
«Altra Cultura»: Grenzenlose Lachparade par excellence

«Alta Cultura» nennt sich die Action-Comedy-Show von Gaby Schmutz aus Effretikon und Henry Camus aus New York. Seit 20 Jahren sind sie ein Paar und haben sich privat und auf der Bühne treffsicher aufeinander eingespielt. Inzwischen touren sie durch die ganze Welt und haben viele Preise geholt. Dabei fasziniert das Paar durch das Tempo des Ablaufs und die Präzision in der Situationskomik, mit der seine Show laufend versehen ist. Manches ist dabei fast unbegreiflich perfekt, scheint selbstverständlich zu sein – und doch steckt dahinter die hohe Kunst des Entertainments.
Duo Full House sorgt für viel Fun
Sprunghaft landete Henry zu Beginn auf der Bühne und stellte sich als ausserordentlicher Amerikaner vor, was sich in der Folge mehrfach bestätigte. Die Begrüssung machte er in Englisch, Französisch und Italienisch, schliesslich brachte der Schnellredner auch ein «Grüezi mitenand» heraus. Sie seien verheiratet, aber nicht miteinander; Gaby behaupte glücklich, er beschränke sich auf verheiratet. Dann begann schon der erste Zweikampf im Jonglieren. Die Keulen flogen hin und her, wurden mit Händen und Beinen aufgefangen und zurück befördert. Dasselbe geschah mit keinen roten Bällen, die am Schluss in Henrys Augen und Mund landeten und dort hängen blieben. Das war nur einer von vielen verblüffenden Tricks.
Ein anderer geschah, als Henry von Gaby das Notenalbum für einen Pianovortrag erhielt. Sein Instrument bezeichnete er verächtlich als «Bonsai-Steinway». Beim Blättern im Notenheft fand er nur leere Seiten, wenn es Gaby zur Hand nahm, waren tatsächlich Noten darin. Beim zweiten Versuch schaute Henry erschrocken auf halbnackte Girls. Noch konnte er aber nicht mit dem Vortrag beginnen, Gaby zwang ihm wegen «Alta Cultura» einen Frack auf, dessen Schwalbenschwänze ihm ständig in den Weg kamen. Er wolle etwas wirklich Berührendes spielen, versprach er. Das ist ihm auch gelungen, aber anders als gedacht: Der Teller des Klavierstuhls brach ein und er sass auf dem einbeinigen Stab des Stuhles. Schmerzerfüllt rannte er über die Bühne und verschwand für kurze Zeit im Hintergrund. Als er wieder auftauchte, war der durchlöcherte Hosenboden mit Pflastern verklebt. Dass Henry wirklich ein Meister des Klavierspiels ist, bewies er später im unendlich bewegenden «Adagio cantabile» aus Beethovens «Sonate Pathétique». Ein anderes Mal legte er sich auf den Rücken, langte verkehrt nach den Tasten, stützte mit den Beinen die waagrecht auf ihm liegende Gaby: Ein akrobatisches vierhändiges Klavierspiel.
Artistische und geistige Finesse
Nach der Pause ging es weiter mit schier unglaublicher Jonglierkunst. Gaby hatte inzwischen ihren Henry zum dienstbereiten Hausmann im Putzen dressiert. Das zeigte der fliegende Austausch von Besen, Bürsten und Schaufeln. Das Befinden seiner Partnerin horchte er mit einer Art Gemütslaser ab. Auf den Kopf gelegt, erklang entweder ein lüpfiger Ländler oder ein undefinierbares Brausen. Diese Untersuchungen dehnte Henry gegen den Schuss hin auch auf das Publikum aus, bei den meisten Abgehörten mit befriedigendem Ergebnis. Nur bei einem stellte er «No Signal» fest. Dann bat er offenbar zwei besonders geeignete Testpersonen auf die Bühne. Die beiden Zofinger Herren integrierten sich sofort in die Performance von «Alta Cultura» . Als wären sie schon immer dabei gewesen, hoben sie Gaby auf die Schultern und bewunderten aus Nahsicht die Kunststücke von Henry, wenn er auf dem Hochsitz seines einrädrigen Vehikels einige Runden auf der Bühne drehte. Kein Zweifel: Das Duo «Full House» belegt eine Spitzenposition in Gattung «Action Comedy».