Als Strom nicht selbstverständlich war

Fritz Beyeler ist zuhinterst im Uerkental als Kind einer Kleinbauernfamilie geboren worden. Damals, in den Nachkriegsjahren, war es nicht selbstverständlich, dass man zu Hause Strom hatte. «Doch wir hatten elektrisches Licht, ein Bügeleisen und ein Radio – aber nur eine Steckdose», erzählt der 76-Jährige. Die direkten Nachbarn hatten nur Petroleumlampen. «Die Kinder durften darum jeweils in der Schule das elektrische Licht anzünden», erinnert sich Fritz Beyeler. Die Elektrizität, die damals etwas so Spezielles, Neues war, hat ihn fasziniert. Als die Schützengesellschaft Wiliberg-Hintermoos für ein Schützenfest im Haus seiner Eltern den Strom angezapft und eine 800 Meter lange Leitung zum Schützenhaus gebaut hatte, war für den damals Fünfjährigen klar: «Ich werde Elektriker.»

Warmes Wasser in der Küche – das war Luxus

Im Jahr 1961 wurde Fritz Beyelers Traum Realität. Er konnte im Elektrogeschäft Haller in Kölliken seine Lehre beginnen. Mit seinen Eltern und den drei älteren Schwestern war er in der Zwischenzeit in ein Haus an der Hofstrasse in Kölliken gezogen. Das Heimetli im Uerkental mit einer Kuh und drei Ziegen habe keine Zukunft gehabt, sagt Fritz Beyeler. Dafür gab es im neuen Zuhause in Kölliken bereits etwas Luxus: Ein WC mit Wasserspülung, warmes Wasser in der Küche und eine Blechbadewanne in der Waschküche. «So etwas hatte sonst keiner», sagt Beyeler und schmunzelt.

Sein Lehrmeister sei ein ganz besonderer Mann gewesen, sagt Beyeler. Daran erinnert ihn auch ein Datum während seinem ersten Lehrjahr, das er nicht so schnell vergisst: der 2. Januar 1962. «Über Nacht fiel eine riesige Menge schwerer, nasser Schnee. Der Schnee hatte sich auf den Drähten der Freileitungen zu dicken Walzen festgesetzt und die nur 3 mm dicken Drähte sind gerissen.» So lagen überall im Dorf spannungsführende Drähte am Boden. Weil der zuständige Monteur nicht erreicht werden konnte, begannen die Kölliker selbstständig mit den Reparaturarbeiten, die auch am späten Abend noch nicht beendet waren. «Nachts um zehn Uhr waren wir am Ende unserer Kräfte. Es lagen aber immer noch grosse Teile des Dorfes im Dunkeln.» Weil die Arbeiter inklusive Lehrling am Ende des Arbeitstages so durchfroren waren, lud der Chef Ernst Haller alle zum Abendessen in die «Sonne» ein. «Das war schon etwas ganz Besonderes, wenn damals der Chef mit dem Lehrling essen ging», sagt Fritz Beyeler. Dieser Chef habe ihn auch so gefördert, dass er, obwohl er ein Realschüler war, nach vier Jahren einen der besten Lehrabschlüsse gemacht habe, erinnert sich der 76-jährige Kölliker.

Verbindung zum Elektrizitätswerk blieb emotional

Erst 1964, kurz vor Fritz Beyelers Lehrabschluss, gab es für die ganze Bevölkerung Telefonanschlüsse. Telefonmonteur war ein gefragter Beruf und so liess sich Fritz Beyeler in Bern zum Telefonmonteur weiterbilden. Doch dann kam die Wirtschaftskrise und 1975 verlor Fritz Beyeler seine Stelle. Er und seine Frau hatten zu diesem Zeitpunkt zwei kleine Kinder. «So konnten wir die Zeit als Familie geniessen. Ich sage manchmal: Das war Vaterschaftsurlaub», erzählt Beyeler mit einem Lächeln. Kein Wort sagt er, dass die Situation mit zwei kleinen Kindern – später kam ein drittes dazu – und keinem Einkommen bestimmt nicht einfach war. Bis er im Mai 1979 bei der im Bereich Bahnsicherheit tätigen Firma Schweizer Elektronik in Zofingen anfangen konnte, geriet Fritz Beyeler zwei Mal an Arbeitgeber, die entweder nach kurzer Zeit Konkurs gingen oder den Lohn nicht pünktlich bezahlten. «Ich habe immer auf den Schöpfer vertraut, der einen guten Plan für mich hat», sagt er. Und er sollte recht behalten. Bis zur Pensionierung, 31 Jahre lang, konnte er bei Schweizer Elektronik bleiben und wurde vom Abteilungsleiter Bruno Suter immer wieder gefördert. So erlebte Fritz Beyeler mit, wie das Unternehmen von 12 auf über 100 Mitarbeiter wuchs.

Mit dem Elektrizitätswerk Kölliken kam Fritz Beyeler nach seiner Lehrzeit nur noch als Stimmbürger in Kontakt. Zwei Mal hätte es an einen grossen Stromproduzenten verkauft werden sollen. Das letzte Mal im Jahr 2018. Der Entscheid an der Urne war klar: Knapp 65 Prozent sprachen sich dagegen aus, die EWK Energie AG, die zu 100 Prozent der Gemeinde gehört, zu verkaufen. Fritz Beyeler ist glücklich darüber. Nicht nur, weil so der Strom auch weiterhin günstig bleibe. «Das EWK hat eine Geschichte – nicht nur für mich. Ich bin froh, dass wir es behalten dürfen.»