Anleitung zur Selbstdemontage

Wär hätte das gedacht: Die Affäre um den Genfer Staatsrat Pierre Maudet ist nun also auch im Aargau angekommen. Die Bürgerlich-Demokratische Partei will verhindern, dass sich hier ein ähnlicher Fall so untertäglich in die Länge ziehen könnte. Die BDP will im Frühjahr eine Initiative starten mit dem Ziel, dass das Kantonsparlament Regierungsräte mit einer Dreiviertelmehrheit in die Wüste schicken kann. Ein Wahlkampf-Gag? Betrachtet man die Dimensionen der Affäre, muss man sagen: So eine Reissleine kann nicht schaden.

Das hochnotpeinliche Epos um Pierre Maudet hat bizarre Züge angenommen. Man muss zum Schluss kommen: Es ist unmöglich, dass dieser Mann wirkliche Freunde haben kann. Wirkliche Freunde würden ihn vor sich selbst schützen. Sprich: Sie hätten ihn längst zum Rücktritt gedrängt.

Der Fall ist nicht nur ein politisches, sondern inzwischen auch ein menschliches Drama. Wie Maudet mit seiner blinden Sturheit alles unternimmt, sich den Weg in die Zukunft zu verbauen, grenzt an Selbstzerstörung. Inzwischen ist er in der Genfer Kantonsregierung fast ohne Macht und seit dieser Woche auch ohne Kolumne im «Blick».

Egal, wie er ausgeht: Der Fall Maudet wird Polit-Strategen und PR-Beratern künftig als Lehrbuchbeispiel dienen: Es dokumentiert, wie ein zügiger Rücktritt Türen öffnen könnte – und welchen immensen und irreparabeln Schaden ein Hinauszögern eines Rücktritts anrichten kann. Wenn Maudet im ersten Sturm des Abu-Dhabi-Skandals erhobenen Hauptes den Hut genommen hätte: Welche Rolle hätte der Skandal bei einem Comeback – sagen wir in fünf Jahren – gespielt? Kann man sich jetzt in Comeback überhaupt noch vorstellen? Eben.

Man muss es sagen: Pierre Maudet kann einem inzwischen leid tun.