Absage der Fasnachtsumzüge: Drei Monate mehr oder weniger für die Katz

Regina Lüthi, Vorstandsmitglied der Eclunawaba. Bild: zvg
Regina Lüthi, Vorstandsmitglied der Eclunawaba. Bild: zvg
Die Mulde füllte sich am Samstag stetig. Bilder: rwi
Die Mulde füllte sich am Samstag stetig. Bilder: rwi

Der Bund machte den Veranstaltern nicht nur in der Region mit seiner Corona-Virus-Strategie einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Als die Meldung vom Bund kam, dass Veranstaltungen mit über 1000 Menschen abgesagt werden, traf mich das echt auf dem falschen Fuss. Als Mitglied des Zofinger Fasnachtsvereins «Erste Clique Unabhängiger Wagenbauer» (Eclunawaba) haben wir drei Monate lang jeden freien Tag in unseren Wagenbau gesteckt. «Wir» – das sind gerade mal zehn Mitglieder. Der Wagen ist unser ganzer Stolz und auch dieses Jahr wieder rund 25 Meter lang und so hoch, wie es die Halle eben zuliess. Nebst dem vielen Schweiss, den Flüchen und kleinen Wehwehchen stecken wir alle auch unser Herzblut in das, was wir tun. Um dann an diversen Umzügen mit stolz geschwellter Brust das Feedback von Tausenden von Besuchern in diversen Gemeinden einzusammeln und der Geselligkeit zu frönen.

Und dann heissts mit einem Schlag «Nö – abgesagt». Wegen dem Corona-Virus und der Angst, die dahintersteckt. Es ist ja nicht so, dass ich gar kein Verständnis habe. Aber das hält sich grundsätzlich echt in Grenzen. Gerade die Fasnacht ist eine Zeit, in die viel Arbeit und Freizeit investiert wird, damit es so bunt und so laut wie nur möglich wird. Einige Guggen- und Cliquen-Jubiläen fallen jetzt einfach mal ins Wasser, weil der Bund sagt: «Feierabend.»

Für uns als Verein ist das übrigens auch ein finanzieller Schlag in die Magengrube. Schliesslich finanzieren wir uns unter anderem über die Einnahmen an der Bar in Zofingen. Eine Veranstaltung kostet in erster Linie einen Haufen Geld, bevor sie etwas einbringt. Egal ob Fasnacht, Konzert, oder Sport – nichts lässt sich mal eben schnell aus dem Handgelenk schütteln und die Arbeit vieler Monate ist dahin. Natürlich haben wir an Umzügen teilnehmen dürfen und es war grossartig. Der Fasnachtsumzug in Strengelbach wäre aber ein grosses Treffen mit vielen Freunden gewesen und Zofingen zusätzlich noch unser «Heimspiel». Statt Umzug und Kostüm hiess es am Samstag «Arbeitsklamotten montieren und Hammer schwingen.»

Vielleicht ist der eine oder andere jetzt der Meinung, dass das ein «Jammern auf hohem Niveau» ist. Aber grundsätzlich stimmt für uns das Verhältnis nicht. Und das hat nichts mit Neid zu tun, sondern lediglich mit der Relation. Ob jetzt 2000 Leute verteilt auf mehreren hundert Metern an der frischen Luft sind oder rund 900 eng beieinander im Stadtsaal an einem Konzert – selbst Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger äusserte sich im Interview mit Tele M1 eher widersprüchlich: «Es kommt nicht so entscheidend darauf an, das Virus ist so ansteckend. Ob outdoor oder indoor spielt keine Rolle.» – Aha.