Adeline Bättig sucht nach der perfekten Demokratie

Gibt es eine perfekte Demokratie? Adeline Bättig nimmt in ihrer Matura-Arbeit eine Frage auf, die sich so mancher Politiker und Politikwissenschaftler schon gestellt hat. Bezogen auf das Kriterium der Partizipation hat sie sich gefragt: Wo hat das Volk den grössten Einfluss auf den Politikbetrieb? Untersucht hat die Aarburgerin die direkte Demokratie der Schweiz, die Repräsentative Demokratie Deutschlands und die Parlamentarische Monarchie Grossbritanniens. Um es gleich vorwegzunehmen: Die perfekte Demokratie ist laut Analyse von Adeline Bättig das Schweizer Politiksystem. Erstaunt? «Nicht wirklich», sagt Adeline Bättig, die für ihre Matura-Arbeit eine sehr umfangreiche Literatur-Recherche gemacht hat. Vier Seiten umfasst das Literaturverzeichnis ihrer 30-seitigen Arbeit. «Da ich die optimale Demokratie anhand der politischen Partizipation bestimmt habe, war bald klar, dass die Schweiz das Rennen machen würde.»

Wo kann das Volk überall Einfluss nehmen?
Die Maturandin ist noch keine 18 Jahre alt. Aktiv an politischen Entscheidungen mitgewirkt hat sie darum noch nie – trotzdem ist sie äusserst politikinteressiert. «Momentan passiert politisch so viel: die Gelbwesten in Frankreich, die Aufstände in Südamerika. Daher wollte ich einen vertieften Blick auf die Politiksysteme werfen.» Da die westlichen Demokratien alle sehr ähnlich sind, sei es schwierig gewesen, ein Kriterium zu finden, in dem sie sich unterscheiden. Adeline Bättig entschied sich für die Partizipation als Untersuchungskriterium. Im Fokus stand einerseits die Mitbestimmung des Volkes bei der Wahl des Parlaments und der Regierung, andererseits bei Sachentscheiden. Dass das Volk direkt bei Sachentscheiden mitwirken kann, ist nur in der Schweiz mittels Referendum und Initiative möglich. Die Wahl des Parlaments findet in allen drei untersuchten Ländern durch das Volk statt – sowohl in Deutschland als auch in England hat aber das Volk keinen Einfluss auf die Besetzung der zweiten Kammer. Die Sitze im Englischen Oberhaus werden auf Lebzeiten vergeben oder gar vererbt. Im deutschen Bundesrat sitzen Abgesandte der Regierungen der Bundesländer. «Besonders krass finde ich in Deutschland die 5-Prozent-Hürde», sagt Adeline Bättig. So können Parteien erst ins Parlament einziehen, wenn sie mehr als 5 Prozent der Wähler hinter sich vereinen können – auch wenn sie einen Sitz gewonnen haben.

Auch weiterhin die Politik analysieren
Bald wird sich Adeline Bättig vielleicht vertiefter mit Politiksystemen auseinandersetzen. Sie steht mitten im Entscheidungsprozess, wie ihre Zukunft nach der Matura aussehen wird. Internationale Beziehungen, Politikwissenschaft oder Jura würden sie interessieren. Noch vor Studienbeginn wird Adeline Bättig volljährig und kann somit das erste Mal aktiv in der Politik mitmischen. «Die vielen politischen Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Schweiz sind ein Privileg. Dieses möchte ich nutzen.»

Serie

Die Kantonsschüler verfassen im letzten Ausbildungsjahr eine grössere eigenständige schriftliche Arbeit. Dabei können sie ein Thema genauer wissenschaftlich untersuchen. ZT stellt in loser Folge einige der an der Kantonsschule Zofingen verfassten Arbeiten vor.