
Auch Leute mit geringem Pflegebedarf sind im Heim
Verblüffendes konnte die Zofinger Stadträtin Rahela Syed im Jahresbericht der Stadt zum Pflegebereich des Seniorenzentrums vermelden. Der Anteil der hospitalisierten Männer nahm massiv zu – die Eintritte hielten sich mit jenen der Frauen praktisch die Waage. Völlig unüblich. Ein statistischer Ausreisser?
Seit einigen Tagen liegt eine kantonale Statistik zum Thema auf, welche einen solchen Trend verneint. Und auch aufzeigt, dass der Pflegebedarf für neu eintretende Personen steigt. 2019 betrug der durchschnittliche Pflegebedarf bei Eintritt in ein Alters- oder Pflegeheim 96 Minuten pro Tag. Das sind laut Statistik Aargau im Vergleich zu 2018 drei Minuten mehr. Der Anteil der neu Beherbergten, welche über 200 Minuten Pflege beanspruchen, beläuft sich auf 2,8 Prozent.
Hingegen haben 22,1 Prozent der neu Eingetretenen einen Pflegebedarf von weniger als 40 Minuten. Dieser könnte eventuell auch durch Spitex-Leistungen gedeckt werden, kommentieren die Statistikerinnen und Statistiker und stellen fest: «Neben der Pflegebedürftigkeit führen offensichtlich noch weitere Gründe zu einem Eintritt in ein Alters- oder Pflegeheim.»
Wie alt sind die Menschen, wenn sie in ein Heim eintreten? Im Jahr 2019 war für die Anzahl Beherbergter bei den 75- bis 94- sowie bei den über 95-Jährigen ein Anstieg von 3,8 bis 9,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr festzuhalten. Die Anzahl jüngerer Beherbergter (65- bis 74- und 80- bis 84-jährig) ging zwischen 1,8 und 2,4 Prozent zurück. Den stärksten Anstieg in absoluten Zahlen hatten über die letzten 13 Jahre die 85- bis 89-Jährigen, stellt Statistik Aargau fest. Die Anzahl der Beherbergten in dieser Altersgruppe stieg von 1904 im Jahr 2006 auf 2989 (+ 57,0 Prozent) im Jahr 2019.
Wie sieht es bei der Spitex aus? Das Total der verrechneten Stunden für pflegerische und hauswirtschaftliche Spitex-Leistungen hat im letzten Jahr um 83 580 Stunden (+6,0 Prozent) zugenommen. Seit dem Jahr 2006 beträgt der Anstieg 864 726 Stunden (+139,6 Prozent). Dieser Anstieg könne zum Teil durch die Veränderung im Bestand der Kundinnen und Kunden erklärt werden. Im Jahr 2019 hat die Gruppe der über 80-Jährigen 55,3 Prozent der verrechneten Stunden in Anspruch genommen. Diese Altersgruppe sei in den letzten 13 Jahren am stärksten gewachsen. Personen unter 20 Jahren brauchen seit 2006 stets am wenigsten Spitex-Leistungen. Im letzten Jahr benötigte die jüngste Gruppe 1,2 Prozent weniger Stunden als im Vorjahr. (bkr)