Ab 2021 rollen Nachtzüge der SBB nach Amsterdam – Rom und Barcelona sollen folgen

Nun ist es offiziell: Ab Dezember 2021 fährt wieder ein Nachtzug auf der Strecke von Zürich nach Amsterdam. Das teilten die SBB am Dienstag mit. Die Verbindung wird, wie bereits die bestehenden Nachtzüge, in Zusammenarbeit mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) angeboten. Diese haben beim Hersteller Siemens moderne Nachtzüge bestellt. Weil diese aber noch nicht so schnell in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, werden auf der neuen Linie vorerst ältere Wagen eingesetzt, welche die SBB bei der deutschen Firma RDC mieten. Der neue Nachtzug nach Amsterdam fährt über Basel, Frankfurt und Köln.

Ab Dezember 2022 soll zudem die Kapazität auf den bereits bestehenden Linien ab Zürich nach Berlin und Hamburg ausgebaut werden. Die beiden Städte sollen dafür jeweils separate Nachtzüge erhalten. Eine Änderung geben soll es auch beim schon existierenden Nachtzug von Zürich nach Prag. Dieser soll ab Ende 2022 über Deutschland verkehren, womit neue Verbindungen aus der Schweiz nach Leipzig und Dresden entstehen.

Verbindungen nach Rom und Barcelona

 

Später wollen die SBB neue Nachtzüge von Zürich über Bern und Brig nach Rom und eine tägliche Verbindung von Zürich über Bern, Lausanne und Genf nach Barcelona einführen. Gesichert ist das allerdings noch nicht. Es seien noch Abklärungen mit Partnerbahnen nötig, teilt die Bahn mit. Eine Sprecherin der spanischen Bahn Renfe bestätigt gegenüber CH Media, dass mit der derzeit laufenden Liberalisierung der Eisenbahn in Spanien neue Nachtzüge eingeführt werden. Zur Verbindung nach Zürich seien aber noch keine Entscheide gefällt worden.

Die SBB sind überzeugt, dass die Nachfrage nach Nachtzügen weiter zunimmt. «Diese Entwicklung ist nachhaltig und die Nachfrage nach umweltfreundlicher und ressourcenschonender Mobilität wird weiter steigen», lässt sich CEO Vincent Ducrot zitieren. Die Bahn hofft für den Ausbau des Nachtzugnetzes auch auf Geld vom Staat. Eine Förderung des grenzüberschreitenden Zugverkehr ist im Rahmen der Totalrevision des CO2-Gesetzes vorgesehen. Diese soll noch diesen Herbst vom Parlament verabschiedet werden. Eine finanzielle Förderung sehen die SBB als nötig, denn das Geschäft mit Nachtzügen ist teuer und defizitär, etwa wegen langen Standzeiten und hohen Kosten für die Gastronomie, das Personal und Rollmaterial.

Zürich wird zum Knotenpunkt

Mit dem Ausbau wird Zürich neben Wien zum wichtigsten Knotenpunkt für Nachtzugverbindungen in Europa. Bereits heute verkehren ab der grössten Schweizer Stadt Nachtzüge nach Wien, Graz, Hamburg, Berlin, Budapest, Zagreb und Prag. Diese Verbindungen werden von den ÖBB betrieben, fast alle unter dem Markennamen Nightjet. Die ÖBB haben nach dem Rückzug der Deutschen Bahn aus dem Geschäft mit Nachtzügen vor vier Jahren einige Linien übernommen und sind mittlerweile der grösste europäische Anbieter für die nächtlichen Verbindungen. Auch die ÖBB erhalten vom österreichischen Staat Subventionen für ihre Nachtzüge, zumindest für die Strecken innerhalb Österreichs.

Die SBB haben sich bereits 2009 aus dem Geschäft verabschiedet. Allerdings haben sie sich seither zum wichtigen Partner der ÖBB gemausert. Ohne die SBB wäre das heutige Nightjet-Angebot nicht denkbar, sagte etwa Kurt Bauer, der verantwortliche Manager der ÖBB letzte Woche an einer Nachtzugkonferenz in Dänemark.
So sieht das Schweizer Nachtzugnetz ab 2024 aus.

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