
Aargauer Bauern wollen besser gegen Trockenheit gewappnet sein und fordern Massnahmen
Das ergab die Umfrage bei den Gemeinden
Wasser ist eines der wichtigsten Güter für die Landwirtschaft – allerdings nur in der richtigen Menge. Überschwemmungen und Dürreperioden beschäftigen die Aargauer Bauern in den letzten Jahren vermehrt. Für ersteres sind bereits gute Lösungen umgesetzt worden, im Gegensatz zum Hochwasserschutz ist man aber auf Wassermangel eher schlecht vorbereitet.
Wasser gebe es im Aargau grundsätzlich genug, erklärte Christoph Hagenbuch, Vizepräsident vom Aargauer Bauernverband, an der Generalversammlung. Es handle sich lediglich um ein Verteilungsproblem. «In den kleineren Flüssen und Bächen darf man irgendwann kein Wasser mehr entnehmen, auch weil wir auf die Biosphäre Rücksicht nehmen müssen. Die Fische brauchen ein gewisses Restwasser.» Für Hagenbuch ist deshalb klar: In Zukunft müssen die Grundwasservorkommen zuverlässiger genutzt werden können.
«Die Grundwasserpegel im Aargau unterliegen natürlichen Schwankungen und es ist auch nach dem trockenen Sommer nicht von einer generellen Absenkung auszugehen. Klar ist, dass die Bauernfamilien auf die Gemeinden als Wasserversorger angewiesen sind», erklärte er. Der Bauernverband Aargau hat deshalb die Resolution «Bewässerungsmöglichkeiten sicherstellen» mit vier Forderungen formuliert. Erste Forderung: Die Grundlagen für die Wasserversorgung im Aargau inklusive Bewässerungswasser sollen schnellstmöglich erarbeitet werden. Zudem sollen die Bewässerungsmöglichkeiten bei der künftigen Planung der Wasserinfrastruktur miteinbezogen werden, also beispielsweise vermehrt Ringleitungen zum Einsatz kommen. Dritter Punkt der Resolution: Auf dem Bewässerungswasser sollen keine Abwassergebühren erhoben werden. Wie Hagenbuch betonte, sei das heute schon nicht zulässig. Als letzte Forderung soll das Bewässerungswasser zum Selbstkostenpreis abgegeben werden.
Was bedeutet das konkret? Die Bauern fordern, dass der Kanton eine Erhebung zum Wasserbedarf und zum Wasservorkommen durchführt, und für allfällige Massnahmen die gesetzlichen Grundlagen ändert. Die Gemeinden sollen dann die Wasserversorgung für die Zukunft sicherstellen, durch Ringleitungen, Pumpen und Reservoirs. Und sie sollen die Abwassergebühren für Bewässerungswasser abschaffen.
Nach dem Hitzesommer starte der Aargauer Bauernverband zusammen mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg eine Umfrage bei den Gemeinden. Diese ergab unter anderem, dass 12% zuwenig Wasser für die Landwirtschaft hatten, 7% verhängten einen Entnahmestopp. 16% der Gemeinden gaben an, für weitere Trockenjahre nicht vorbereitet zu sein.
Ökologischer als Wüsten-Kartoffeln
Wie Hagenbuch ausführte, sei es wesentlich ökologischer, die hiesige Wasserversorgung zu verbessern, als die entsprechenden Produkte zu importieren. «Wenn wir Kartoffeln aus Israel importieren, dürfen wir nicht vergessen, dass pro Kilo rund 1500 Liter Wasser verbraucht wurden.» Bereits vor dem Setzen müsse dem Wüstenboden Wasser zugeführt werden. «In der Schweiz benötigen wir für die gleiche Menge Kartoffeln nur 5 bis 10 Liter.» Die Produktion in der Wüste würde zudem nicht nur Wasser verschwenden, man nehme es auch noch den Menschen weg, die es dringend bräuchten. «Es ist also nicht nur unökologisch, sondern auch asozial.»
Hagenbuch sprach den Bäuerinnen und Bauern aber auch ins Gewissen. «Wir können nicht nur fordern, wir müssen uns auch bemühen. So etwa mit Investitionen in sparsame Bewässerungsanlagen.»
Die 162 Stimmberechtigten stimmten der Resolution einstimmig zu.
Bauern haben Angst vor Initiativen
Weiteres wichtiges Thema an der GV des Aargauer Bauernverbands waren die vielen Initiativen, über die in den nächsten Jahren abgestimmt wird, und die die Landwirtschaft betreffen. «Wir haben mindestens deren fünf. Die Landwirtschaft ist eine Projektionsfläche für Wünsche und Erwartungen geworden», erklärte Urs Schneider, Stv. Direktor des Schweizerischen Bauernverbands.
Unter anderem sprach Schneider zu der Trinkwasser-Initiative und der Pestizidverbots-Initiative. «Wenn eine dieser Initiativen durchgeht, wird sich die Schweizer Landwirtschaft fundamental verändern.» Die Forderungen seien extrem, und es gelte, die Leute zu sensibilisieren. «Am besten ist es wenn wir aufzeigen können, dass wir den Einsatz von Pestiziden und Antibiotika bereits stark reduzieren konnten und stetig dabei sind, ihn weiter zu verringern.»
Am Schluss der Versammlung sprach Regierungsrat Markus Dieth zu den Bauern, und kam auch auf die Initiativen zu sprechen: «Sehen sie es positiv, die Bevölkerung interessiert sich offensichtlich für die Landwirtschaft.» Es sei wichtig, dass die Bauern ihre Arbeit den Leuten erklären würden. «Regionale Produkte sind nämlich sehr beliebt. Aber die Leute müssen sehen, wie sie hergestellt werden und warum sie kosten, was sie kosten.»