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A_Veranstaltungen_Bühne_Aarau

Aarau

Herkules und der Stall des Augias

Am 15. und 16. Dezember in der Alten Reithalle

Augias ist Präsident des Landes Elis, das im selbst produzierten Kuhmist unterzugehen droht. Da kommt er auf die Idee, dass sein Staat den Volkshelden Herkules bitten könnte, die Heldentat des Ausmistens zu vollbringen. Da dieser knapp bei Kasse ist, muss er – froh um den Vorschuss und die Reisespesen – die niedere Aufgabe annehmen. In Elis angekommen stellt sich heraus, dass der Grosse Nationale Rat Elis’ viele Hürden einbauen lässt. Herkules muss zwecks diverser Bewilligungen von Amt zu Amt eilen und kann das Ausmisten des Landes nicht vollbringen. Er lagert mit seiner Geliebten auf einem der letzten Felsen, der nicht im Mist ertrunken ist, und versucht, sich gegen die platte Heldenverehrung der Elier und Elierinnen zu wehren. Die Zeit verstreicht, ohne dass er zupacken könnte. Fast bankrott, flüchtet Herkules nach Stymphalien, dessen Volk von einer Vögelpest befreit werden will. Derweil pflegt der Präsident Augias in seinem Hinterhof einen idyllischen Schrebergarten, der ganz frei von Mist ist.

Für ihre erste Beschäftigung mit einem Schweizer Klassiker wählen Regisseur Olivier Keller und Dramaturg Patric Bachmann einen ungewöhnlichen Zugriff: Sie besetzen alle Männerrollen mit Frauen und alle Frauenrollen mit Männern. Mit dieser Setzung stellen sie ganz implizit die Frage nach herkömmlichen Geschlechterbildern. Distanzen zwischen spielender Person und gezeichneter Figur bieten damit den Steigbügel für eine Überzeichnung, die im Text vom Grossmeister der Groteske Dürrenmatt angelegt ist. Darüber hinaus erkennt Theater Marie durchaus aktuelle Fragestellungen in Dürrenmatts Text: Die Reinigungsphantasien, die das Stück anspricht, der Wunsch, nach einer starken Heldenhand, die kollektiv verursachte Probleme einfach löst, und Abschiebung von Verantwortung sind alles Elemente, die an heutige Krisen des 21. Jahrhunderts erinnern, nicht zuletzt natürlich an die aktuelle Pandemie.