
«Aareböötle» – mit Sicherheit ein Vergnügen – aber nicht ungefährlich

In den Sommermonaten zieht es hunderte Menschen mit Gummi- und Schlauchbooten auf die Aare. Der Abschnitt zwischen Murgenthal und Olten ist dabei lange nicht so stark frequentiert wie diejenigen weiter flussaufwärts, beispielsweise zwischen Thun und Bern. Trotzdem beobachtet Martin Buchmüller, Fahrchef der Pontoniere Aarburg, eine Zunahme an Gummibooten in der Region. «Vor 10 Jahren waren wir Pontoniere noch die Einzigen auf der Aare. Das hat sich nun geändert.» Buchmüller geht davon aus, dass der Betrieb mit Kleinbooten auf der Aare noch zunehmen wird. Doch ist das ein Problem für die Wassersportvereine? Bisher sei man gut aneinander vorbeigekommen, sagt Michael Pagano, Präsident des Nautischen Clubs Aarburg, dessen Mitglieder die Rudersportart Wasserfahren betreiben. Doch wer mit dem Gummiboot auf die Aare gehe, brauche den nötigen Respekt.
Sicherheit wird vernachlässigt
Dieser Respekt fehlt einigen Leuten offenbar: «Wenn man sieht, wie wenig Wert gewisse Leute auf die Sicherheit legen, ist dies schon bedenklich», sagt Pagano. Nicht selten beobachte er Kinder mit Schwimmflügeln, welche mit einem Seil hinter einem Gummiboot hergezogen werden. «Das ist dann schon ein trauriger Anblick.» Hinzu kommt, dass das Bundesamt für Verkehr im April die Alkohollimite für Gummibootfahrer aufgehoben hat. «Dieser Entscheid ist einfach nur Quatsch», meint Michael Pagano. «Alkohol und Drogen haben auf der Aare nichts zu suchen! Der Konsum beeinträchtigt den Gleichgewichtssinn und damit die Sicherheit massgeblich.» Er habe grosse Bedenken vor Unfällen unter Alkoholeinfluss. Auch die Tatsache, dass viele Gummiböötler offenbar keine Streckenkenntnisse haben und einfach drauflosfahren, sei bedenklich.
Dass die Sicherheit beim Fahren mit dem Gummiboot oft vernachlässigt wird, bestätigt auch Philipp Binaghi, Mediensprecher der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft SLRG. Bereits beim Kauf des Bootes müsse man den Sicherheitsaspekt im Auge behalten. Experten empfehlen Boote mit mehreren Luftkammern. So erleidet man nicht gleich Schiffbruch, wenn einer Kammer die Luft ausgeht. Bei Schlauchbooten optimal sind ausserdem kleine Metallstreifen am Rumpf, wie man sie aus dem Militär kennt. Dank diesen verringert sich das Risiko, dass am Boot Löcher entstehen, wenn man es über Kies zieht oder auf einen spitzen Stein auffährt. Die häufigsten Unfallursachen beim Bootfahren seien die Kollision mit Hindernissen, wie beispielsweise Brückenpfeilern oder das Überfahren von Schwimmern. «Man kann ausserdem irgendwo hängen bleiben, in ein Wehr geraten oder kentern», sagt Philipp Binaghi vom SLRG. Er empfiehlt deshalb, die Stellen im Voraus zu Fuss zu rekognoszieren. Es sei wichtig, über die Strecke Bescheid zu wissen.
Wo wassert man am besten ein?
Wichtig für einen reibungsvollen Ablauf einer Bootsfahrt ist auch die Auswahl einer geeigneten Einstiegsstelle. «Man sollte problemlos ins Wasser gelangen, ohne sich halsbrecherischen Übungen auszusetzen», sagt Philipp Binaghi. «Dazu eignet sich beispielsweise die breite Treppe unterhalb der altehrwürdigen Holzbrücke beim Pontonierfahrverein in Murgenthal, welche nicht weit vom Bahnhof entfernt ist», weiss René Klemensberger, Präsident des Bootanlegervereins Rothrist. Beim Kraftwerk Ruppoldingen gibt es Plattformen im Wasser, um die Boote an Land zu nehmen und sie unterhalb der Wehranlage wieder einzuwassern. Weitere geeignete Einwasserungsstellen befinden sich beim Nautikerhaus in Aarburg, wo die Wigger in die Aare mündet oder bei der Aarewaage. Von da an bis Olten sind die Ufer dicht und steil, weshalb sie sich laut Klemensberger schlecht zum Einwassern eignen.
Lebenswichtige Schwimmwesten
Wer sich von Murgenthal mit dem Boot bis nach Olten treiben lässt, braucht für die Strecke je nach Strömung etwa zwei bis drei Stunden. Es ist auch möglich, bis zum nächsten Kraftwerk in Gösgen weiter zu schippern. Auch da gibt es gefahrlose und gut beschilderte Auswasserungsstellen. Dieses blaue Schild hat unten zwei Wellenlinien und darüber einen Richtungspfeil, der zur Auswasserungsstelle zeigt. René Klemensberger, welcher schon seit Jahrzehnten Präsident des Bootanlegervereins ist, kennt den Abschnitt der Aare blind. Es ist ihm ein Anliegen, auf besondere regionale Gefahren beim Bootfahren hinzuweisen: «Ich entdecke immer wieder Baumstämme und Äste abgestorbener Bäume, die sich knapp unterhalb der Wasseroberfläche befinden und eine grosse Gefahr darstellen. Man könnte sich beim Schwimmen darin verfangen.» Er mahnt deshalb, nicht zu nahe am Ufer zu schwimmen und beim Bootfahren auf jeden Fall Schwimmwesten zu tragen: «Dies ist lebenswichtig!»