
Abschiedskonzert der Jodler vom Heitere: Ein letztes Mal luege und lose


Welches Ansehen und die von ihm vertretene Kultur der Jodlerklub „Heitere“ in den sechzig Jahren seines Bestehens erworben hat, zeigte der Andrang zum Abschiedskonzert. Die Stadtkirche war bis auf den letzten Platz besetzt und nach den Auftritten ertönten immer wieder Jauchzer aus dem Publikum: Ein Zeichen, dass die heimatverbundenen Botschaften angekommen sind und Wohlgefühl auslösten. Das ist so überzeugend gelungen, dass mehrere Vorträge wiederholt werden mussten im Bewusstsein, dass man sich von dieser gefühlvolle Klangschönheit verabschieden muss und sie zur Vergangenheit gehört. Es ist eben nicht einfach, fehlende Stimmen in einem eingeübten, ausgewogenen und bestens aufeinander abgestimmten Klangkörper ebenbürtig zu ersetzen. Und dies stand dem Jodlerklub Heitere nach einigen unwiderruflichen Austritten bevor. Welcher Verlust das im volksnahen Konzertangebot bedeutet, zeigte das vielseitige Programm des Abschiedskonzertes. Es wurde spontan mit stehendem Beifall aufgenommen.
Lauter „luege, lose und gniesse“
Schon der Einzug des Jodlerklubs setzte ein Merkmal. Einer Prozession ähnlich begab er sich durch den Mittelgang kommend nach vorne und liess dabei den Naturjutz „Bärgröseler“ von Emil Wallimann erklingen. Im Chor angekommen, formierte sich der 17-stimmige Chor und führte auf, was fortan zum Leitmotiv des knapp zweistündigen Programms gehörte: „Lueget, loset, gniesset“ von Marie Theres von Gunten. In den weiteren Verlauf des Programms führte Gabriela Wagner ein. Zunächst beschrieben Claude Frey (Örgeli) und Tony Müller (Akkordeon), wie lustig es „Uf der Frutt“ zu und her geht. Dann waren Rösli Schatt und Bernadett Rölli, die Spezialität des Jodlerklubs, mit „Huslüüt“ (Marie Theres von Gunten) an der Reihe und bezauberten durch den Wohlklang ihrer Stimmen, einfühlend begleitet von Tony Müller. Im Hintergrund füllten sodann Monika Wyser und Erich Leimgruber die Kirche mit den urchigen Tönen des Alphorns. Ihnen folgte das Terzett Rösli Schatt, Bernadett Rölli und Tony Seewer mit „Chum mit mer“ (Ueli Moor). Das wurde so innig und voller Herzwärme vorgetragen, dass man dieser Aufforderung gerne entsprach. Ein immer wieder gerne gehörtes Glanzstück ist der „Chilchli Jutz“ (Franz Stadelmann). Stimmführend darin sind die drei Frauen auf dem Fundament der Männer mit ihrer Begleitung im Glockenklang. Dann besang der Jodlerklub „E prächtig schöne Meyetag“ (Adolf Stähli). Obwohl es bereits Juni ist, passte dieses Lied bestens zu diesem Sonntag.
Abschied mit Nachdoppelung
Die anschliessenden Kostproben im Abschiedskonzert machten die Trennung vom Jodlerklub „Heitere“ schwierig, weil sie zeigten, was verloren geht. Das mag der Grund gewesen sein, dass bei allen sechs weiteren Vorträgen eine Zugabe verlangt wurde. Beim „Casino Walzer“ (Toni Bürgler) war es der schnellfüssige „Appezeller Bless“ (Hans Brülisauer). Das beliebte „Dini Seel e chli bambäla la“ (Ruedi Bieri) musste wiederholt werden. Dem Duett „Aberot“(Ruedi Renggli) mussten Rösli Schatt und Bernadett Rölli „Im Läbe het di mängisch scho“ (Marie Theres von Gunten) nachschicken, und auch das Alphorn-Duo kam nicht ohne Zugabe vom Platz. Das Terzett Rösli Schatt, Bernadett Rölli und Tony Seewer legte „Sunnestrahle“ (Hans Fuhrer) das Lied „Stune“ (Marie Theres von Gunten) hinzu, und selbst der sinnstiftende „Abschiedsjuiz“ (Fredy Wallimann) blieb nicht ohne Zugabe in der Gestalt von „Häb Sorg“ (Rüegger, Feierabend, Wallimann). Darin heisst es „Häb sorg zu jedem Johr wo chunnt“. Das hat der Jodelklub während sechzig Jahren sicher in seinem Tun gelebt und schickte nun mit diesem Rat seine vielen Anhänger hinaus in den Alltag. Aber nicht, bevor sie zusammen mit dem Jodelchor „Alls was bruchsch i der Wält“ gesungen hatten. Für den Jodlerklub sowie den Ehrenpräsidenten Josef Keist, der während 21 Jahren an der Spitze der „Jodler vom Heitere“ gestanden ist, war der gute Besuch des Abschiedskonzertes ein ehrenvoller Abgang.