
alv-Geschäftsführer Manfred Dubach: «Ohne Wissen gibt es keine Kompetenz»
Er hat sich während 19 Jahren im Grossen Rat mit Engagement und Sachverstand als Bildungs- und Finanzpolitiker weit über die Parteigrenzen hinaus einen Namen gemacht: Manfred Dubach. Weshalb ist der Zofinger Sozialdemokrat zum Jahreswechsel zurückgetreten? «Ich bin in den Vorstand der Aargauischen Pensionskasse – bei dieser sind auch die Staatsangestellten versichert – gewählt worden.» Für Dubach könnte ein Doppelmandat APK und Grossrat fallweise zu Interessenskonflikten führen. Dies – neben der langen Amtsdauer – ein Grund für den Rücktritt – der ihm insofern leichtgefallen sei, als der Aarburger Gemeinderat Rolf Walser nachgerückt ist. «Mein Nachfolger ist als Schulleiter in bildungspolitischen Themen sehr kompetent», sagt Dubach.
Bildungspolitik – für die lebt Dubach. Studiert hat er Biologie und Chemie. Als ehemaliger Spitzenhandballer und Schweizer Meister besitzt er auch das Sportlehrerdiplom. Der heute 62-jährige war lange Jahre Lehrer, Rektor und Schulleiter an der Bezirksschule Oftringen. 2008 wurde er Präsident der Konferenz der aargauischen Staatspersonalverbände (KASPV) – und 2010 Geschäftsführer des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (alv). Eine Funktion, die er bis heute ausübt.
Bildungspolitik: Da steht aktuell der neue Lehrplan im Rampenlicht. «Dieser ist im Grundsatz zu begrüssen – sich Kompetenzen zu erwerben ist wichtig», sagt Dubach. Leider werde zu oft ein Gegensatz zwischen Wissen und Kompetenzen herbeigeredet: «Ohne Wissen ist keine Kompetenz möglich.»
Aus Sicht Dubachs bringt die sogenannte Neuressourcierung der Schule Aargau mehr Veränderung als der neue Lehrplan. Neuressourcierung? Ein komplexes Thema. Sie tritt auf das nächste Schuljahr in Kraft und basiert auf einer Schülerinnen- und Schülerpauschale, die den Schulen zugesprochen wird. Zusatzkomponenten berücksichtigen (fremd-)sprachliche und soziale Faktoren. Dies kann der Schule vor Ort ein Mehr an Gestaltungsmöglichkeiten bringen, und damit pädagogische Vorteile. «Allerdings nur dort», sagt Dubach, «wo es gute und kompetente Schulleitungen gibt.» Der alv habe gewisse Befürchtungen, dass das neue System nicht von Anbeginn an überall gut laufen wird. Schwache Schulleitungen? So will das Dubach nicht ausdrücken. Aber es gilt pädagogische Kompetenzen und Führungskompetenzen besser unter einen Hut zu bringen. Defizite macht Dubach da und dort bei den Führungskompetenzen aus. «Führungsausbildung tut not, was erkannt ist.»
In diesem Jahr fällt der Entscheid, ob der Aargau künftig auf Schulpflegen verzichtet. Dubach erachtet diesen Schritt als zukunftsweisend. «Den Schulpflegen sind nach Einführung der Schulleitungen lediglich die Bereiche Personalführung und Strategie verblieben. Strategische Planungen ohne Finanzkompetenzen – die liegen beim Gemeinderat – machen keinen Sinn.»
In Zofingen ist eine Reduktion der Sitze im Stadtrat von sieben auf fünf ein Thema. In diesem Zusammenhang geht man davon aus, dass die bisherigen Schulpflege-Aufgaben den Stadtrat mit einem 30-Prozent-Pensum belasten werden. «Das genügt nie», sagt Dubach. Generell findet er eine Verkleinerung des Stadtrats im aktuellen Umfeld keine gute Idee.
Apropos Verkleinerung. Eine solche des Grossen Rats von 200 auf 140 Sitze im Jahr 2005 hat Dubach als aktiver Parlamentarier erlebt. Was hat sie aus seiner Sicht gebracht? Die Debatten seinen durchaus kürzer geworden, hätten aber nicht an Qualität gewonnen. Ein Problem macht er bei den Gewählten – aber auch in gesellschaftlichen Veränderungen aus. «Vertieftes Sachwissen ist zur Mangelware geworden – der Grosse Rat zu einem Sprungbrett für politische Karrieren.» Die Debatten im Plenum und die Äusserungen in den Medien zielten oft weniger auf das Thema als auf einen bevorstehenden Wahlkampf ab.
Weniger Sachwissen der Legislative mache die Verwaltung mächtiger. Insbesondere bei den Staatsbudgets habe sie die Federführung. Dies sei vom Fachwissen her auch klar. Nur: die zuständige Kommission heisse Kommission für Aufgabenplanung und Finanzen. Der erste Auftrag bezüglich der Aufgabenplanung werde nur noch ungenügend wahrgenommen.
Dubach und die SP. Er ist selber gut verdienend und Hausbesitzer: «Ich setze mich für die Anliegen der gesellschaftlich Schwächeren ein – auch wenn ich dadurch persönlich finanzielle Nachteile habe.» Die SP als staatsnahe Partei? Persönlich betrachte er das staatliche Handeln durchaus auch kritisch – aber stehe zu dessen sozialen Institutionen. Und was die aktuellen Debatten über den künftigen Kurs der SP betrifft, meint Dubach: «Kontroverse Diskussionen sind in einer Partei nötig und befruchtend – allerdings ist es danach zwingend, einen Kompromiss zu finden, der die Partei weiterbringt.»