Wann kommt die Impf-Auffrischung in die Schweiz? Für wen ist sie gedacht?

1. In einigen Ländern wurde schon vor Wochen und Monaten mit Auffrischimpfungen begonnen. Wie sieht das in der Schweiz aus?

Pfizer und Moderna haben bei Swissmedic Anträge um Zulassungserweiterung für eine Auffrischimpfung eingereicht. Swissmedic hat hierzu noch nicht entschieden. Erst nach der Zulassung werden die Eidgenössische Impfkommission EKIF und das BAG eine Impfempfehlung formulieren, erklärt Katrin Holenstein vom BAG. Das BAG sagt nicht, wann das sein wird, obwohl inzwischen mehrere Experten in der Schweiz eine Booster-Impfung fordern. Zum Beispiel twittert der Neurowissenschafter Dominique de Quervain von der Universität Basel: «Die Schweiz muss nachziehen. Die wissenschaftliche Evidenz für den Nutzen der Booster-Impfung kann von der Schweizer Impfbehörde kaum länger ignoriert werden, ohne dass nicht ihre Glaubwürdigkeit Schaden nehmen würde.»

Er verweist auf eine Studie, die zeigt, dass bei denjenigen, die eine Auffrischungsdosis erhalten hatten, bei allen Altersgruppen die Raten bestätigter Infektionen und schwerer Erkrankungen deutlich niedriger waren. Der Chef der Impfkommission, Christoph Berger, hat bis jetzt darauf hingewiesen, dass vollständig mit mRNA Geimpfte gut geschützt seien – sehr gut insbesondere gegen schwere Infektionen. Auch vom BAG heisst es bis heute, man sehe in der Schweiz noch kein Nachlassen der Impfwirkung, das eine Auffrischimpfung erfordern würde. Gemäss gut informierten Quellen ist zwar nicht diese Woche mit einem Booster-Entscheid zu rechnen, aber schon bald.

2. Für wen ist eine Booster-Impfung gedacht?

Grundsätzlich für Menschen, bei denen die Wirkung der doppelten Impfung nachlässt. Mit der dritten Impfung erhalten alte Menschen eine Immunantwort, wie sie jüngere Menschen bereits nach der doppelten Impfung haben.

Der 78-jährige US-Präsident Joe Biden hat kurz nach der Zulassung im September eine Booster-Impfung erhalten und dabei gleichzeitig erklärt, dass Booster wichtig seien. Aber das Wichtigste sei, dass sich mehr Menschen impfen liessen.

Der 78-jährige US-Präsident Joe Biden hat kurz nach der Zulassung im September eine Booster-Impfung erhalten und dabei gleichzeitig erklärt, dass Booster wichtig seien. Aber das Wichtigste sei, dass sich mehr Menschen impfen liessen.

Die US-Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt eine Auffrischimpfung sechs Monate nach einer Impfung mit Biontech/Pfizer für alle über 65-jährigen, für Vorerkrankte, die über 50 Jahre alt sind, sowie für Mitarbeitende des Gesundheitswesens und Lehrpersonen jeden Alters. Als Vorerkrankung gelten unter anderem Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Diabetes, Fettleibigkeit, Krebs sowie ein geschwächtes Immunsystem. In Deutschland wird schwer immungeschwächten Personen bereits vier Wochen nach der Grundimmunisierung eine Auffrischimpfung angeboten.

3. Warum nimmt der Impfschutz ab?

Antikörper schwinden in den Schleimhäuten, zum anderen verändert sich das Virus laufend und wird unter Umständen weniger gut erkannt, schreibt die Covid-19-Taskforce. Allerdings können Antikörper in Geimpften im Falle einer Infektion schnell wieder produziert werden (siehe Antwort 5).

4. Nimmt dieser Schutz auch bezüglich Hospitalisation ab?

Eine neue, noch unbegutachtete Studie aus New York zeigt zwar den schwindenden Infektionsschutz innerhalb der ersten sechs Monate, der Schutz vor einer Spitaleinweisung bleibt bei den geimpften 18- bis 64-Jährigen jedoch konstant nach einer doppelten Impfung mit einem mRNA-Stoff. Nur bei den geimpften über 65-Jährigen steigt das Risiko einer Spitaleinweisung über die Zeit von sechs Monaten. Moderna zeigt einen etwas besserem Schutz. Gemäss einer noch unbegutachteten Studie von Public Health England liegt der Impfschutz durch Biontech/Pfizer vor einer Spitaleinweisung nach fünf Monaten bei Personen 65+ bei 95 Prozent, bei jenen mit schweren Gesundheitsproblemen bei rund 70 Prozent. Der Schutz gegen einen tödlichen Verlauf ist noch etwas höher als 95 Prozent und er sank während fünf Monaten kaum, selbst bei den Seniorinnen und Senioren.

5. Nimmt der Impfschutz mit der Zeit weiter rapide ab?

Nein. Die oben genannte Studie aus New York zeigt, dass im siebten und achten Monat kein weiteres Absinken des Impfschutzes zu beobachten war (Seite 21). Man geht davon aus, dass sich die Immunantwort nach sechs Monaten stabilisiert. Dies erklärte Immunologe Andreas Radbruch gegenüber dieser Zeitung: Während die Zahl der Antikörper im Blut während eines halben Jahres sinkt, bleiben die Gedächtniszellen im Rückenmark danach konstant und zwar über mehrere Jahre. Der Körper ist dann zwar schwächer vor einer Infektion geschützt, doch bei Viruskontakt ist die Immunantwort rasch wieder aufgebaut. Daher ist zu erwarten, dass der Schutz der Impfung vor schwerer Erkrankung in den meisten Menschen über Jahre anhält.

6. Wann wird die Swissmedic eine Zulassung für eine Booster-Impfung beschliessen?

Swissmedic arbeitet noch immer an der Zulassung und kann keinen Termin nennen. Entscheide würden erst kommuniziert, wenn sie gefallen seien. «Dies werden wir auch bei den Zulassungsgesuchen für die Booster-Impfungen machen», sagt Swissmedic-Sprecher Alex Josty. Der Fahrplan der Zulassung wird gemäss Swissmedic massgeblich durch die Firmen bestimmt, unter anderem durch die Qualität der Unterlagen. Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, können dank der rollenden Begutachtung Zulassungsentscheide rasch erfolgen, wie die bisher in der Schweiz erfolgten Zulassungen für Covid-19-Impfstoffe belegen.

7. Darf in Ausnahmefällen schon eine Booster-Impfung gemacht werden?

Ja. Booster-Impfungen dürfen bei bestimmten Risikogruppen vorgenommen werden. Zum Beispiel bei Menschen, bei denen das körpereigene Abwehrsystem unterdrückt wird. Das BAG listet dafür «besonders gefährdete Personen» auf.

8. Bald stehen auch die Grippeimpfungen an. Können diese gleichzeitig mit einer Booster-Impfung erfolgen?

Gemäss der US-Gesundheitsbehörde CDC können diese beiden Impfungen problemlos kombiniert werden.