
«Alles, was übertrieben ist, ist ungesund»: Foodbloggerin Miriam Bögli über gesunde Ernährung
«Wie willst du nur einmal einen Haushalt führen, wenn du nicht kochen kannst», habe ihr Mami früher zu ihr gesagt, erzählt Miriam Bögli lachend. «So selten und so ungern habe ich gekocht.» Sie lacht, denn heute ist das Kochen aus dem Leben der 31-Jährigen nicht mehr wegzudenken: Gerade hat sie ihr Kochbuch «Böglis Fit-Rezepte by Miriam», das sie gemeinsam mit Janine Urech-Erismann realisiert hat, erneut überarbeitet und eine verbesserte zweite Auflage herausgebracht.
Vor sieben Jahren, «als noch die Meinung galt, dass Gesundes nicht auch lecker sein kann», wie Miriam erzählt, entdeckte sie die gesunde Ernährung via Facebook. Gesund, das heisst unter anderem: ohne Haushaltszucker, der den Blutzuckerspiegel nicht konstant hält und ohne Weissmehl, das weniger Vitamine und Mineralstoffe als etwa Dinkelmehl enthält. Sie begann, Rezepte zusammenzutragen, und startete bald ihre eigene Blog-Seite auf dem sozialen Netzwerk – als Hobby, neben ihrem Beruf als Milchtechnologin im Emmi-Labor und ihrem Nebenjob als Fitness-Instruktorin.
1000 Exemplare gedruckt, auf eigenes Risiko
Aus Angst, ihre Facebook-Seite könnte gelöscht werden, stellte Bögli bald ihr erstes Kochbuch auf der Fotoplattform Ifolor selbst zusammen. «Mit schrecklichen Fotos, fotografiert teilweise in meiner Küche um fünf Uhr morgens», so die Bloggerin. Trotzdem fand das Buch, das eigentlich nur für sie selbst und ihre damals dreiköpfige Familie gedacht war, grossen Anklang: Viele ihrer Kollegen und Freundinnen wollten eines haben. Sie bestellte nochmals 100, doch Ifolor sei mit 60 Franken pro Buch recht teuer. Da kam Marketingfachfrau Janine Urech ins Spiel, die wie Bögli als Fitness-Instruktorin tätig war.

Mit ihrem Kochbuch will Miriam Bögli Gesundes lecker machen.
«Janine sah Potenzial in dem Buch», so Miriam Bögli. Gemeinsam überarbeiteten sie alle Rezepte, Bögli übte sich in Food-Fotografie (bei Tageslicht) und machte richtige Fotos, Urech designte das Buch von A bis Z neu. 1000 Exemplare liessen die beiden vorerst auf eigene Rechnung drucken. «Es war ein Risiko, doch wir waren uns sicher, dass das Buch gut ankommt.»
Kalorienzählen könne auch schädlich sein
In der Tat waren nach kurzer Zeit alle Bücher weg. «Eine Firma schenkte gar allen neu eingezogenen Mietern eines», so Bögli. Schon bald dachten sie deshalb an eine zweite Auflage.
Nun sind die ersten Bücher der neuen Auflage vor wenigen Wochen eingetroffen. Im Vergleich zur ersten hat diese 40 neue Rezepte, ein grosses Gesamtverzeichnis sowie eine Zutaten-Tauschliste für Veganer, Vegetarierinnen, Gluten-Allergiker oder Laktose-Intolerante. «Es war mir wichtig, alle Gruppen einzubeziehen», sagt Bögli.
Auch Nährwertangaben zu Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten sowie Kalorien sind nun enthalten. Wobei sie bei letzterem zuerst gezögert habe, sagt Miriam Bögli: «Weil Kalorienzählen auch schädlich sein kann.» Da aber so viele danach gefragt hätten, jagte Janine Urech schliesslich alle 235 Rezepte durch das Berechnungstool.
Zweite Auflage sorgte für kleinen Gewinn
Leben können sie nicht von den Erträgen des Buchs, das sie für 47.50 Franken verkaufen. Doch nach der ersten Auflage, bei der sie gerade die Druckkosten und die Arbeitszeit herausbekommen hätten, falle jetzt beim zweiten immerhin ein kleiner Lohn ab, so Bögli. Doch sie betont, dass es darum gar nicht gehe: «Wir wollen vor allem zeigen, dass gesundes Kochen einfach, schnell und lecker sein kann.»
Dabei hält sie sich an das Gesunde auch nicht penibel: Denn alles, was übertrieben sei, sei ungesund. «Deshalb schmeisse auch ich zwischendurch einfach eine Pizza in den Ofen.»