
«Am Telefon wissen noch längst nicht alle, dass ich Schweizerin bin»
Einbürgerungspraxis in Nebikon
In der Gemeinde Nebikon können sich ausländische Staatsangehörige einbürgern lassen, die seit mindestens zehn Jahren in der Schweiz und seit drei Jahren in Nebikon wohnen. Das Gesuch wird durch die rund 10-köpfige Bürgerrechtskommission geprüft. Für das Verfahren erhebt die Gemeinde Gebühren zwischen 1200 und 2000 Franken pro Gesuch. (rzu)
Schliesslich konnte sie die Frage mit Ja beantworten. Immer wieder habe sie ihre 7-jährige Tochter Erina gefragt: Sind wir jetzt Schweizer? So erzählt es Valentina Vejseli. Sie, ihr Mann Flurim und ihre drei gemeinsamen Kinder erhielten im Sommer vor einem Jahr den Schweizer Pass. Das Ehepaar hat sich bereit erklärt, im Rahmen der Serie «Einbürgerungen» über dieses Thema zu sprechen.
Die Familie stellte im September 2017 ihren Einbürgerungsantrag. Dazu gehörte ein Lebenslauf – ausführlich in Aufsatzform und handgeschrieben. «Fünf Versuche brauchte ich», sagt Valentina Vejseli und lacht. Anschliessend folgten Gespräche mit der Gemeindeschreiberin und später mit der Einbürgerungskommission. Schliesslich konnte die Familie im Sommer 2018 ihre roten Pässe in den Händen halten.
Valentina kam als 4-Jährige in die Schweiz
Nun fühle sie sich komplett, sagt die Valentina Vejseli in der Wohnung unweit des Bahnhofs. «Am Telefon wissen zwar noch längst nicht alle, dass ich Schweizerin bin», sagt die 37-Jährige, lacht und fügt hinzu: «Der Name, der ist und bleibt kosovarisch.» Valentina ist als 4-jährige Tochter kosovarischer Eltern in die Schweiz gekommen. Die Einbürgerung war für sie ein Leichtes. Schliesslich hat sie auch die Sakramente der Schweizer Integration absolviert: Kindergarten, Schule, Lehre, Arbeit. Die Gespräche mit der Einbürgerungskommission fielen dementsprechend kurz aus. Den Kosovo kenne sie quasi nur aus den Ferien, sagt Valentina.
Während Ferientagen im Kosovo hat sie auch ihren Mann Flurim Vejseli, damals Fussballprofi im Kosovo, kennen gelernt. 2005 heirateten die beiden, er kam daraufhin in die Schweiz. Die Einbürgerung beziehungsweise die Integration sei auch ihm nicht schwergefallen. Schliesslich ging er fünf Tage nach seiner Ankunft in der Schweiz bereits einer Arbeit nach. Und das Fussballspielen – auch wenn nur noch als Hobby in der Schweiz – tat sein Übriges. «Ich war jeden Tag mit Leuten in Kontakt, deshalb lernte ich die Sprache ziemlich schnell», sagt Flurim.
Die Autoversicherung ist viel günstiger geworden
Nicht zuletzt hatte der Schweizer Pass für die Familie einen weiteren unerwarteten Vorteil: So sei beispielsweise die Autoversicherung um mehrere hundert Franken günstiger geworden. «Das finde ich eigentlich nicht so fair und diskriminierend», schiebt Valentina nach.
Das Reisen sei durch die Einbürgerung ebenfalls einfacher geworden, so die Doppel-bürgerin. Die Familie reist jedes Jahr in die Republik Kosovo und in benachbarte Balkanstaaten. Auch diesen Sommer. Sie gehe gerne in den Kosovo, leben könnte sie dort aber nicht. «Das ist meine Herkunft – das würde sich auch nach hundert Jahren in der Schweiz nicht ändern.»