogenannten Isolator», erklärt Sugimoto.

Danach gehen die Injektionsflaschen an Biontech zurück und werden von dort weltweit an die Kunden verteilt. Wohin die «Fricktaler» Dosen gehen, gibt Biontech nicht bekannt, wie eine Pressesprecherin gegenüber dem «Südkurier» sagte.

Injektionsflaschen müssen auf minus 60 Grad gekühlt werden

Grundsätzlich läuft die Produktion von Impfstoffen dabei sehr ähnlich ab wie die Produktion von sterilen Medikamenten. «Der grosse Unterschied liegt für diesen Impfstoff in den kurzen Standzeiten bei Raumtemperatur und bei zwei bis acht Grad Celsius», sagt Sugimoto. «Die abgefüllten Injektionsflaschen müssen nach einer definierten Standzeit bei Raumtemperatur und zwei bis acht Grad Celsius auf unter minus 60 Grad Celsius eingefroren werden, bevor sie das Werk verlassen.»

Dass sich Novartis trotz Fehlen eines eigenen Impfstoffes in der Pandemiebekämpfung engagiert, sieht Sugimoto als Pflicht an. Er formuliert es so: «Als Unternehmen, das die Medizin mit fortschrittlichen Therapieplattformen neu denkt, sehen wir uns in der Pflicht, unsere Fertigungskapazitäten zu nutzen, um dazu beizutragen, die Versorgung mit Covid-19-Impfstoffen und Therapeutika weltweit zu unterstützen.»