
Aargauischer Gewerbeverband empfiehlt drei Ständeratskandidaten – obwohl es nur zwei Sitze gibt
Die drei profilierten und erfahrenen Politiker würden nach Ansicht des Verbandes «den Kanton und die Anliegen des Aargauer Gewerbes in der kleinen Kammer des eidgenössischen Parlaments erfolgreich vertreten», heisst es in einer Mitteilung. Mit seiner Empfehlung setze sich der Gewerbeverband für eine ungeteilte bürgerliche Standesstimme ein.
Wann gibt es eine Empfehlung?
Alle drei unterstützten Kandidaten können die Wähler im Herbst aber nicht auf ihre Liste schreiben, bekanntlich stellt der Aargau im Ständerat nur zwei Vertreter. Warum empfiehlt der Gewerbeverband dann drei Kandidaten? Grund sind die Kriterien für eine Empfehlung, die Binder, Burkart und Knecht allesamt erfüllen: Für eine Wahlunterstützung müssen die Kandidaten selbstständig erwerbend, Unternehmer oder Mitglied in der Geschäftsleitung eines Unternehmens sein und SVP, FDP, CVP, BDP, oder EDU angehören. Zudem müssen die Kandidierenden persönlich oder mit ihrem Unternehmen Mitglied eines Gewerbevereins oder Berufsverbands sein, der dem Gewerbeverband angeschlossen ist.
Würde der Verband also auch vier oder fünf Kandidaten für die beiden Ständeratssitze empfehlen, wenn diese die Kriterien erfüllen? Geschäftsführer Peter Fröhlich sagt auf Anfrage der AZ: «Ja, das würden wir, der Gewerbeverband unterstützt alle Kandidaten, die unsere Kriterien erfüllen.» Diese seien vom Vorstand vor längerem festgelegt worden und hätten sich bewährt.
Unter den Ständeratskandidaten finden sich drei weitere, bei denen eine Unterstützung durch den Gewerbeverband denkbar wäre. Grossrätin Maya Bally (BDP) war früher in Führungs- positionen unter anderem im Bankwesen tätig und präsidiert heute den Verband Aargauischer Unternehmungen mit Sozialem Auftrag (Avusa). Grossrat Roland Frauchiger (EVP) war CEO des Autoimporteurs Amag und betreibt heute eine eigene Beratungsfirma. Beat Flach (GLP) ist juristischer Berater beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) und Geschäftsführer seiner eigenen Flach Consulting.
Grünliberale «nicht bürgerlich»
Flach dürfte sich von seinem Profil her durchaus Chancen auf Unterstützung ausrechnen – doch er ist in der falschen Partei. Noch bei den kantonalen Wahlen im Jahr 2016 wurden die Grünliberalen empfohlen. Inzwischen hat der Gewerbeverband die GLP aber von der Liste der unterstützungswürdigen Parteien gestrichen. Der Vorstand habe das Abstimmungsverhalten der Grünliberalen im nationalen Parlament und im Grossen Rat analysiert. Dabei sei man laut Mitteilung einstimmig zur Auffassung gelangt, «dass die GLP keine bürgerliche Partei ist und die Anliegen des Gewerbes nicht vertritt».
Als die AZ bei Beat Flach nachfragt, schreibt dieser zuerst eine kurze Nachricht: «Bin an der Baurechtstagung, wo ich mich für gute Rahmenbedingungen für die Bauwirtschaft einsetze …» Später ergänzt der Grünliberale, er sehe sich sehr wohl als Gewerbevertreter. Dass der Verband die GLP nicht mehr unterstützen wolle, findet der Nationalrat fragwürdig. «Natürlich vertrete ich in der Energiepolitik andere Positionen als FDP und SVP, aber aus meiner Sicht bietet die Energiewende gerade für die hiesigen Gewerbebetriebe grosse Chancen», nennt er ein Beispiel.
Maya Bally ist nicht Mitglied
Aufgrund seiner Partei kommt auch Roland Frauchiger für eine Unterstützung nicht infrage. Der Gewerbevorstand wende die definierten Kriterien strikt an, damit würden unnötige Diskussionen vermieden, sagt Geschäftsführer Peter Fröhlich dazu.
Anders liegt der Fall bei Maya Bally, als Vertreterin der BDP gehört sie einer Partei an, die das Bürgerliche sogar im Namen trägt. «Ich sehe mich auch als Wirtschafts- und Gewerbevertreterin», sagt Bally auf Anfrage. Über eine Empfehlung des Gewerbeverbandes hätte sie sich gefreut, doch die BDP-Grossrätin ist nicht Mitglied. «Wenn das ein striktes Kriterium für die Unterstützung von Kandidierenden ist, muss ich das so akzeptieren», sagt sie.