
Abschied mit Wehmut und Erinnerungen
In seinem letzten, knapp zwei Stunden dauernden Waldumgang setzte Martin Leu, der Gemeindeförster und Leiter des Forstbetriebs Oberes Suhrental, seine Schwerpunkte auf die Veränderungen des Waldes im Lauf der Jahrzehnte. Auf die Fichte als bevorzugter Nadelbaum der Holzindustrie und doch Verliererin unter den Bäumen im Zuge der Klimaveränderung legte er sein Augenmerk ebenso wie auf die aus Nordamerika eingewanderte Douglasie, die künftig die Rolle als Fichtenersatz übernehmen könnte.
Der Wald wird zurFreizeitarena für alle
Während früher vor allem Forstarbeiter und Pilzsammler im Wald anzutreffen waren, sieht es heute völlig anders aus. Mit Bikern, Reitern und Joggern wird der Wald zu einer Freizeitarena. Illegale Entsorgungen und wilde Feuerstellen machen Waldbesitzern wie Förstern zu schaffen. «Der Wald ist kein herrenloses Gut.» Dieser Satz des Revierförsters wird den Spaziergängern immer dann deutlich vor Augen geführt, wenn sie sich mit der maschinellen Holzernte konfrontiert sehen. Trotz niedriger Holzpreise sorgt eine intensive Waldbewirtschaftung für den Erhalt der Waldstrassen und unserer grünen «Lungen».
Seine Karriere startete Martin Leu 1972 mit einer Forstwartlehre in Muhen. Den Reitnauer Wald lernte er 2001 als Förster kennen und bewirtschaftete ihn ab 2005 als Betriebsleiter des Forstbetriebs Oberes Suhrental. Extreme Naturereignisse wie Überschwemmungen und Stürme er- und überlebte der erfahrene Förster in 49 Jahren. Mit Wehmut und bleibenden Erinnerungen verabschiedete er sich von «seinem» Wald. Doch auch im Ruhestand wird es ihn möglicherweise dorthin ziehen, wo er die Bevölkerung über Neophyten, bedrohte Baumarten, die Borkenkäferinvasion oder die Waldgesellschaft im Allgemeinen informierte.
Langweilig wurde es ihm nach eigenem Bekenntnis im Wald nie. Mit Bäumen hat er viel gemeinsam, sie haben ein gutes Langzeitgedächtnis. Aus einer Tragetasche kramte Martin Leu ein Buch nach dem anderen zum Thema Wald hervor. «Gebrauchsanweisung für den Wald», «Tatort Wald» oder «Das Waldkochbuch» waren einige der Titel.