An der Kantonsschule Olten steht Kunst im Dialog mit der Architektur

85,8 Mio. Franken Verpflichtungskredit und damit die bisher höchste Betrag für die Sanierung eines Gebäudes gab der Kantonsrat 2012 für die Kantonsschule Olten frei. Und gemäss Gesetz soll bei jedem Bauvorhaben des Kantons ein gewisser Prozentsatz für Kunst am Bau zum Einsatz kommen.

Der Regierungsrat bewilligte aufgrund dessen 2019 einen Gesamtkunstkredit in der Höhe von 270000 Franken und wählte dafür eine Kunstkommission und eine Jury. Von dieser wurde daraufhin vorgeschlagen, einen zweistufigen Projektwettbewerb mit Präqualifikation und Projektwettbewerb für Kunst am Bau an der Kantonsschule Olten durchzuführen, was ebenfalls vom Regierungsrat genehmigt wurde.

Die Jurymitglieder Christoph Rölli, David Brunner, Annatina Graf, Eva Inversini, Zilla Leutenegger, Roland Nyffeler, Jürg Orfei, Peter Trost und Thomas Woodtli verlangten ein zweistufiges Auswahlverfahren mit Präqualifikation zum Wettbewerb und anschliessendem Projektwettbewerb. Zur ersten Phase meldeten sich 66 Kunstschaffende, zum Wettbewerb wurden sieben eingeladen.

Bedeutende Solothurner Kunst vorhanden

Auf dem Areal der Kantonsschule Olten gab es seit ihrer Eröffnung 1975 eine Reihe von Arbeiten wichtiger Kunstschaffenden des Kantons zu sehen. Arbeiten von Roman Candio, Schang Hutter, Oscar Wiggli, Franz Eggenschwiler, Agnes Barmettler und anderen prägten das Erscheinungsbild. Jene Kunst am Bau-Lösung wurden damals als sehr gelungen bezeichnet, «da die Kunstschaffenden mit der Formensprache ihrer Werke einen Kontrapunkt zur wuchtigen Architektur der Kantonsschule gesucht hatten». (Zitat: Peter Killer).

«Diese reichhaltige, erste Kunst am Bau soll nach der Sanierung auch wieder an ihren angestammten Platz kommen», sagt Christoph Rölli, Präsident des Kantonalen Kuratoriums für Kulturförderung des Kantons und gleichzeitig Jury-Mitglied und Kunstkommissions-Vorsitzender. «Auch wenn wir heute teilweise gar nicht mehr so genau wissen, wo die ursprünglichen Standorte für einige Kunstwerke waren. Denn im Lauf der Jahre wurde doch hin und wieder etwas neuen Erfordernissen angepasst und umgestellt», hat er inzwischen erfahren.

Die wichtigste Wettbewerbsaufgabe für die Kunstschaffenden heute war, ihre Kunstintervention in den Dialog mit der Architektur und gleichzeitig mit der bestehenden Kunst zu stellen. «Kunst am Bau hat sich entwickelt», sagt dazu Christoph Rölli. «Während man früher eher geneigt war, ein öffentliches Gebäude mit Kunst zu «möblieren», geht es heute darum, mit Kunstinterventionen eine Architektur zu begleiten, weiter zu entwickeln oder einem Raum neue, erweiterte Zugänge zu verschaffen.»

Diese Anforderungen sowie die künstlerische Qualität und auch noch einige andere mehr wie technische, statische oder finanzielle Vorgaben haben Renate Buser und Chris Hunter am besten bewältigt, ist dem Jurybericht zu entnehmen. «Nach Meinung einer überwiegenden Mehrheit der Jury bildet die Kombination (dieser beiden Kunstinterventionen, die Red.) ein stimmiges Ensemble, das den Ort und die dort Anwesenden sinnig reflektiert. Hinzu kommt, dass die beiden Interventionen einen Grossteil der Gebäude zu bespielen vermögen, ohne diese zu dominieren.»

Kunst am Bau in der Kanti Kantonsschule Olten. Holz- und Metallstelen aus der Entstehungzeig von Schang Hutter
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Die Sanierung der Kantonsschule Olten ist die bisher teuerste Sanierung des Kantons Solothurn
 

Renate Buser und Chris Hunter’s Kunst

Renate Buser, die aus Aarau stammt und in Basel lebt, hängt «Schwebende Bildwände» auf. Sie veranschlagt dafür ein Kostendach von 180000 Franken. Ihre Bildwände sind in verschiedenen Teilen in den Innen- auch Aussenräumen der Kantonsschule anzutreffen. Buser spürt den Materialien, Gegenständen, aber auch der bisherigen Kunst in den Räumen nach, fotografiert diese und überträgt sie auf wandgrosse feinperforierte Planen.

So verschieben sich reale und künstliche Abbildungen für die Betrachter, werden zu Tromp l’oeil oder wie es im Jurybericht steht: «Die Bildwelt ist im eigentlichen Sinn wiederverwertet und eröffnet gleichsam einen neuen Blick.»

Chris Hunter, er lebt und arbeitet in Basel und Chur, konnte die Jury mit «Let’s talk about III» überzeugen. Ursprünglich hat Hunter drei Interventionen geplant, wobei die Jury aber nur eine davon als umsetzungswürdig erachtet. Er bespielt dabei das bestehende Amphitheater beim Haupteingang, indem er dessen Sitzreihen mit Platten aus eloxiertem Aluminium kennzeichnet, welche er in Regenbogenfarben erstrahlen lässt.

So entsteht, schon von überall her sichtbar, «ein Symbol für dynamische Meinungsbildung, Offenheit, flexibles Denken und Zusammenarbeit», so der Jurybericht. Er plant dafür ein Kostendach von 50000 Franken. Die Jury hebt bei Ihm weiter hervor, dass diese Intervention mit sehr einfachen Mitteln einen hohen Effekt erzielt und thematisch an der Lebenswelt der wichtigsten Akteure vor Ort, den Schülerinnen und Schülern, anknüpft.

Die Architektur der Kantonsschule Olten

Die Kanti Olten wurde 1969-1974 vom Architektenteam Marc Funk und Hans-Ulrich Fuhrimann erbaut. Sie ist ein wichtiger Zeuge aus der Zeit des «Brutalismus» (franz. Béton brut, dt. roher Stein).«Sie zählt heute zu den bedeutendsten Schulhäusern der Nachkriegsmoderne in der Schweiz», urteilt der Kunst- und Architekturhistoriker Michael Hanak. Sie wurde förmlich aus dem Wald geschnitten und aus dem Felsen gesprengt. Mit den heute geltenden Bauvorschriften wäre ein vergleichbares Bauvorhaben so kaum mehr möglich.

Das Gebäude befand sich nach 45-jähriger Nutzungsdauer in einem allgemein schlechten baulichen Zustand. Eine umfassende Sanierung wurde nötig, technische Mängel mussten behoben werden und dem heutigen Schulbetrieb, sowie heutigen energetischen Erfordernissen angepasst werden. Geplant war eine Bauphase von sechseinhalb Jahren – während des Schulbetriebes. Im kommenden April 2022 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.