
Alter Wein aus neuen Schläuchen
Ein Wahlkampf – der war einst von überparteilichen Podiumsdiskussionen in den Dorfbeizen, im Säli mit den Fahnenkästen an der Wand, geprägt. Tempi passati. Wie werden heute Wahlkämpfe geführt? Wie gehen Jungparteien vor? Jan Fedeli hat dies im Rahmen seiner Maturarbeit untersucht. Der Oftringer Kantonsschüler hat dafür die Jungsozialisten (Juso) und die Jungfreisinnigen unter die Lupe genommen. Weshalb diese Parteien? Jan Fedeli: «Ich habe die Juso ausgewählt, weil ich diese als stärkste Jungpartei der Schweiz wahrnehme und weil sie mit ihren provokanten Aktionen oft in den Medien erscheint.» Die Jungfreisinnigen hingegen seien weniger medial präsent. «Ich habe diese Partei trotzdem ausgewählt, weil sie einen Kontrast zur Juso darstellt.»
Angesichts dieser Ausgangslage ist eine Erkenntnis aus Fedelis Arbeit verblüffend: «Ich komme zum Schluss, dass sich im Wahlkampfverhalten der Jungfreisinnigen und der Juso nur minimale Unterschiede feststellen lassen. Insbesondere haben beide Parteien auf traditionelle Mittel wie die Plakatkampagne oder den Strassenwahlkampf gesetzt.» Apropos Strasse: Die Wirkung der Wahlpropaganda hat Fedeli auf der Gasse in Form einer Umfrage ausgelotet – er hat aber auch anhand von Literatur abgeklärt, was einen guten Wahlkampf ausmacht. Diesem ging der Oftringer in seiner Arbeit akribisch nach – und mass die Wahlkampfbemühungen auch an den Resultaten der Nationalratswahlen 2015 und 2019.
Das Ergebnis: «Obwohl die Juso dieses Jahr auf aktuelle Themen wie den Frauenstreik oder die Klimabewegung setzten, verloren sie im Bezirk Zofingen massiv Stimmen.» Die Jungfreisinnigen? Die konnten ihre Stimmenzahl im Vergleich zu 2015 nicht ausbauen.
Generell hätten beide Jungparteien einen aktiven Wahlkampf geführt – und auch ausgefallene Ideen umgesetzt. Aber: «Um mehr Wähler zu mobilisieren, benötigt man zwingend grössere finanzielle Mittel.» Die Sozialen Medien sind doch gratis? Fedeli dazu: «Ich denke, dass der Wahlkampf auf Instagram keinen grossen Einfluss auf die Wahlen hatte. Die verschiedenen Accounts hatten dazu schlicht eine zu kleine Reichweite. Zudem ist ein expliziter Schritt vom Like zur effektiven Stimmabgabe nötig.» Die Sozialen Medien dienen aus Sicht von Fedeli vor allem dazu, sich im Internet präsent zu zeigen.
Zum Schluss drei Sätze zum Verfasser. Man vermutet angesichts seiner Maturarbeit richtig, dass Jan Fedeli ein Studium der Politikwissenschaften anstrebt. Daneben ist er musisch begabt. Er singt in zwei Chören sowie in der KantiBand und in seiner eigenen Zofinger Band Y7, in welcher er zudem die elektrische Gitarre spielt.
Serie
Die Kantonsschüler verfassen im letzten Ausbildungsjahr eine grössere eigenständige schriftliche Arbeit. Dabei können sie ein Thema genauer wissenschaftlich untersuchen. ZT/LN stellt in loser Folge einige der an der Kantonsschule Zofingen verfassten Arbeiten vor.