Ab September wird sie Vollzeitkünstlerin mit neuem Atelier in Zofingen

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Wie geht es den Künstlerinnen und Künstlern aus der Region in Zeiten von Corona? Das Zofinger Tagblatt hat sich mit sechs von ihnen getroffen. So sehr, wie sie sich voneinander unterscheiden, tun es auch ihre Geschichten.

Es begann so, wie viele ihre liebe zur Fotografie entdeckten. Liliane Holdener kam bereits in der Mittelstufe das erste Mal mit der Fotografie in Kontakt. Damals erhielt sie ihre erste Digitalkamera, etwas später folgte auch eine Spiegelreflexkamera. Nach der Schule absolvierte sie eine Lehre als Hochbauzeichnerin. Die Freude am Fotografieren blieb. Rein zufällig sah Holdener ein Fotografie-Studium, zu dem die Anmeldefrist bereits abgelaufen war. «Ich meldete mich trotzdem, durfte mein Portfolio einreichen und wurde aufgenommen», so die 27-Jährige. Schon während des Studiums machte sie sich teilselbstständig und ist es bis heute.

Mit den Fotos hält sie Emotionen fest

Seit August 2020 befindet sich im Aarauer Kern Areal Liliane Holdeners erstes Studio. Inmitten von Webagenturen, Architekturbüros und Medtechfirmen hat sie einen Teil der grossräumigen Hallen bezogen. Erneut durch einen glücklichen Zufall – oder vielleicht einfach, weil es so kommen musste – kam die 27-Jährige über einen Kollegen an die Räumlichkeiten. Vorher hatte sie ihr Material zu Hause. Hintergründe und Studioleuchten nahmen das Wohnzimmer in Beschlag. «Es war praktisch für den Anfang. Langfristig wollte ich einen externen Raum, in dem ich grosszügig arbeiten und meine Materialien verstauen kann», so die Fotografin.

Wenn Liliane Holdener fotografiert, hält sie Emotionen fest. Deshalb spezialisierte sie sich seit Anfang auf das Fotografieren von Menschen. «Es ist unglaublich, was uns Gesichter und speziell die Augen alles erzählen können.» Das widerspiegeln ihre Fotografien. Sie sind authentisch, ehrlich und zeigen die Individualität der Charaktere. «Wenn ich für Kunden beispielsweise Firmenportraits oder Imagebilder erstelle, ist es mir wichtig, die Werte der Firma und die damit verbundenen Emotionen in den Bildern sprechen zu lassen. Die Bilder sollen eine Geschichte erzählen.»

Ein weiteres Feld in der Fotografie, auf das sich die junge Künstlerin ebenfalls spezialisierte, sind Detailaufnahmen. Mit der Detailserie eines weiblichen Körpers nahm sie an der Photo18 teil, der grössten Fotografie-Ausstellung der Schweiz. «Die Ästhetik, Schönheit und Echtheit in den Details fasziniert mich. Dinge, die man im alltäglichen Leben vielleicht nicht sieht, können durch die Kamera eingefangen und bestaunt werden.»

Mit der Bearbeitung wird ein Foto zum Meisterwerk

Auch nach der Lehre als Zeichnerin blieb das Interesse an Gebäuden bestehen. Zurzeit baut sich Liliane Holdener daher ein Architektur Portfolio auf. «Die Kunst in der Architektur-Fotografie liegt nicht einfach darin, das Gebäude abzulichten, sondern sich zu fragen, welche Details das Gebäude speziell machen.» Ihr geschultes Auge ist in den Bildern zu erkennen. Dies liegt einerseits an der Fotografie, andererseits an der zeitintensiven Nachbearbeitung. «Mit ist es nicht gemacht, die Nachbearbeitung ist ein wichtiger Teil und kann helfen, die Aussage und Wirkung eines Bildes zu unterstützen.» Hier holt sie alles aus ihren Schnappschüssen heraus. «Ich denke mir nicht schon beim Fotografieren: » Beim Bearbeiten der Bilder schaut sie jedes individuell an und macht es so zu einem Meisterwerk.

Den Schritt weg vom Nebenjob wagen

Im September verlegt Liliane Holdener ihr Studio von Aarau nach Zofingen. «Bereits als ich nach Aarau ging, war mein eigentlicher Traum in Zofingen ein Atelier zu finden. Damals hatte es nichts passendes.» Nicht nur das Atelier ist dann so wie sie es sich wünscht. Ab September will sie vollumfänglich auf die Karte «Fotografie» setzen. Bis anhin arbeitete sie noch in einem Teilzeitpensum als Deutschlehrerin in der Erwachsenenbildung. «Während Corona gab es weniger Aufträge und das ständig wechselnde Schutzkonzept erschwerte das Arbeiten.» Der Nebenjob gab ihr in dieser Zeit Sicherheit. Zudem haben sich so auch spannende neue Projekte ergeben. Seit kurzem sind zwei Jobs aber doch etwas zu viel. Das brachte Holdener dazu, sich beruflich zu hinterfragen. Durch das Unterrichten fehlten ihr die Kapazität für ihre Aufträge. «Ich erkannte, dass der Nebenjob, der mir zwar ein sicheres Einkommen garantiert, zum Hindernis wurde, mich vollkommen in meine Kunst hineinzugeben und zu entfalten.»

Mit viel Freude und voller Neugierde wird Liliane Holdener ab September mit der Fotografie als ihre Hauptbeschäftigung beginnen. Die Künstlerin kann sich gut vorstellen in Zukunft vermehrt Videoprojekte zu realisieren und Fotokurse anzubieten. «Ich glaube, um Erfolg zu haben ist es wichtig, Freude an dem zu haben, was man tut. Sich immer weiterzuentwickeln und dazuzulernen. Dabei auch offen sein für neue Möglichkeiten und Chancen.» Dies wird der Anfang von Liliane Holdeners Atelier in ihrem geliebten Zofingen.