
Alex Capus äussert Wunsch an Kulturpreis-Vergabe: Das Oltner-Lied soll man bald wieder anstimmen können
Sie hatte auch einen Hauch von Pathos, die Kulturpreisverleihung 2021 der Stadt Olten: Die Dankesrede des Hauptpreisträgers nämlich zielte zum einen auf das ewig währende Phänomen ab, Kulturpreise würden stets jenen zufallen, die sich eher schon «auf der Sonnenseite befinden», wie Schriftsteller Alex Capus zu verstehen gab.
Und zum andern wünschte er sich, dass die Gräben unter den Leuten, die sich mit der Covid-Pandemie aufgetan hätten, möglichst rasch wieder zugeschüttet würden. Damit das Oltner-Lied wieder gesungen werden könne. So etwas wie eine Sehnsucht nach friedlicher Koexistenz in der Kleinstadt wurde in der Schützi spürbar.
Kulturpreis an Alex Capus
Alles klar: Alex Capus war der eigentliche Hauptpreisträger und er hatte auch die Dankesworte im Namen aller Begünstigter übernommen. Marianne Hertner hatte ihn in ihrer Laudatio zuvor als «sicht- und nahbar», als «exzellenten Botschafter der Literatur und der Stadt Olten» bezeichnet. Er fülle mit seinen Lesungen Literaturhäuser in Hamburg, Berlin und Zürich. Und: «Seine Bücher wurden bisher in über 50 Sprachen übersetzt.»
Anerkennung für Kabarett, Tanz, Wort und Musik
Wie breit in Olten kulturelles Schaffen beheimatet ist, zeigte sich in der langen Liste der Anerkennungspreise: Laudator Christoph Schwager hob die Herzlichkeit hervor, mit der «Künstlerinnen und Künstler jeweils empfangen und begleitet» würden. Die Rede war von der Gesellschaft Oltner Kabarett-Tage, die mit ihren rund 1500 Mitgliedern und über 100 ehrenamtlichen Mitarbeitenden dafür sorgen, dass «die Stadt Olten für eine paar Tage im Jahr zur Kabarettstadt der Schweiz wird». Und dies seit 1986.
Auch der Verein Tanz in Olten wurde mit einem Anerkennungspreis bedacht. «Tanz in Olten entwickelte sich zum Kompetenzzentrum für zeitgenössischen Tanz und setzte sich für die Nachwuchsförderung und Professionalisierung im Tanz ein», so Laudatorin Rosmarie Grünig. Denn seit mehr als 25 Jahren organisiert der Verein die Oltner Tanztage.
Soll man Lisa Christ und Kilian Ziegler in einem Atemzug nennen? Warum nicht. Beide sind sie Slampoeten mit regionaler Verwurzelung. Lisa Christ sei «scharfzüngig, pointiert, unbequem und witzig» (Laudatorin Katja Herlach), während Kilian Ziegler «die Stadt gerne mal auf die Schippe nimmt, auf liebenswürdige Weise mit dem Stilmittel der Satire» (Laudatorin Marianne Hertner). Und André Kunz? Sein Schaffen habe «trotz gebündelter Energie mit oder ohne Tempo, mit oder ohne verzerrter Gitarre, mit oder ohne internationale Kooperation immer auch etwas Geerdetes und Zuversichtliches», so Laudator Heinz Schönenberger. Kunz erhielt den Anerkennungspreis für seine über Jahrzehnte dauernde hervorragende Arbeit als Gitarrist und Komponist.

Förderpreise für Martina Baldinger und «Eventuell»
Der Förderpreis würdige und unterstütze die Konsequenz, mit welcher Martina Baldinger (sie fehlte krankheitshalber) ihre künstlerische Praxis vorantreibe, sagte Laudatorin Katja Herlach über die bildende Künstlerin, die 1984 in Olten geboren wurde. Und über das prämierte Saxofonduo «Eventuell» mit Vera Wahl und Manuela Villiger meinte Laudator Heinz Schönenberger: «Die Energie für die Suche nach neuer Musik, neuen Formen für Uraufführungen –grundsätzlich die Suche nach immer wieder Neuem, Präzisem, das schlussendlich wie-der Eventualitäten zulassen kann, beeindruckt das Jury-Kollegium.» «Eventuell» und André Kunz hatten an der Feier auch für die musikalischen Intermezzi gesorgt.

Die Miniatur eines Monumentchens
Ehrengaben rundeten das Programm ab. Sie fielen Pro Kultur Olten (Interessensvertretung Kultur auf städtischem Gebiet), Marlies und Christian Pflugshaupt (Gönnerwesen), Iris und Christof Schelbert (Kunstmarkt) sowie Peter André Bloch (Herausgeber der Oltner Neujahrsblätter) zu.
Die Ehrengabe in Form eines «Toulouse auf Sockel» war eine währschafte Miniatur des Monumentchens für den König von Olten auf dem Kaplaneiplatz.